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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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Gefühl der Erlösung beschreiben! Selbst meine laufende Nase ist willkommen.« Sein Kichern machte ihr Angst. »Habt ihr noch mehr von dem Brot?«
    Braston runzelte die Stirn. »Wir haben es dir gesagt, nicht hier.«
    Mergan ächzte, erhob sich, und seine Augen nahmen einen harten Ausdruck an. Unsicher folgten die anderen beiden seinem Beispiel und standen auf.
    »Aber was«, sagte er, »soll dieses Gerede vom Tod?«
    »Kein Gerede«, mischte Braston sich schnell ein. »Es sei denn, du meinst den Tod unserer Feinde!«
    Mergan wandte sich ärgerlich gegen ihn. »Nein! Ich schere mich nicht um Feinde. Ich habe genug getan! Ich habe zu lange gelebt, ohne eine Wahl oder eine Entscheidung zu haben. Ich habe mir das eingebrockt, weil ich nur für andere gelebt habe. Von jetzt an entscheide ich, was ich tue!«
    Yalenna breitete die Hände aus und versuchte, ihn zu beruhigen. »Ja, das ist natürlich in Ordnung. Es ist alles gut, Mergan.«
    »Denk nur daran, wie behaglich es sein wird«, versuchte es Braston, »in einem echten Federbett zu schlafen.«
    »Das reicht nicht, um mich zu ködern. Ihr denkt, ich sei es euch schuldig, ist es das? Dass ich wieder auf eine Weise, die ihr bestimmt, arbeiten und schuften werde?«
    »So ist es nie gewesen«, wandte Yalenna ein, die langsam ärgerlich wurde, »und es ist auch nicht das, was wir jetzt von dir erbitten. Wir waren immer eine Gruppe, die zusammenhielt. Bei der Großen Magie, Mergan, du warst derjenige, der uns zusammengebracht hat!«
    »Dass ich mich mühe und Opfer bringe«, fuhr er fort, als habe er sie nicht gehört, »zum Wohl eines Landes, das mich vergessen hat? Dass ich mich euch anschließe, euch, die mich so vollkommen im Stich gelassen haben, die mich haben schmachten und verfaulen lassen?« Er fuhr Yalenna an. »Du denkst, ich will sterben? Du irrst dich! Was ich will, ist leben!«
    Er stach mit den Fingern in ihre Richtung, und Wirbel von komprimierter Luft schlugen ihr und Braston gegen die Stirn. Sie wurde wie eine Puppe weggeschleudert, und alles um sie herum versank in Schwärze.
    Einige Zeit später erwachte sie mit schmerzenden Gliedern und ein wenig benommen. Braston war in der Nähe. Er stützte sich auf sein Schwert und starrte auf den heller werdenden Himmel. Schwache Streifen am Horizont schmolzen langsam vor dem Sonnenaufgang dahin.
    »Mergan?«, fragte sie.
    Braston schaute zu ihr hinab, dann drehte er sich wieder zur Morgendämmerung um.
    »Er ist fort.«
    Yalennas Instinkt trieb sie danach, ihn sofort zu suchen, obwohl sie wusste, dass es keinen Sinn hatte. Mergan konnte überall sein, da er reichlich Zeit gehabt hatte, sich im Fadengang davonzumachen, während sie bewusstlos gewesen waren.
    »Yalenna«, sagte Braston leise. »Er wird zu uns kommen. Er ist lediglich verwirrt – er denkt immer noch, dies alles sei ein Traum. Zweifellos werden einige Tage ihn vom Gegenteil überzeugen.«
    Sie war sich da nicht so sicher, nickte aber schwach.
    »Er hasst uns nicht wirklich«, stellte Braston fest.
    Wieder war sie sich nicht so sicher.
    Zusammen konzentrierten sie sich auf den Fadengang zurück nach Althala. Während sie versuchte, alle Sinne beisammenzuhalten, verirrten sich ihre Gedanken immer wieder zu Mergans zornig verzerrtem Gesicht. Schließlich zwang sie sich zu äußerster Konzentration und blinzelte in Richtung Süden, bis die Welt begann, an ihr vorbeizufließen. Licht sickerte wie Ströme aus Honig an ihr vorbei, während ihre gelösten Fäden über Ilduin hinwegschossen, auf die amorphe weiße Masse von Althala zu. Sie hielt auf den Platz zu, aber irgendwie wies er sie ab, stieß sie zurück, sodass sie ins Trudeln geriet. Obwohl sie in diesem Moment kein echtes Bewusstsein hatte, folgte sie Brastons ähnlich betroffenen Fäden ein Stück zurück zu einem anderen vertrauten Ort. Dort formten sie und Braston sich aus ihren Fäden neu.
    Braston schaute sich um. »Warum sind wir hier angekommen? Ich habe den Platz angepeilt.«
    »Ich auch.« Sie war verwirrt, desorientiert. »Das ist mir schon einmal passiert.« Sie rieb sich die Schläfen. »Als ein unerwartetes Hindernis an der Stelle stand, die ich erreichen wollte. Vielleicht sind zu viele Menschen auf dem Platz?«
    »Warum? Heute ist kein besonderer Anlass.«
    Sie hielt sich den Magen; ihr wurde immer ein wenig schlecht, wenn ihre Struktur sich neu bildete.
    »Irgendetwas stimmt hier nicht«, sagte sie.
    Das Lager der Rekruten zog sich weitläufig längs der Straße hin, aber es wirkte

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