Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)
aus. »Niemand behauptet, Sie seien unfähig – trotzdem hält sich Ihr Können in Grenzen.«
Dreieinhalb Minuten. »Haben Sie das den Männern erzählt, die mich in Ihrem Auftrag töten sollten?«
Seine Augen verschleierten sich und nahmen einen Ausdruck von Bedauern an. »Das war Brightfellows Idee – er wollte von Anfang an, dass ich Sie erledigen lasse, und nachdem Mairi uns mitgeteilt hatte, dass Sie herumschnüffeln … Ich hatte gehofft, dass es uns gelingt, Sie abzuschrecken oder zu kaufen. Aber vermutlich haben Sie vor dem Alten mehr Angst als vor mir.«
»Ganz recht«, erwiderte ich. »Wo ist Ihr Hauszauberer eigentlich?«
»Keine Ahnung. Seit der Party habe ich ihn nicht mehr gesehen. Nehme an, er hat sich davongemacht. Nicht viele haben den Mumm, die Partie zu Ende zu spielen.«
»Wohl wahr«, stimmte ich ihm zu. Zweifellos log er mich an. Brightfellow war sicher irgendwo im Souterrain, mit den Händen um Zeisigs Hals.
Beaconfields Hand glitt zum Griff seines Schwerts. »Wir sind uns nicht so unähnlich, wie Sie meinen. Wir beide sind Krieger, Kinder einer Zeit, die von Tod und Blutvergießen geprägt war. Deshalb kann es zwischen uns keine Unaufrichtigkeit geben, deshalb spreche ich als Bruder zu Ihnen. Die Männer, die Sie getötet haben, meine Freunde – keiner von denen konnte mir das Wasser reichen. Das kann niemand. Es hat noch nie jemanden gegeben, der so gut gewesen ist wie ich, in all den Jahrhunderten nicht, bis zurück zu der Zeit, als der erste Mensch seinen Bruder mit einem Stein erschlug. Ich bin eine perfekte Mordmaschine, der vollendete Killer, ein Künstler in der ältesten und edelsten Betätigung des Menschen.«
»Haben Sie das vor einem Spiegel einstudiert?«
»Mäßigen Sie Ihren Ton.«
»Leute Ihres Schlages kenne ich, seit ich lebe – Rotzjungen, die ein Stück Stahl in die Hand bekommen und meinen, das mache sie zum Mann. Sie halten sich für was Besonderes, weil Ihre Hand ein bisschen schneller ist als die von anderen, ja? Wenn ich durch die Unterstadt gehe, komme ich an Dutzenden solcher Leute vorbei – der einzige Unterschied zwischen denen und Ihnen ist der, dass Sie besser gekleidet sind.«
»Warum unterhalten Sie sich überhaupt mit mir, wenn ich so uninteressant bin?«
»Gute Frage.« Inzwischen mussten bereits fünf Minuten vergangen sein. Bei Sakras baumelndem Schwanz, warum dauerte das denn so lange? Wenn Beaconfield nicht so größenwahnsinnig und großsprecherisch gewesen wäre, wäre ich jetzt schon tot, da machte ich mir keine Illusionen. »Warum haben Sie es getan?«, fragte ich. »Ich weiß, was geschehen ist, würde es aber gern verstehen.«
»Was soll ich dazu sagen? Ich brauchte Geld, sie hatten es – zumindest nahm ich das an. Ich hatte niemals das Bedürfnis, mein Land zu verraten, aber wie Sie selbst einmal gesagt haben: Bestimmte Dinge passieren einfach.«
Verzweifelt zählte ich die Sekunden. »Ihre jämmerlichen Spionageversuche interessieren mich nicht. Wie sind Sie mit Brightfellow zusammengekommen? Wann hat das mit den Kindern angefangen?«
Er sah mich verblüfft an, und ich begriff mit zunehmendem Entsetzen, dass das nicht gespielt war. »Was für Kinder?«
Der Boden unter uns explodierte und schleuderte mich gegen die Wand.
Ich glaube, in der Geschichte des Krieges hat es nie eine inkompetentere Logistiktruppe gegeben als die, unter der ich während des Großen Krieges zu leiden hatte. Fünf Jahre lang mussten wir uns ohne grundlegende Dinge wie Verbandszeug, Stiefelnägel oder Ruß zum Schwärzen der Gesichter behelfen. Nachdem wir Donknacht erobert hatten, gab es dann plötzlich alles im Überfluss. Sättel für Pferde, die längst tot waren, Rüstungen, von denen niemand wusste, wie man sie anlegte, Kisten voller Wollsocken, als hätte der Krieg unsere Gliedmaßen vermehrt statt vermindert. Als ich aus der Armee ausschied, besaß ich so viele Waren, dass ich ein Geschäft damit hätte aufmachen können. Und über noch etwas verfügte ich, über etwas, das man gewöhnlich nicht beim Kaufmann um die Ecke findet, nämlich fünfundzwanzig Pfund Schwarzpulver sowie die erforderlichen Zündvorrichtungen.
Einen Teil davon hatte ich aufgebraucht, als ich noch die graue Kluft trug. Einen weiteren Teil hatte ich darauf verwandt, mir einen Namen zu machen, nachdem ich aus dem Dienst der Krone ausgeschieden war. Der Rest kam gerade zum Einsatz, um die Lächelnde Klinge mit den Freuden der modernen Kriegführung bekannt zu machen.
Die
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