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Der Herr der Welt

Der Herr der Welt

Titel: Der Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Darlton herein. Sie schaut mich kurz an, ob ich ihre Hilfe benötige, aber ich sage nur: »Vielen Dank.«
    Dann wende ich mich Mrs. Darlton zu. Mit einer freundlichen Geste lade ich sie ein, sich zu setzen, und sie nimmt vor meinem Schreibtisch auf dem Besuchersessel Platz. Sie ist schön, sehr schön, und in ihrem Leiden erscheint sie mir begehrenswerter als im gesunden Zustand. Die sorgenvollen Falten auf ihrer Stirn, die tief umschatteten, geröteten Augen, das nervöse Zucken ihres Mundes ...
    Vor einer Woche ist sie das erste Mal in meine Praxis gekommen. Ich habe sofort erkannt, daß sie an Narkolepsie leidet. Sie ist süchtig nach Schlaf. Tagsüber fällt sie, ohne daß sie sich dagegen wehren kann, in minutenlange Schlummer.
    Eigentlich müßte ich sie sofort an einen Nervenarzt überweisen, aber ich glaube, ich werde das Problem schon selbst in den Griff bekommen. Dazu ist sie eine viel zu attraktive Patientin, als daß ich sie so einfach gehen ließe.
    »Nun?« frage ich und setze ein vertrauenerweckendes Lächeln auf. »Wie ist es Ihnen in der letzten Woche ergangen?«
    Sie lächelt zurück, mechanisch, gequält.
    »Es war eine einzige Katastrophe«, sagt sie. »Ich mußte mit dem Zug nach New York fahren und bin, kurz bevor wir die Stadt erreichten, eingenickt. Das Gleiche ist mir während einiger wichtiger Gerichtstermine passiert. Ich werde meine Klienten verlieren, wenn das so weitergeht.« Bei ihrem ersten Besuch hat sie mir erzählt, daß sie als Rechtsanwältin in einer angesehenen Kanzlei tätig ist. Eine verantwortungsvolle und sicherlich streßreiche Aufgabe.
    »Und was das Schlimmste ist«, fährt sie fort, »ich habe das Gefühl, daß die Schlafphasen immer länger andauern.«
    Ich setze eine zugleich sorgenvolle wie zuversichtliche Miene auf. Sorgen macht ihre Krankheit, während ich die Zuversicht verkörpere.
    »Sie haben zum rechten Zeitpunkt den Weg in meine Praxis gefunden«, tröste ich sie. »Ich bin sicher, wir werden Ihre Krankheit in den Griff bekommen. Bei den meisten Narkoleptikern entwickelt sich das Leiden ganz allmählich. Wie bei Ihnen. Deswegen haben Sie die Anfangssymptome nicht bemerkt und falsch interpretiert .«
    Sie nickt bestätigend, und ein Hoffnungsschimmer erfüllt ihren Blick. »Ich hatte oft das Gefühl, daß mir buchstäblich die Knie weich wurden. Dann fielen mir immer öfter Dinge aus der Hand, eine heiße Tasse Kaffee, ein Glas Wein . Ich schrieb es einfach dem Streß in der Kanzlei zu. Erst danach begannen diese Schlafanfälle. Es fiel mir immer schwerer, mich zu konzentrieren. Selbst das Autofahren habe ich aufgegeben.« Sie schluchzt, hat sich aber sofort wieder in der Gewalt und wischt sich die Tränen aus den Augenwinkeln. »Verzeihen Sie, daß ich mich so gehen lasse. Aber ich weiß nun wirklich nicht mehr weiter. Sie sind meine letzte Hoffnung, auch wenn das wer weiß wie dramatisch klingt.«
    Ich schweige einige Sekunden und genieße das Gefühl, das ihr Kummer bei mir verursacht. Es ist eine ungemein erotische Situation, die ich so lange wie möglich erhalten möchte.
    »Ich habe Ihnen gleich beim letzten Mal reinen Wein eingeschenkt«, sage ich schließlich. »Die Ursache der Narkolepsie ist unbekannt. Deswegen gibt es auch kein Heilmittel. Es wäre unredlich von mir, wenn ich Ihnen diese falsche Hoffnung machen würde. Ich kann Ihnen nur wachbleibende Mittel verschreiben, die sie dann vor wichtigen Sitzungen oder Terminen einnehmen, um nicht gerade dann einzuschlafen. Es ist unumgänglich, daß Sie lernen, mit Ihrem Leiden umzugehen. Wichtig ist, daß Sie sich einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus erlauben und sich auch tagsüber ganz bewußt Ruhepausen gönnen.«
    »Dann kann ich gleich aufhören«, sagt sie. »Ich bin es gewohnt, zwölf bis sechzehn Stunden am Tag zu arbeiten. Manchmal habe ich noch nicht einmal die Wochenenden für mich. Ich kann es mir einfach nicht erlauben, kürzer zu treten.«
    »Das werden Sie dann eben ändern müssen!« sage ich streng. »Ja, notfalls wird ein Berufswechsel unumgänglich sein, wenn es Ihnen nicht gelingt, sich in Ihrer jetzigen Position freiwillig einzuschrän-ken und zurückzuschrauben.«
    »Das kann ich nicht. Unmöglich.«
    Natürlich weiß ich, daß sie nicht daran denken wird, meinen Ratschlag zu beherzigen. Sie wird im Gegenteil noch härter arbeiten, sich gewaltsam zu noch weiteren Anstrengungen treiben, in der falschen Hoffnung, ihr Leiden damit zu übertünchen. Es wird schlimmer werden, und

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