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Der Herr der Welt

Der Herr der Welt

Titel: Der Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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in Ruhe! schrie sie. Sie versuchte die Kälte abzustreifen. Sie stellte sich ein wärmendes Feuer vor. Als auch das nichts half, dachte sie an den vollen Mond. An die Jagd. An den beglückenden Moment, ihr Opfer in die Enge getrieben zu haben. Das orgiastische Gefühl, die Fänge in sein Fleisch zu schlagen, das pochende Blut zu trinken .
    Sie registrierte, wie ihr wärmer und wärmer wurde. Die Frau wich vor ihr zurück.
    Du bist stärker als wir, sagte sie ungläubig.
    Verschwindet! befahl Nona. Sucht euch ein anderes Opfer!
    Die Frau wurde wieder durchscheinend, bis sie nur noch ein flüchtiger Schemen war, der nach und nach ebenfalls verblaßte. Auch die anderen Gestalten waren verschwunden.
    Nona konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart. Noch immer durchpulste sie das rauschhafte Wärmegefühl, das sie der Kälte erfolgreich entgegengesetzt hatte. Die Zeit des Vollmonds war nur in ihren Gedanken und in ihrer Vorstellung gewesen. Dennoch war der Eindruck noch derart präsent, daß sie den Blutgeschmack fast auf der Zunge spürte. In diesem Moment hätte sie alles dafür gegeben, tatsächlich die Zähne in ein Opfer schlagen zu dürfen.
    Welche Überraschungen mochten noch auf dieser Welt auf sie lauern?
    Sie hatte den Gedanken gerade zu Ende gedacht, als sie ein gewal-tiges Ziehen spürte. Dann setzte die Verwandlung ein. Nicht die in einen Wolf. Ihre Umgebung begann sich aufzulösen! Statt fester Formen verwandelte sich die Realität in ein waberndes Farbenmeer.
    Kierszan! Er mußte in der Nähe sein! Wann immer sich ihre Wahrnehmung der Welt verändert hatte, war Kierszan dafür verantwortlich gewesen.
    Die Farben verwandelten sich in einen kaleidoskopischen Sprühregen. Nona wußte inzwischen, daß jede Farbe etwas Materielles bedeutete, aber es war ihr nicht möglich, irgendeine zu deuten.
    Sie fühlte, wie sie von dem Farbstrudel mitgezogen wurde, wie ihr Geist hilflos hin- und herschwankte, nicht mehr fähig, eigene Entscheidungen zu treffen.
    Dann war da der Schmerz. Auch ihn hatte sie in ihrem körperlosen Zustand bereits mehrfach kennengelernt. Meistens war er mit dem Aus- oder Eintritt in ihren Körper oder mit einer sonstigen Manipulation verbunden gewesen.
    * »Nona!«
    Sie schlug die Augen auf. Vor ihr kniete Kierszan. Besorgt schaute er sie an.
    »Also hast du es doch geschafft!« sagte sie und umarmte ihn dankbar. Er hatte ihre Bewußtseine wieder mit ihren Körpern zusammengeführt.
    Er nickte.
    »Du warst so schwach«, sagte er. »Ich habe deinen Geist kaum mehr spüren können. Es blieb mir keine andere Wahl, als es zu versuchen. Ich hätte dich sonst verloren.«
    Voller Grauen erzählte sie ihm von der Konfrontation mit den toten Seelen. »Sie sind weitergezogen, aber ich spüre ihre Kälte noch immer in mir.«
    Er drückte sie fester an sich. Für einen kurzen Moment stieg die Erinnerung an die vergangene Liebesnacht wieder in ihr hoch. Aber jetzt war nicht die Zeit, dies wiederaufzufrischen.
    Nona sah sich um. Sie befanden sich in Anums Palast. Die Wände um sie herum wirkten glitschig. Kierszan hatte das Unmögliche möglich gemacht. Er hatte ihre beiden Körper mit seiner latent schlummernden Magie hierher transportiert.
    Nona erhob sich. Sie taumelte leicht. Es war schwieriger, als sie dachte, wieder über ihren Körper mit all seinen Funktionen zu verfügen.
    »Wir sind hier gefangen«, sagte Kierszan düster. »Über kurz oder lang wird man uns finden. Oder glaubst du, daß Anum es so einfach dulden wird, daß sich zwei Spione in seinem Palast breitmachen?«
    Nona brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. Sie glaubte etwas gehört zu haben. Einen Laut in unmittelbarer Umgebung. Aber er wiederholte sich nicht.
    »Du brauchst mich nicht daran zu erinnern, daß ich dich überredet habe«, antwortete Nona. »Wir sind nun quitt, wenn du das meinst.« In den Straßen New Yorks hatte sie ihm im Kampf gegen blutrünstige Dienerkreaturen beigestanden. Ohne sie wäre er wahrscheinlich getötet worden. Nur deswegen hatte er sich breitschlagen lassen, ihre beiden Geistkörper in Anums Festung zu transportieren.
    Und weil er sie begehrte.
    Wieder hörte sie dieses eigenartige Geräusch. Es klang wie ein entferntes Grollen. Diesmal vernahm es auch Kierszan.
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte er.
    Nona zuckte mit den Schultern.
    »Finden wir es heraus«, schlug sie vor und ging voran.
    *
    Erinnerungen
    Nach jedem Höhepunkt geht es wieder bergab. Auch ich kann mir meine Patienten nicht

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