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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Presse am darauffolgenden Tag meinen Beitrag. Das war es dann gewesen mit Italiens coolem Vorzeigejungkoch und 'Lucas Rezepten'.
    »Was machst du so...?«, fragte ich, um auf ein anders Thema zu lenken.
    »Och, nichts Besonderes. Ich arbeite drei Tage die Woche in einer Spedition, mach den Bürokram und so... und ich hab einen festen Freund...« Sein Gesicht erhellte sich, und ich erkannte, wie wichtig ihm das war. »...Lucio heißt er. Du würdest ihn mögen. Lucio aus Turin...«
    »Ein Autobauer?«, fragte ich automatisch.
    »Quatsch, nein. Ihm gehört die Spedition...« Er zog eine Karte aus seiner Brieftasche und reichte sie mir. Eine Weltkugel, die von einem Elefanten getragen wurde, darunter stand: Gini Cargo Ltd.
    Das hörte sich für mich verdammt nach Abhängigkeitsverhältnis an, aber er lächelte selig. »Hab ein gutes Gefühl bei der Sache.«, widersprach er meinen Gedanken. »...Vielleicht treffen wir uns mal zu dritt...?«
    Durch das Servieren der Pasta erübrigte sich eine Reaktion meinerseits, also aßen wir erst einmal.
    Es gab Pici mit Ragu, in Sahne geschwenkte Mortadella-Ravioli und Pesto-Tagiatelle.
Eine ungewöhnliche Mischung, aber ich mochte es. Da hatte sich jemand viel Mühe gegeben.
    »Was macht Shiro eigentlich...?«, fragte ich beiläufig, in der Hoffnung, nicht zu interessiert zu klingen. Pius hob kauend die Schultern.
    »Keine Ahnung. Hab ihn ewig nicht gesehen...«
    »Ihr wohnt nicht mehr zusammen...?«
    »Schon ewig nicht. Ich bin kurz nach dir ausgezogen.« Er spülte die Pasta mit einem Schluck Rotwein hinunter und grinste gemein. »Mit diesem ‘Ele ging es ja nun gar nicht...« Stimmt. Shiro hatte Daniele immer ‘Ele genannt. Ich erinnerte mich.
    »...Der war so was von... ja, von arschig...«
    »Das heißt, du wohnst da gar nicht mehr...?«, fragte ich verwirrt, «...Ja, aber die Nummer...«
    »Telefon? Hab ich mitgenommen. War ja meine Nummer.«
    »...Und ich dachte immer, der Daniele war eigentlich ein ganz Netter...«, log ich.
    »Der und nett?« Er schüttele den Kopf. «Da war nichts Nettes. Durchgeknallt war der. Süß, jaa. Was fürs Auge, was fürs Bett. Ein Arsch halt. Arrogant und irgendwie irre. Frag mal die alte Crew vom L'amo, wer den mag. Frag mal Antonello, Gustave, Chico oder Ricardo, was die von dem halten. Sind da alle nicht mehr.«
    »Und Shiro...?«
    »Tja, Shiro...«. Er dachte einen Moment nach, bevor er nickend einen weiteren Schluck Wein trank. «Hund und Herr, würd ich sagen... Das hat schon irgendwie gepasst. Aber schön war’s nicht, sich das mit anzusehen. Noch dazu, wenn ich da an dich denke.« Er strahlte mich an. »Das war ne super Zeit mit uns, damals, in unserer Küche, die Abende...«
    »War eine gute Zeit...«, bestätigte ich ungeduldig. So langsam entwickelte sich ein Bild in meinem Kopf. Eines, das mir gar nicht gefiel.
    »Warst du mal wieder im L'amo?«, fragte ich vorsichtig.
    »Da geh ich nicht mehr hin. Immerhin haben sie mich rausgeschmissen. Und das, nachdem ich den ganzen Umbau mitgemacht habe...«
    Wofür Shiro ihn meiner Erinnerung nach auch großzügig bezahlt hatte. Aber das sagte ich nicht.
    »Rausgeschmissen? Mit welcher Begründung?« Pius war gut gewesen, hinterm Tresen, und beliebt. Dazu kam, dass ein Rausschmiss so gar nicht Shiros Haltung entsprach.
    »Weiß ich nicht mehr so genau. Irgendwas an den Haaren herbeigezogenes. Aber darum ging es auch gar nicht. Dieser ‘Ele fing einfach an, ganz gezielt, nach und nach die Kontakte zu kappen, die Shiro noch so hatte.« Er nickte bestätigend, wie zu sich selbst. «Frag mal Jack, wenn du mir nicht glaubst. Bei dem war das ganz genauso...«
    Das Bild wurde konkreter.
    »Weißt du, ob sie noch in der Via Cesare wohnen...«
    »Möglich... keine Ahnung.«, und dann, nach einem weiteren Schluck Wein, »Warum willst du das alles wissen?«
    Es gab für mich keinen Grund, es ihm nicht zu erzählen. Also berichtete ich von Danieles Besuch bei mir im Lauros, und ich erzählte von Shiros Verschwinden.
    »Bei mir ist er nicht...«, antwortete Pius auf seine unnachahmlich ich-bezogene Weise. Ich sah ihm an, dass meine Worte ihn betroffen machten. »Wenn ich dir da helfen kann... bei was auch immer...«.
    »Das ist gut möglich.«, dankte ich mit einem Lächeln. «Jetzt muss ich erstmal sehen, was ich tun werde. Ob überhaupt... ich weiß nicht...«
    »Luca...«, sagte Pius plötzlich sehr ernst und sah mir dabei fest in mein Auge. »...Es war vielleicht nicht okay, was er mit dir gemacht

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