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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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hat, für dich zumindest... aber Shiro ist in Ordnung, oder?« Er blickte erwartungsvoll über den Tisch. «...Und nachdem, was du sagst, muss man doch herausfinden, was mit ihm los ist und wo er steckt. Das ist jedenfalls meine Meinung.«
    »Ja, stimmt. Und darum bin ich hier... genau darum geht es mir...«
    ·
    Ich schaffte es rechtzeitig auf meinen Berg, bevor das Eis geschmolzen war.
    Ich hatte herrliche Krebse bekommen, die an diesem Abend die maritimen Stars auf der Karte sein würden. Aber im Gegensatz zu sonst beschäftigte mich das Geschäft an diesem Tag nur am Rande.
    Die Begegnung mit meinen alten Freunden hatte mich nachdenklich werden lassen.
    Wie Gespenster - dachte ich wiederholt. Gespenster aus einer alten Zeit...
    Ich war kein Freund von Gespenstern, und im Grunde hätte ich ja auch die Möglichkeit gehabt, mich aus dieser ganzen Sache rauszuhalten. Was verband mich noch damit? Aber Pius hatte ganz Recht. Tatenlos bleiben konnte ich einfach nicht.
    Das Arbeiten an diesem Abend ging mir zwar einigermaßen gut von der Hand, aber ich war nicht wirklich bei der Sache. Kein Drama angesichts der paar vorbestellten Tische, doch Chip blieb es nicht verborgen.
    »Was ist mit dir los, Luca. Worüber machst du dir Gedanken?«
    Ich versuchte ihr auszuweichen, doch es war klar, dass ich nicht umhin, kam ihr einen Grund für mein Verhalten zu geben. Außerdem ließ sie einfach nicht locker.
    »Ich mache mir Sorgen um einen Freund ...«, antwortete ich schließlich, ohne ins Detail zu gehen. «...Und ich weiß noch nicht genau, wie ich damit umgehen soll...«
    »Ein guter Freund?«
    »Wenn ich das wüsste...«
    »Dann find’s heraus...«
    Es hatte einfach keinen Sinn. Entweder ich erzählte ihr die ganze Geschichte oder ich machte dicht. Meine Entscheidung fiel auf letzteres. Ich hasste es, mein Innerstes nach außen zu kehren, warum jetzt damit beginnen? Ich hatte gelernt, genau mit solchen Informationen äußerst sparsam umzugehen. Aber ihr Rat brachte mich auf eine Idee.
    »Steht mir nicht noch etwas Urlaub zu...?«, fragte ich, darum wissend, dass es so war. »...Wenn ja, würd ich die Zeit gerne dazu nutzen, genau das zu klären.«
    Es war klar, dass sie mir das nicht abschlagen konnte. Immerhin hatte sie mir eben die Steilvorlage für meine Idee geliefert. Außerdem begann sich das Ende der Saison bemerkbar zu machen. Im Grunde traten wir streckenweise auf der Stelle. Überbesetzung - ich kannte das schon aus Fano. Das Problem aller Gastronomen.
    Sie blickte erst in mein grünes, dann in mein braunes Auge, und schließlich lächelte sie breit. Sie hatte mich durchschaut, da war ich sicher.
    »Wenn du mal jemand zum Reden brauchst, in den nächsten zwei Wochen - du weißt, wo du mich findest.«
    »Kann gut sein, dass ich darauf zurückkomme.«
    ·
    Ich hatte also 14 Tage.
    Zwei Wochen, in denen ich meine Zeit so einteilen konnte, wie ich es wollte. Das war wirklich neu für mich.
    Ich stand, wie so oft, an meinem Fenster und blickte ins Tal. Unten, vom Hof, drang das leise Gemurmel der Gäste zu mir herauf, untermalt vom sanften Flackern der Windlichter, die überall auf der Terrasse und auf den Tischen verteilt waren.
    Ich liebte es. Diese vertrauten Klänge. Die Geräusche von Geschirr, Besteck und gefüllten Gläsern. Ab und zu wurde gelacht.
    Ich lebte hier oben einen Traum.
    Aber ich lebte ihn alleine.
    So war das nie geplant gewesen, nie meine Absicht...
    Ich hatte vier Geschwister und war mit ihnen, meinen Eltern und meinem Großvater in einem Haus aufgewachsen. Immer hatte ich Menschen um mich herum gehabt. Mehr noch - Vertraute. So dachte ich zumindest lange Zeit.
    Alleine zu sein. Es fiel mir nicht schwer.
    Doch einsam...?
    Irgendetwas erfüllte mich an diesem Abend mit Traurigkeit. Nur ein wenig, Melancholie vielleicht. Aber trotz dieser Traurigkeit konnte ich den Moment genießen. Es tat gut, einfach nur am Fenster zu stehen, in die klare Nacht zu schauen, den Gästen zu lauschen, dabei eine Zigarette zu rauchen, mit der Gewissheit, die kommenden 14 Tage nicht funktionieren zu müssen. Zumindest nicht in der Küche.
    Ich hatte Zeit für mich. Und ich hatte viel vor, zu tun...
    ·
    Zwei Anrufe sollten den kommenden Tag flankieren und mein Leben weiter durcheinanderbringen.
    Der eine kam von Daniele, gleich am Morgen. Er schlug wie angekündigt ein Treffen vor.
    Da ich auf der Stelle trat war ich im Grunde ganz froh, dass er sich tatsächlich meldete. Und so verabredeten wir für den kommenden Tag

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