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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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gewollt. »Warum wohl? Na ...?« Ich sah in die betroffene Runde. »Das wurde mir verweigert. Versteht ihr...? Weil ich nicht ins Konzept passte! Von meiner eigenen Familie!« Ich erhob mich, griff nach meinem Terminkalender, der auf der Fensterbank lag und hatte plötzlich Mühe, Tränen zu unterdrücken.
    »...Mir passt diese Hochzeit nicht ins Konzept... So einfach ist das! « Und damit verließ ich, ohne eine weitere Reaktion abzuwarten, die Küche
    ·
    » Ja, ich weiß, sie hat mich angerufen! Ist doch fabelhaft, oder?«
    »Sie will hier feiern, bei mir, im 'Luro'.«
    »Ach du Scheiße...«
    »Du sagst es! Was tu ich nur...?«
    »Lass uns sehen...«
    So taten wir es...
    Was durchaus heikel für mich war...
    ·
    Ich traf mich mit Lorenzo, meinem Bruder, in der Cafeteria der Uni.
    Er lehrte dort mittlerweile im vierten Semester Fotografie, hatte es aber nebenher auch geschafft, sich durch einige erfolgreiche Ausstellungen einen Namen als freier Künstler zu schaffen.
    Durch ihn, aber auch durch A, C und vor allem durch`s B, hatte ich in den vergangenen Monaten so einiges von seiner Arbeit an der Universität erfahren, und so entwickelte sich für mich im Laufe der Zeit ein brauchbares Bild, dass mir Renzo und sein Wirken nahe brachte, ohne dass er viel davon erzählen musste.
    Denn Reden war nicht gerade eine seiner Stärken. Es war auch nicht das, was ich an ihm liebte...
    Renzo und ich, wir teilten eine - ja - ungewöhnliche Geschichte. Eine diskrete, aber vor allem eine wirklich intensive, die uns verband.
    Denn es hatte eine Zeit gegeben, da liebte ich meinen Bruder, meinen Renzo, meinen Lorenzo... wunderbaren Bruder - tja - über alle Maßen... exakt so, wie er selbst auch für mich empfand...
    Eine Verbindung, die an Mangel gesellschaftlicher Akzeptanz wohl schwer zu überbieten ist.
    Lorenzo ...
    Wir folgten nach langer, erfolgloser Gegenwehr dem, um was uns unser Innerstes bat, unsere Sehnsucht, und wir liebten es, lebten und praktizierten es.
    Die sexuelle Verbindung mit dem eigenen Bruder hatte, neben aller Fragwürdigkeit, schon etwas von exquisiter Selbstbefriedigung - soviel zum inzestuösen Anteil.
    Doch ohne etwas idealisieren zu wollen: Ich atmete diesen genetisch kompatiblen Moment einfach ein. Ja, ich atmete ihn. Meine Haut tat es, mein Körper, und meine Sinne taten es vor allem...
    Nichts vergleichbares ist mir seither je widerfahren. Vergleichbar wohlgemerkt!
    Nicht gut oder schlecht...
    Tatsächlich war es zu dieser Zeit exakt genau das Richtige für uns gewesen. Für mich zumindest... Das war es wirklich.
    So erlebten wir letztlich eine kurze, sehr kurze, eine wirklich fantastische und eine sehr kompromisslos stürmische Zeit miteinander. Eine geile Zeit...
    Indiskutabel, so war es abgesprochen...
    Unlebbar auf Dauer... das war uns klar.
    Heute nun, konnte ich sagen, dass ich meinen Bruder liebte. Im besten Sinne des Wortes, der klaren Vorgaben, der gelenkten Fantasie, und darüber hinaus...
    So sprach mein Verstand, wenn er es zuließ... Tja...
    Und darum ging ich ihm inzwischen aus dem Weg.
    Denn, was meinen Bruder anging: So kam mein Verstand nur selten zu Wort. Ich kannte mich...
    Ich kannte ihn...
    Und ich liebte ihn... nach wie vor...
    ·
    »Wie willst du es ihr beibringen?«
    Mittlerweile war es später Nachmittag. Wir saßen an einem vollgekrümelten, hellblauen Resopaltisch, vor uns Caffè und Wasser.
    »Indem ich ihr die Wahrheit sage. Anders geht es nicht, glaube ich.«
    »Das wird nicht reichen. Ihr ist doch völlig klar, wie du zu Vater und Tomaso stehst. Wozu es ihr also sagen? Das nimmt sie in Kauf.«
    »Aber ich kann die beiden hier nicht ertragen. Nicht in meinem eigenen Haus.«
    »Dann wirst du dich entscheiden müssen.«
    »Was meinst du?«
    »Entweder Rebecca feiert ihre Hochzeit bei dir auf dem Berg - oder du wirst sie verlieren. Das verzeiht sie dir nämlich nicht.«
    »Aber was soll das Ganze?«
    »Sieh es doch mal so ...«. Er trank einen Schluck von seinem Caffè, legte sich ganz langsam das Tassenrand-Amarettini auf seine Zunge und strich sich dabei eine seiner cremefarbenen Locken aus dem Auge, ein Anblick, den ich still für mich genoss und verborgen in meinem Innersten als enorm 'sinnlich' einstufte.
    »Für sie ist es wahrscheinlich die letzte Gelegenheit, die ganze Familie noch einmal an einen Tisch zu bekommen. Mutter geht es nach wie vor schlecht, das weißt du, und Matteo baut mehr und mehr ab...«
    »Schon klar! Aber warum bei mir? Es gibt tausend

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