Der Herzog Von Köln
die Halsschlagader aufschnitt; dann riss er seine Klinge wieder heraus, und der Helm schloss sich wieder.
In der Nähe rang Oladahn mit seinem Gegner, der nun einen Arm des kleinen Mannes gepackt hatte und ihn von seinem Rücken zog. Falkenmond sprang vor und jagte sein Schwert mit beiden Händen durch Rüstung und Lederwams in den Leib des Mannes. Brüllend brach der Eberkrieger zusammen.
Dann nahmen sich Oladahn und Falkenmond gemeinsam d’Avercs Gegner vor, bis auch der tot am Boden lag.
Es blieb nur noch, dem Krieger mit der abgehauenen Hand, der wimmernd auf einer Bank lag und versuchte, seine Hand wieder anzustecken, den Garaus zu machen.
Keuchend blickte Falkenmond sich im Schankraum um. »Keine schlechte Arbeit für heilige Männer«, brummte er.
D’Averc schien zu überlegen. »Vielleicht«, meinte er, »wäre es angebracht, uns eine bessere Verkleidung zuzulegen.«
»Wie meint Ihr das?«
»Seht doch. Es liegen genügend Teile von Eberrüstungen hier, um uns alle auszustatten, und ich besitze noch meine eigene. Abgesehen davon spreche ich auch die Geheimsprache des Eberordens. Mit ein bisschen Glück könnten wir als solche weiterreiten, die wir am meisten fürchten und verachten – als Krieger des Dunklen Imperiums. Wir haben uns Gedanken ‚gemacht, wie wir durch die Länder kommen könnten, die von den Granbretaniern eingenommen sind. Nun – hier ist unsere Antwort.«
Falkenmond ließ es sich durch den Kopf gehen. D’Avercs Vorschlag schien ihm äußerst wagemutig, aber nicht undurchführbar, schließlich war d’Averc selbst mit allen Ritualen des Eberordens vertraut.
»Gut«, stimmte Falkenmond zu. »Vielleicht habt Ihr recht, d’Averc. Wir könnten selbst durch Gegenden reisen, in denen die Truppen des Dunklen Imperiums stark vertreten sind, und es ist eine Chance, rascher zur Kamarg zu kommen. Wir werden es tun.«
Sie begannen, den Toten die Rüstungen auszuziehen.
»Wir können sicher sein, dass der Wirt und die Gäste hier den Mund halten«, sagte d’Averc überzeugt. »Denn bestimmt wollen sie es nicht an die große Glocke hängen, dass hier sechs Krieger des Dunklen Imperiums den Tod fanden.«
Oladahn sah ihnen zu und rieb sich seinen verdrehten Arm. »Schade«, seufzte er. »Das hier wäre es wert, niedergeschrieben zu werden.«
8 Das Lager der Granbretanier
»Brut der Berggiganten!« stöhnte Oladahn. »Ich werde erstickt seih, noch ehe wir eine Meile gekommen sind.« Er entledigte sich ächzend des schweren Eberhelms und sah Falkenmond kläglich an, der versuchte, sich aus einzelnen Teilen eine passende Rüstung zusammenzustellen. Die vier hatten sich mit den Eberrüstungen in einen Raum über der Wirtsstube zurückgezogen.
Auch Falkenmond fühlte sich ungemütlich in dem Eisenzeug und empfand fast Platzangst, obwohl er schon einmal zuvor etwas Ähnliches getragen hatte, nämlich die Wolfsrüstung des Baron Meliadus. Doch ihm schien, diese war bedeutend leichter und bequemer gewesen. Aber wenn es schon ihm so erging, wie viel schlimmer musste es dann erst für Yisselda sein. Nur d’Averc war daran gewohnt. Er war bereits in seine eigene geschlüpft und amüsierte sich ein wenig über das Unbehagen der anderen.
»Kein Wunder, dass Ihr über Eure Gesundheit klagt«, brummte Falkenmond. »Ich kenne nichts, das ungesünder sein könnte. Ich habe gute Lust, die ganze Verkleidung aufzugeben.«
»Ihr gewöhnt Euch während des Rittes allmählich daran«, versicherte ihm d’Averc. »Nachdem ihr die ersten Schwierigkeiten überwunden habt, werdet ihr euch ohne die Rüstungen nackt vorkommen.«
»Da ziehe ich es aber vor, nackt herumzulaufen«, knurrte Oladahn erbost und warf die Ebermaske auf den Boden.
»Geht behutsam damit um«, mahnte d’Averc. »Ihr werdet sie noch brauchen.
Oladahn trat noch einmal nach der Maske.
Einen Tag und eine Nacht später ritten sie bereits durch Tschechien. Es bestand kein Zweifel, dass das Dunkle Imperium die Provinz erobert hatte, denn die Städte und Dörfer waren menschenleer, gekreuzigte Tote hingen entlang der Straßen, Aasvögel kreisten und sättigten sich. Die Nacht war so hell, als schiene die Sonne am Himmel, denn überall brannten die Leichenhaufen, die Dörfer, Höfe, Villen und Städte. Und die schwarzen Horden des Inselimperiums von Granbretanien ritten wie heulende Dämonen, in der einen Hand eine Fackel und in der anderen das Schwert, durch das verwüstete Land.
Überlebende versteckten sich zitternd vor Angst, als
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