Der Herzog Von Köln
lächelte und deutete auf die Sklaven, die über die Reling verschwanden. »Folgen wir ihrem Beispiel.«
Falkenmond nickte. »Ich habe Bewchards Leute gewarnt und glaube, wir haben es Valjon jetzt heimgezahlt.« Er klemmte sich das Schwert unter den Arm. »Ich werde versuchen, es nicht zu verlieren, es ist die beste Klinge, die ich je besaß. Mit ihr wäre so mancher ein ausgezeichneter Schwertkämpfer.«
Er kletterte an Deck und sah, dass Bewchards Männer die Piraten auf die andere Schiffsseite gedrängt hatten und sich nun selbst zurückzogen.
Culard hatte sie offensichtlich gewarnt.
Wasser flutete bereits über die Ruderbänke. Das Schiff würde bald sinken. Falkenmond blickte über die Reling. Zwischen den beiden Schiffen war kaum genügend Platz zum Schwimmen. Am besten war es, sich auf Bewchards Schoner zu retten.
Er gab d’Averc Bescheid, und beide kletterten auf die Reling und sprangen an Deck des Angreifers.
Keine Menschenseele fand sich hier. Nicht einmal Ruderer. Offenbar waren Bewchards Ruderer freie Männer, die am Kampf teilnahmen, und keine Sklaven wie die auf Valjons Schiff.
»Hallo, Freunde!« vernahm er plötzlich eine Stimme, die vom Flußfalken herüberschallte. »Ihr mit dem schwarzen Juwel in der Stirn. Wollt Ihr vielleicht auch mein Schiff versenken?«
Falkenmond drehte sich um und sah einen gutaussehenden jungen Mann, in schwarzes Leder gekleidet, mit einem blutbefleckten blauen Umhang, der über die Schultern zurückgeworfen war, und einem Schwert in der Hand.
»Es dient uns nur als Brücke, wir sind schon wieder auf dem Weg«, versicherte ihm Falkenmond. »Euer Schiff hat von uns nichts zu befürchten.«
»Bleibt einen Augenblick!« Der Schwarzgekleidete stieg auf die Reling des Flußfalken. »Ich möchte Euch danken, dass ihr uns die halbe Arbeit abgenommen habt!«
Widerstrebend wartete Falkenmond, bis der junge Mann zu ihnen herübergesprungen war und auf sie zukam.
»Ich bin Pahl Bewchard, und dies ist mein Schiff. Ich wartete lange darauf, den Flußfalken zu erwischen – und es wäre mir vielleicht auch diesmal nicht gelungen, wenn ihr nicht gegen die Mannschaft gekämpft und uns so Zeit gegeben hättet, uns unbemerkt zu nähern.«
»Schon gut«, brummte Falkenmond. »Aber ich will nicht länger etwas mit Piraten zu tun haben …«
»Ihr verkennt mich, Sir«, erklärte Bewchard. »Ich habe mir vorgenommen, den Fluss von den Piratenlords zu säubern. Ich bin ihr geschworener Feind.«
Bewchards Männer kamen auf ihr eigenes Schiff zurück und lösten die Entertaue. Der Flußfalke drehte sich in der Strömung. Sein Heck lag bereits unter Wasser. Einige der Piraten sprangen über Bord, aber von Valjon war nichts zu sehen.
»Wo ist ihr Anführer geblieben?« murmelte d’Averc, der das Schiff beobachtete.
»Er ist wie eine Ratte. Zweifellos hat er sich längst unbemerkt in Sicherheit gebracht, als er feststellte, dass der Kampf für ihn verloren war. Ihr habt mir sehr geholfen, meine Herren, denn Valjon ist der schlimmste der Piratenlords. Ich bin Euch dankbar.«
Und d’Averc, der immer großen Wert auf Höflichkeit legte, erwiderte: »Und wir sind Euch dankbar, Kapitän Bewchard, dass Ihr im rechten Augenblick gekommen seid, als wir schon keine Hoffnung mehr hatten. Damit sind wir quitt.« Er lächelte freundlich.
Kapitän Bewchard nickte. »Ich danke Euch. Bitte, gestattet mir eine etwas direkte Feststellung. Ihr seid beide verwundet, und Eure Kleidung – nun, sie ist wohl nicht gerade in einem Zustand, in dem Herren wie Ihr sich normalerweise sehen lassen … Ich meine … nun, kurz gesagt, es wäre mir eine große Ehre, wenn Ihr meine Gastfreundschaft hier an Bord meines Schiffes, und nachdem wir angelegt haben, in meinem Haus annehmen würdet.«
Falkenmond blickte ihn nachdenklich an. Der junge Kapitän gefiel ihm. »Und wo gedenkt Ihr anzulegen, Sir?«
»In Narleen, wo ich zu Hause bin«, erwiderte Bewchard.
»Ich danke Euch, Kapitän Bewchard«, sagte Falkenmond. »Wir wissen Euer großzügiges Angebot durchaus zu schätzen. Wir waren ohnehin auf dem Weg nach Narleen. Vielleicht könntet Ihr uns auf dem Weg dorthin einige Informationen geben, die uns nützen.«
»Mit Vergnügen.« Bewchard deutete auf eine Tür unterhalb des Achterdecks. »Dort geht es zu meiner Kabine, meine Herren.«
6 Narleen
Durch die Bullaugen von Kapitän Bewchards Kabine sahen sie den Schaum aufspritzen, als der Schoner mit geblähten Segeln flussabwärts durch das Wasser
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