Der Herzog Von Köln
schoss.
»Wenn wir unterwegs auf mehr als ein Piratenschiff stoßen«, erklärte Bewchard ihnen, »hätten wir kaum eine Chance. Deshalb die hohe Geschwindigkeit.«
Der Koch stellte die letzten Speisen auf den Tisch. Es gab verschiedene Arten Fisch, Fleisch und Gemüse, Früchte und Wein. Falkenmond wusste, er konnte den Verlockungen nicht widerstehen, aber er wusste auch, dass sein in letzter Zeit so stiefmütterlich behandelter Magen ein so opulentes Mahl kaum vertragen würde, deshalb nahm er sich von jedem Gericht nur eine Kostprobe.
»Das ist ein Festmahl«, erklärte Bewchard vergnügt. »Monatelang war ich hinter Valjon her.«
»Wer ist dieser Valjon eigentlich«, fragte Falkenmond zwischen zwei Bissen. »Er schient mir ein ganz merkwürdiger Mensch zu sein.«
»Ganz anders, als ich mir je einen Piraten vorstellte«, warf d’Averc ein.
»Er ist Pirat aus Tradition«, sagte Bewchard ernst. »Seine Vorfahren waren alle Piraten und machten seit Jahrhunderten schon den Fluss unsicher. Eine lange Zeit zahlten wir Kaufleute den Lords von Starvel hohe Steuern, damit sie unsere Schiffe verschonten, aber vor ein paar Jahren begannen wir uns zu weigern. Das ließ Valjon sich nicht gefallen und überfiel unsere Schiffe. Daraufhin beschlossen wir, Kampfschiffe ähnlich jenen der Piraten zu bauen und sie in ihrem eigenen Element anzugreifen. Ich bin eigentlich auch Kaufmann, werde jedoch solange meiner kriegerischen Betätigung nachgehen, bis Narleen von Valjon und seinesgleichen befreit ist.«
»Und habt Ihr Erfolg?« erkundigte sich Falkenmond.
»Das ist schwer zu sagen. Valjon und die anderen Piraten : Lords sind hinter ihren Mauern unangreifbar – Starvel ist eine befestigte Stadt innerhalb Narleens. Bisher gelang es uns lediglich, ihre Piraterie ein wenig einzuschränken. Es gab noch keine wirklich entscheidenden Kraftproben.«
»Ihr sagtet, Valjon sei ein Pirat aus Tradition …« meinte d’Averc.
»Stimmt. Seine Vorfahren kamen vor vielen hundert Jahren nach Narleen. Sie waren mächtig und wir verhältnismäßig schwach. Legenden berichten, dass Valjons Urahn, Batach Gerandium, seine Ziele auch mit Zauberkräften verfolgte. Sie bauten die Mauer um Starvel, den Stadtteil, den sie sich aneigneten, und dort leben sie seither.«
»Und wie reagiert Valjon, wenn Ihr sein Schiff angreift, wie heute beispielsweise?« fragte Falkenmond und nahm einen tiefen Schluck Wein.
»Er versucht mit allen Mitteln, es uns heimzuzahlen, aber ihre Kühnheit schwindet allmählich. Trotzdem gibt es noch viel für uns zu tun. Ich wollte, ich könnte Valjon töten. Das wäre der entscheidende Schlag gegen sämtliche Piraten. Aber er entkam mir bisher noch jedes Mal. Er hat einen Instinkt für die Gefahr – er weicht ihr immer aus, ehe sie ihn persönlich bedroht.«
»Ich wünsche Euch, dass Ihr ihn zu fassen kriegt. Doch was anderes, Kapitän Bewchard. Wisst Ihr etwas über eine Klinge, die ›Schwert der Morgenröte‹ genannt wird? Man sagte uns, wir würden sie hier in Narleen finden.«
Bewchard blickte ihn überrascht an. »Ich habe davon gehört. Sie hängt mit der Legende zusammen, von der ich sprach – mit Valjons Vorfahren Batach Gerandium. Batachs Zauberkräfte stecken angeblich in dieser Klinge. Übrigens haben die Piraten aus Batach einen Gott gemacht und verehren ihn in einem Tempel, den sie nach ihm nennen – den Batach-Gerandium-Tempel. Sie sind eine abergläubische Sippe, diese Piraten. Ihr Gebaren ist für einen praktisch denkenden Kaufmann wie mich oft unverständlich.«
»Und wo ist die Klinge jetzt?« fragte d’Averc.
»Sie ist das Schwert, das die Piraten in ihrem Tempel anbeten, denn sie glauben, dass ihre Macht davon abhängt. Wollt Ihr Euch diese Klinge aneignen, meine Herren?«
»Ich habe nicht …«, begann Falkenmond, aber d’Averc unterbrach ihn.
»Das möchten wir, Kapitän. Wir haben einen Verwandten -einen weisen Gelehrten aus dem Norden –, der von dieser Klinge hörte und sie sich gerne näher ansehen möchte. Er schickte uns hierher, um zu sehen, ob man sie erwerben kann …«
Bewchard lachte. »Das kann man, meine Freunde, mit dem Blut von Tausenden von Kriegern. Die Piraten würden bis zum letzten kämpfen, um das Schwert der Morgenröte zu beschützen, denn es bedeutet ihnen mehr als alles andere.«
Falkenmonds Zuversicht schwand. Hatte der sterbende Mygan etwas Unmögliches von ihnen erwartet?
»Dann eben nicht.« D’Averc zuckte philosophisch die Schultern. »Dann müssen
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