Der Herzog Von Köln
war.
Schließlich hörte er, wie eine weitere Tür sich öffnete. Auf dem Steinboden und den Wänden klebte ein schleimiger, fauler Film. Falkenmond lehnte gegen die Wand und glitt langsam zu Boden. Ob er in Ohnmacht fiel oder in den Schlaf, wusste er nicht, aber seine Augen schlossen sich, und Vergessen umgab ihn.
Vor einer Woche noch war er der Held von Köln gewesen, der Kämpfer gegen die Aggressoren, ein Mann von Würde und von scharfem Verstand, ein erfahrener Krieger. Nun hatten die Männer Granbretaniens ihn zum Tier gemacht – ein Tier, das kaum mehr den Willen zum Leben besaß. Ein geringerer hätte;; sich, genährt von Hass, an sein Menschsein geklammert und auf Entkommen gesonnen; aber Falkenmond, der alles verloren, hatte, wollte nichts mehr.
Vielleicht würde er aus dieser Benommenheit erwachen. Er wäre dann ein anderer Mann als der, der mit so unverschämtem Mut in der Schlacht von Köln gekämpft hatte.!
2 Die Abmachung
Als Falkenmond müde die Lider hob, sah er Fackellicht sich auf glänzenden Tiermasken widerspiegeln. Eine höhnische; Schweinsfratze und ein zähnefletschendes Wolfsgesicht, weiße; Brillant- und blaue Saphiraugen starrten auf ihn herab. Als der : . Wolf sich über ihn beugte und die Fackel dicht an sein Gesicht hielt, schloss er die Lider, aber er machte keine Anstrengung, der sengenden Hitze auszuweichen.
Der Wolf richtete sich auf und wandte sich an das Schwein. »Sinnlos, jetzt mit ihm sprechen zu wollen. Gebt ihm zu essen, wascht ihn, seht zu, dass Ihr ihn wieder einigermaßen zur Besinnung bringt.«
Als Falkenmond wieder erwachte, trug man ihn gerade durch fackelerhellte Korridore. Man trug ihn in einen Raum, in dem Lampen brannten. Dort stand ein Bett, auf dem feine Fell- und Seidendecken lagen, auf einem geschnitztem Tisch war eine Mahlzeit angerichtet, und neben einem großen Trog aus orange-schimmerndem Metall, der mit dampfendem Wasser gefüllt war, standen zwei Sklavinnen bereit.
Man nahm ihm die Ketten ab und dann die Kleider, dann hob man ihn erneut hoch und ließ ihn in das dampfende Wasser gleiten. Die Seife biss in seine Wunden, als die Mädchen ihn wuschen. Ein Mann betrat den Raum und begann ihn zu rasieren, ihm die Haare zu kämmen und zu stutzen.
Falkenmond ließ alles ohne Interesse über sich ergehen. Erst als er in kostbaren Beinkleidern aus Samt und in einem seidenen Wams steckte, begann ein vages Gefühl von Wohlbehagen sich in ihm zu regen. Aber als sie ihn an die reichgedeckte Tafel setzten, fing sein leerer Magen an zu rebellieren. So flößten sie ihm nur ein wenig Milch mit einem Schlafmittel ein und legten ihn auf das weiche Bett.
Tage vergingen, und allmählich begann Falkenmond zu essen und des ihn umgebenden Luxus gewahr zu werden. Es gab wertvolle Bücher in seinem Gemach, und die beiden Sklavinnen warteten nur auf seine Aufforderung, aber er hatte noch kein Bedürfnis, sich um sie oder die Bücher zu kümmern.
Falkenmonds Geist, der kurz nach seiner Gefangennahme vor sich hinzudämmern begonnen hatte, brauchte lange, ehe er wieder erwachte. Und als er es schließlich tat, erinnerte er sich seines vergangenen Lebens, als sei es nur ein Traum gewesen.
Eines Tages öffnete er ein Buch, aber die Schrift schien ihm fremd, obgleich er sie zu lesen vermochte. Nur sah er keinen Sinn in den Worten, in den Sätzen, die sie formten, obwohl das Werk einst von Falkenmonds bevorzugten Philosophen geschrieben war. Er zuckte die Schultern und ließ das Buch achtlos fallen.
Eine der Sklavinnen, die ihm zugesehen hatte, schmiegte sich an ihn und streichelte seine Wange. Gleichgültig schob er sie zur Seite und legte sich, die Hände im Nacken verschränkt, auf sein Bett.
Schließlich fragte er: »Weshalb bin ich hier?«
Es waren die ersten Worte seit langem.
»Oh, mein Lord Herzog, ich weiß es nicht – nur, dass Ihr ein bevorzugter Gefangener seid.«
»Ich nehme an, eine Laune, ehe die Lords von Granbretanien sich ihren Spaß mit mir machen.« Seine Stimme war ausdruckslos, aber tief. Selbst die eigenen Worte schienen ihm seltsam, als er sie sprach. Er blickte mit seinem in sich gekehrten Blick auf das Mädchen, und sie begann zu zittern. Sie hatte langes blondes Haar und war wohlgewachsen. Ihrer Aussprache nach eine Skandierin.
»Ich weiß nichts, mein Lord, nur dass ich Euch erfreuen muss, wie immer es auch Euer Begehr ist.«
Falkenmond nickte und sah sich im Gemach um. »Sie bereiten mich für eine Folter oder irgendeines ihrer
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