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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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grausamen Spiele vor, deucht mich«, murmelte er.
     
    Der Raum hatte keine Fenster, aber nach dem Geruch der Luft zu schließen, nahm er an, dass sie sich irgendwo unter der Erde befanden, vermutlich in den Gefängniskatakomben. Er maß die Zeit nach den Lampen, die einmal täglich nachgefüllt wurden. Vierzehn Tage vergingen, ehe er den Wolf wieder sah, der ihn in seinem Verließ besucht hatte.
    Die Tür öffnete sich, und herein trat die stattliche Gestalt, von Kopf bis Fuß in schwarzes Leder gekleidet. Das lange Schwert mit einem schwarzen Griff steckte in einer schwarzen Hülle. Die schwarze ’Wolfsmaske bedeckte den Kopf zur Gänze. Die klangvolle Stimme, die er das erste Mal nur vage gehört hatte, drang aus der Maske.
    »Nun, unser Gefangener scheint sich körperlich und geistig gut erholt zu haben.«
    Die beiden Sklavinnen verbeugten sich tief und verließen das Gemach. Falkenmond erhob sich von dem Bett, auf dem er die meiste Zeit seit seiner Ankunft hier zugebracht hatte, und schwang sich auf die Beine.
    »Gut. Recht beweglich, Herzog von Köln.«
    »Nun.« Falkenmond gähnte unbewußt, beschloss, dass es eigentlich zum Stehen keinen Grund gab, und legte sich wieder auf das Bett.
    »Ich nehme an, Ihr wisst, wer ich bin?« fragte der Wolf ein wenig pikiert.
    »Nein«, erwiderte Falkenmond gleichgültig.
    »Ihr erratet es nicht?«
    Falkenmond bemühte sich nicht um eine Antwort.
    Der Wolf durchschritt den Raum und blieb vor einem Tisch stehen, auf dem eine riesige Kristallschale mit Früchten stand. Mit einer behandschuhten Hand griff er nach einem Granatapfel, und die Wolfsmaske beugte sich vor, als untersuchte sie die Frucht. »Seid Ihr sicher, dass Ihr Euch völlig erholt habt?«
    »Es scheint mir so«, antwortete der Herzog. »Ich verspüre ein großes Wohlbehagen. Es ist für alle meine Bedürfnisse gesorgt, wie Ihr es wohl befahlt. Und nun nehme ich an, soll ich Euch zu einem Eurer Spiele dienen?«
    »Es berührt Euch jedoch offensichtlich nicht.«
    Falkenmond zuckte die Schultern. »Auch das wird schließlich enden.«
    »Es könnte ein Leben lang dauern. Wir Granbretanier sind erfinderisch.«
    »Ein Leben ist nicht sehr lang.«
    Der Wolf spielte mit den Früchten auf dem Tisch. »Wir überlegen, ob wir Euch nicht vielleicht diese Unbequemlichkeit ersparen sollten.«
    Falkenmonds Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Ihr seid sehr beherrscht, mein Lord Herzog«, fuhr der Wolf fort. »Sehr eigenartig, da Ihr Euer Leben doch nur einer Laune Eurer Feinde verdankt – jener gleichen Feinde, die Euren Vater auf so erniedrigende Weise töteten.«
    Falkenmonds Brauen zogen sich überlegend zusammen. »Ich erinnere mich«, sagte er vage. »Mein Vater. Der alte Herzog.«
    Der Wolf warf den Apfel in seinen Händen auf den Boden und hob die Maske. Sie gab das gutaussehende, schwarzbärtige Gesicht frei.
    »Ich war es. Ich, Baron Meliadus von Kreiden, der ihm das Leben nahm!« Ein lauerndes Lächeln spielte um seine vollen Lippen.
    »Baron Meliadus …? Ah – der ihm das Leben nahm?«
    »Wo ist Euer Stolz geblieben, Lord?« keuchte der Baron. »Oder versucht Ihr uns zu täuschen, in der Hoffnung, uns noch einmal in den Rücken fallen zu können?«
    Falkenmond verzog das Gesicht. »Ich bin müde«, erklärte er.
    Baron Meliadus blickte ihn verwirrt und mit einer Spur von Ärger an. »Ich habe Euren Vater getötet!«
    »Das sagtet Ihr bereits.«
    Aus der Fassung gebracht, drehte der Baron sich um und schritt auf die Tür zu. Doch kurz davor wirbelte er herum. »Ich kam nicht hierher, um mit Euch darüber zu sprechen. Es scheint mir jedoch sehr merkwürdig, dass Ihr so tut, als empfändet Ihr keinen Hass auf mich und hegtet keine Rachegelüste.«
    Falkenmond langweilte das viele Gerede. Er wollte, Meliadus würde ihn in Ruhe lassen. Seine angespannte Haltung, sein halb hysterischer Gesichtsausdruck störten ihn, ähnlich wie das Summen einer Mücke einen Menschen stört, der schlafen möchte.
    »Ich empfinde nichts«, erwiderte Falkenmond und hoffte, der Eindringling wäre nun endlich zufrieden.
    »Habt Ihr denn Euer Rückgrat verloren?« rief Meliadus ergrimmt. »Die Gefangenschaft hat Euren Willen zerstört!«
    »Vielleicht. Ich bin müde. Lasst mich allein …«
    »Ich kam mit dem Angebot, Euch Euer Land zurückzugeben«, fuhr Meliadus schnell fort. »Einen autonomen Staat innerhalb unseres Imperiums. Das ist mehr, als wir je einem eroberten Land zusagten.«
    Eine winzige Spur von Neugier regte sich nun in Falkenmond.

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