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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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oben, und im Schatten, den die Markise warf, konnten sie auch von unten nicht gesehen werden.
    Ein Messingtisch und zwei goldene, mit blauem Plüsch gepolsterte Stühle standen auf der Veranda. Und ein reichverziertes Platintablett trug einen Weinkrug aus dunkelgrünem Glas und zwei Becher aus demselben Material. Zu beiden Seiten der Tür, die auf die Veranda führte, stand je ein nacktes Mädchen mit rougegefärbtem Gesicht, Brüsten und Genitalien. Jeder, der mit dem Hof von Londra vertraut war, wusste, dass die Sklavinnen Baron Meliadus von Kroiden gehörten; denn er hielt nur weibliche Sklaven, und deren einzige Livree war die rote Farbe. Eines der Mädchen, die mit starrem Blick über den Fluss hinweg starrten, war blond, sie kam wahrscheinlich aus Deutschland, das der Baron erobert hatte, und das ihm nun rechtmäßig gehörte. Das andere Mädchen war dunkel und kam zweifellos aus dem Mittleren Osten, den Baron Meliadus mit blutigem Schwert in seinen Besitz gebracht hatte.
    Auf einem der goldenen Stühle saß eine Frau. Ihr Körper war von Kopf bis Fuß in ein kostbares Brokatgewand gehüllt, und sie trug eine Silbermaske, die auf kunstvolle Weise einem Reiherkopf nachempfunden war. Ihr gegenüber saß eine Gestalt in schwerem schwarzem Leder, auf deren Schultern eine gewaltige schwarze Maske saß, die einen knurrenden Wolf darstellte. Der Ledergewandete steckte ein goldenes Trinkrohr in seinen Becher, führte das andere Ende durch eine winzige Vorrichtung in seiner Maske und begann langsam den Wein zu saugen.
    Die beiden sprachen nicht, die einzigen Geräusche kamen von unterhalb der Veranda – von den Wellen, die die Barken erzeugten und die gegen die Ufermauern schlugen, von einem entfernten Turm, in dem jemand gleichzeitig schrie und lachte, und von einem Ornithopter, dessen Metallflügel krachend schlugen, während er auf dem flachen Dach eines Turmes landete.
    Schließlich begann der Mann mit der Wolfsmaske zu sprechen, mit einer tiefen, vibrierenden Stimme. Die andere Gestalt bewegt sich nicht, sondern schien weiter auf den blutroten Fluss zu starren, dessen eigenartige Farbe Abwässern besonderer Art zuzuschreiben war.
    »Du stehst selbst unter leichtem Verdacht, Flana. König Huon äußerte die Ansicht, dass möglicherweise du etwas mit dem seltsamen Irrsinn zu tun haben könntest, der die Wachen der Asiakommunisten ausgerechnet in jener Nacht befiel, als die beiden Botschafter flohen. Zweifellos hilft es mir wenig, wenn ich diesen Verdacht teilte, aber ich denke nur an unser geliebtes Heimatland – nur an den Ruhm Granbretaniens.«
    Der Sprecher verstummte, als erwarte er eine Erwiderung, erhielt aber keine.
    »Es ist offensichtlich, Flana, dass die aktuelle Situation am Hof nicht zum Besten des Reiches ist. Ich habe nichts gegen Exzentrizität, im Gegenteil, ich bin schließlich ein echter Sohn Granbretaniens, aber es besteht ein Unterschied zwischen Exzentrizität und Senilität. Verstehst du, was ich meine?«
    Flana Mikosevaar sagte nichts.
    »Was ich meine«, fuhr der, andere fort, »ist, dass wir einen neuen Herrscher brauchen – eine Kaiserin. Es gibt nur noch eine einzige lebende Blutsverwandte Huons – nur eine einzige, die alle als rechtmäßige Lehnsherrin, als Erbin des Throns anerkennen werden.«
    Auch jetzt schwieg die Gräfin.
    Die Gestalt in der Wolfsmaske beugte sich vor. »Flana, hörst du mich?«
    Die Reihermaske wandte sich der Maske des knurrenden Wolfes zu.
    »Flana – du könntest Reichskönigin von Granbretanien werden. Mit mir als Regent würden wir für die Sicherheit unserer Nation und unserer annektierten Gebiete sorgen. Wir würden Granbretanien noch ‚größer machen – ja, wir könnten die ganze Welt erobern!«
    Flana Mikosevaar sprach zum ersten Mal. »Und was machten wir mit der Welt, wenn sie erst unser wäre?«
    »Wir würden sie nutzen! Wir würden unseren Erfolg genießen!«
    »Wird man denn der Vergewaltigung und des Mordens, des Folterns und der Vernichtung nie müde?«
    Meliadus schien erstaunt über ihre Bemerkung. »Man kann natürlich aller Dinge müde werden. Aber es gibt so vieles -Kalans Experimente, beispielsweise, und Taragorms. Mit den unerschöpflichen Mitteln der ganzen Welt zu unserer Verfügung können unsere Wissenschaftler Großes leisten. Sie können uns Schiffe bauen, mit denen man durch den Kosmos fliegen kann. Schiffe, wie unsere Vorväter sie hatten und mit denen sie auch, wie die Legenden berichten, den Runenstab auf die Erde brachten!

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