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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Wir könnten unsere Stärke mit dem ganzen Universum messen! Wir könnten neue Welten erreichen und sie erobern. Granbretaniens Abenteuer würden sich über Millionen von Jahren hinziehen!«
    »Sind Abenteuer und Sensationen alles, was wir begehren sollten, Meliadus?«
    »Weshalb nicht? Alles ist Chaos. Es gibt keinen Sinn in der Existenz. Der einzige Vorteil des Lebens ist, dass man alle Gefühle, die menschlicher Geist und Körper zu empfinden imstande sind, entdecken und auskosten kann. Und dazu braucht man doch gewiss zumindest eine Million Jahre, meinst du nicht?«
    Flana nickte. »Das ist wohl das, was wir glauben.« Sie schien zu seufzen. »Deshalb kann ich wohl auch deinem Plan zustimmen, Meliadus, denn was du vorschlägst, wird mich zweifellos nicht mehr langweilen als irgendetwas anderes.« Sie zuckte die Schultern. »Gut, ich bin einverstanden, ich werde deine Königin sein, wenn du mich brauchst – und sollte Huon unsere Verschwörung entdecken, nun, es wird eine Wohltat sein zu sterben.«
    Ein wenig beunruhigt durch Flanas merkwürdige Einstellung erhob sich Meliadus. »Du wirst mit niemandem darüber sprechen, Flana, bis die Zeit gekommen ist?«
    »Ich werde schweigen.«
    »Gut. Ich besuche jetzt Kalan. Er ist von meiner Absicht sehr angetan; denn er wird eine viel freiere Hand haben für seine Experimente, wenn uns das Glück hold ist. Auch Taragorm ist auf meiner Seite …«
    »Du traust Taragorm? Eure Rivalität ist ein offenes Geheimnis.«
    »Es stimmt, ich hasse Taragorm. Und er hasst mich. Aber es ist jetzt ein milderer Hass. Du erinnerst dich gewiss, dass unsere Rivalität begann, als Taragorm meine Schwester ehelichte, die ich selbst zu heiraten beabsichtigte. Doch vor kurzem kompromittierte sie sich – mit einem Esel, wie ich hörte –, und Taragorm entdeckte sie. Daraufhin ließ, wie du gewiss hörtest, meine Schwester sich und den Esel durch ihre Sklaven auf recht ungewöhnliche Weise hinschlachten. Taragorm und ich entledigten uns daraufhin gemeinsam der Sklaven, und während dieser Episode kehrte ein wenig unserer einstigen Freundschaft zurück. Meinem Schwager ist aber zu trauen. Er ist der Meinung, dass Huon ihn, was seine Forschungen betrifft, zu sehr an der Kandare hat.«
    Die ganze Zeit über hatten sie sich im Flüsterton unterhalten und die Stimmen nicht gehoben, damit selbst die Sklavenmädchen sie nicht hören konnten.
    Nun verbeugte er sich vor Flana und schnippte seinen Sklavenmädchen zu, diese rannten los, die Sänfte ihres Herrn bereitzustellen, damit er durch die Korridore Londras getragen werden konnte.
    Dann verließ Meliadus die Veranda.
    Flana starrte weiterhin über das Wasser. Sie dachte kaum noch an Meliadus’ Verschwörung, sondern träumte von dem gutaussehenden d’Averc und von den Tagen, die noch kommen mochten, an denen sie sich wieder treffen würden, an denen d’Averc sie aus Londra mit all ihren Intrigen fortholen würde. Vielleicht brächte er sie nach Frankreich auf seine Ländereien – sie könnte sie ihm ja zurückgeben, wenn sie Königin wäre.
    Vielleicht konnte es tatsächlich nutzen, wenn sie Reichskönigin würde. Sie könnte einen Gemahl wählen, und der wäre natürlich d’Averc – nachdem sie ihm Pardon für seine Verbrechen gegen Granbretanien gewährt hatte. Und vielleicht ließe sich diese Begnadigung auch auf seine Freunde ausdehnen – auf Falkenmond und die anderen?
    Aber nein. Bei d’Averc mochte Meliadus ein Auge zudrücken, doch nie bei den anderen.
    Vielleicht waren ihre Hoffnungen jedoch unerfüllbar. Sie seufzte. Doch was machte das schon aus? Es war ohnehin zweifelhaft, ob d’Averc überhaupt noch lebte. Inzwischen sah sie jedenfalls keinen Grund, nicht passiv an Meliadus’ Ränken teilzunehmen, auch wenn sie ahnte, welch schreckliche Konsequenzen ein Scheitern haben würde. Er musste wahrhaftig verzweifelt sein, überhaupt zu erwägen, den Erbherrscher zu stürzen. In den zweitausend Jahren seiner Regentschaft hatte bisher kein Granbretanier auch nur daran gedacht, Huon abzusetzen. Flana wusste nicht einmal, ob das überhaupt möglich war.
    Sie schauderte. Machte man sie wirklich zur Königin, sie würde ganz sicher nicht die Unsterblichkeit wählen – schon gar nicht, wenn es bedeutete, ein so verschrumpeltes Ding wie Huon zu werden.

 
2 Gespräche neben der Maschine
     
    Kalan von Vitall fingerte an seiner Schlangenmaske mit blassen alten Händen, deren Venen hervorstanden, dass sie selbst an sich windende blaue

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