Der Herzog Von Köln
an der richtigen Stelle bereit zu haben.«
»Was ist, wenn sie Ornithopter vorausschicken?« fragte Falkenmond.
»Wir werden unsere eigenen fliegenden Späher einsetzen und sie so rechtzeitig bemerken«, schnaubte von Villach. »Und die Türme werden schon mit jenen fertig, die den Luftreitern entkommen.«
»Eure Streitkräfte sind zahlenmäßig nicht sehr stark«, erinnerte Falkenmond. »Ihr müsst Euch deshalb hauptsächlich auf die Türme verlassen und fast ausschließlich einen Defensivkampf führen.«
»Das genügt durchaus«, versicherte ihm Graf Brass. »Wir warten an unseren Grenzen und füllen die Lücken zwischen den Türmen mit unserer Infanterie. Mit Hilfe der Heliographen und sonstigen Melder unterrichten wir die Türme, wo ihr Einsatz am dringendsten ist.«
»Wir sind nur daran interessiert, ihren Angriff abzuwehren«, warf Bowgentle mit unverkennbarer Ironie ein.
Graf Brass blickte ihn an und hob die Brauen. »Genauso ist es, Freund Bowgentle. Es wäre Selbstmord, einen Angriff zu wagen – unsere wenigen Leute gegen ihre vielen. Unsere einzige Überlebenschance liegt in den Türmen, und indem wir dem Reichskönig und seinen Mannen beweisen, dass wir ihnen widerstehen können, gleich ob sie uns belagern oder offen angreifen – von Land, See oder aus der Luft. Es wäre sinnlos, einen Kampf außerhalb unserer Grenzen zu versuchen.«
»Was meint Ihr, Freund Falkenmond?« fragte Bowgentle. »Ihr habt Erfahrung im Krieg gegen das Dunkle Imperium.«
Falkenmond studierte die Karte. »Graf Brass’ Taktik ist klug durchdacht. Ich habe am eigenen Leibe erfahren, dass ein offener Angriff nicht zum Sieg führen kann. Aber wie wäre es, wenn wir den Ort der Schlacht wählen könnten? Wo ist die Verteidigung am stärksten?«
Von Villach deutete auf ein Gebiet südöstlich der Rhone. »Hier stehen die Türme am dichtesten, und unsere Mannen könnten sich auf dem etwas höhergelegenen Terrain sammeln, während der Feind durch ein Gebiet kommen müsste, das zu dieser Jahreszeit besonders sumpfig ist.« Er zuckte die Schultern. »Aber was nutzt es? Sie werden den Angriffsort bestimmen, nicht wir.«
»Außer man könnte sie dorthin treiben«, überlegte Falkenmond laut.
»Und was würde sie treiben? Fliegende Messer?« Graf Brass lächelte.
»Ich!« sagte Falkenmond überzeugt. »Mit Hilfe von zweihundert Berittenen – wenn wir sie nie zum offenen Kampf herausfordern, sondern ständig durch kleine Überfälle an den Flanken in Atem halten, könnten wir sie mit ein wenig Glück genau zu jener Stelle treiben, so wie Eure Hunde es mit den Bullen tun. Gleichzeitig wüssten wir immer, wo sie sich befinden, und könnten Euch in regelmäßigen Abständen durch Boten informieren.«
Graf Brass strich sich über den Schnurrbart und bedachte Falkenmond mit einem respektvollen Blick. »Ein Taktiker nach meinem Herzen«, murmelte er. »Vielleicht macht mein Alter mich übervorsichtig. In jüngeren Jahren hätte ich wahrscheinlich einen ähnlichen Plan ausgearbeitet. Es könnte zu machen sein, Freund Falkenmond. Mit viel Glück könnte es zu machen sein!«
Von Villach räusperte sich. »Ja, Glück und eine ungeheure Ausdauer. Seit Ihr Euch klar, was Ihr da auf Euch nehmt, Junge? Zum Schlafen und Ausruhen werdet Ihr so gut wie gar nicht kommen. Ihr müsstet jede Sekunde die Augen offen halten. Und selbst wenn Ihr es durchsteht, glaubt Ihr, Eure Soldaten werden es? Dann müsstet Ihr noch auf die fliegenden Maschinen achten …«
»Nein, aufpassen müssen wir lediglich auf ihre Späher«, widersprach Falkenmond. »Denn wir schlagen zu und verschwinden, ehe sie die Hauptmacht der Ornithopter überhaupt in der Luft haben. Eure Mannen kennen das Gebiet. Sie wissen, wo man sich verbergen kann.«
Bowgentle blickte nachdenklich drein. »Es gibt noch etwas, das in Betracht gezogen werden muss. Ihr Grund, weshalb sie am Fluss entlangziehen, ist, dass sie in der Nähe ihrer Versorgung bleiben wollen. Sie transportieren ihre Verpflegung, Kriegsmaschinen, Ersatzpferde und selbst ihre Ornithopter auf Schiffen auf der Rhone – darum kommen sie auch so schnell vorwärts. Wie, meint Ihr wohl, ließen sie sich davon trennen?«
Falkenmond dachte einen Augenblick nach, dann grinste er. »Diese Frage ist gar nicht so schwer zu beantworten. Hört …«
Am nächsten Tag ritt Dorian Falkenmond, mit Lady Yisselda an seiner Seite, über das wilde Marschland. Sie hatten seit seiner Genesung viel Zeit miteinander verbracht, und er
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