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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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fühlte sich sehr von ihr angezogen, auch wenn er es ihr kaum zeigte. Zwar war sie schon zufrieden, in seiner Nähe sein zu können, aber hin und wieder schmerzte es sie doch, dass er auch nicht das geringste Zeichen von Zuneigung verriet. Sie ahnte nicht, dass er nichts lieber täte, aber dass sein Verantwortungsbewusstsein und seine Sorge um sie ihn davon abhielten. Denn er wusste, dass er schon im nächsten Augenblick innerhalb von Minuten zum Körper ohne Geist, ohne Verstand werden konnte. Er lebte im ständigen Bewusstsein, dass die Kraft des Schwarzen Juwels die Fesseln sprengen mochte, in die Graf Brass es gelegt hatte, und dass die Dunklen Lords von Granbretanien dann dem Juwel sofort seine volle Kraft geben würden, die sein Gehirn zerstörte.
    Darum gestand er ihr nicht, dass er sie liebte, dass es diese Liebe gewesen war, die sein eigentliches Ich aus dem tiefen Schlummer weckte. Und dass Graf Brass, weil er es erkannt hatte, ihn deshalb am Leben ließ. Und sie war zu schüchtern, ihm ihre Liebe einzugestehen.
    Nebeneinander galoppierten sie durch die Marschen und spürten den Wind in ihren Gesichtern und an ihren Umhängen zerren. Sie ritten schneller, als es klug war, über die sich windenden verborgenen Wege durch Moor und Lagunen. Sie scheuchten Sumpfhühner und Enten auf, erschreckten Herden weißer Pferde und lachten über die erstaunten Augen der weißen Stiere und deren Familien, die ihnen nachstarrten, bis die Hufe ihrer Pferde den Sand des Strandes hochschleuderten und das Meer vor ihnen lag. Sie brachten die Tiere zum Halten und riefen sich durch das Pfeifen des Mistrals zu.
    »Bowgentle erzählte mir, dass Ihr morgen aufbrecht«, rief sie. Plötzlich ließ der Wind einen Augenblick nach und alles war still.
    »Ja. Morgen.« Er drehte ihr sein traurig-ernstes Gesicht zu, doch schnell wandte er es wieder ab. »Aber es wird nicht lange dauern, dann bin ich wieder zurück.«
    »Passt auf Euch auf, Dorian. Sie dürfen Euch nicht töten!«
    Er lachte. »Ich glaube, es ist mir nicht bestimmt, von Granbretaniern getötet zu werden – sonst wäre ich schon mehrmals gestorben.«
    Sie wollte etwas erwidern, aber da begann der Wind erneut zu stürmen und wehte ihr Haar um ihr Gesicht. Er beugte sich vor und half ihr, es zurückzubinden. Dabei berührte er ihre samtige Haut und wünschte sich von ganzem Herzen, er dürfte sie in die Arme schließen und ihre Lippen mit den seinen berühren. Sie griff nach seiner Hand, aber er zog sie sanft zurück, drehte sein Ross und begann zurückzutraben.
    Am Himmel über dem tiefgebeugten Schilf und dem aufgewühlten Wasser der Lagunen begannen sich Wolken zu ballen. Aber nur wenige Tropfen fielen. Langsam ritten sie zurück, jeder in schwermütige Gedanken versunken.
     
    Ein Kettenhemd bedeckte Falkenmond vom Hals bis zu den Waden und ein Helm mit Gesichtsschutz seinen Kopf. Von seiner Seite hing ein Breitschwert und ein Schild ohne Wappen. Er hob die Hand, und seine Mannen hielten an. Sie waren alle schwerbewaffnet – mit Schleudern, Bögen, Wurfaxten, Speeren, manche auch mit Flammenlanzen, eben mit allem, was sich aus einiger Entfernung werfen ließ. Falkenmond sprang vom Pferd und folgte seinem Späher halb kriechend auf den Hügelkamm. Als er ihn erreichte, legte er sich auf den Bauch und blickte hinunter ins Tal, wo der Fluss einen Bogen machte. Zum ersten Mal sah er die gesamte Streitmacht Granbretaniens. Ihm erschien es eine endlose Legion geradewegs aus der Hölle, die sich langsam südostwärts bewegte, Bataillon um Bataillon von Infanterie, Schwadron auf Schwadron von Kavallerie. Und jeder Mann maskiert, dass es aussah, als zöge das gesamte Tierreich gegen die Kamarg. Riesige Banner flatterten im Wind, und metallene Standarten schwankten an hohen Stangen. Er erkannte Asrovak Mikosevaars Banner mit seinem grinsenden Skelett, das ein Schwert schwang und auf dessen Schulter ein Aasgeier kauerte. Darunter stand in großen, gestickten Lettern: TOD DEM LEBEN. Der von hier so winzig kleine Reiter darunter musste Mikosevaar persönlich sein. Abgesehen von Baron Meliadus war er der grausamste und skrupelloseste Kriegslord Granbretaniens. In der Nähe hob die Katzenstandarte Herzog Vendels, des Grandkonnetabels dieses Ordens, sich über die Köpfe der Marschierenden, und das Fliegenbanner Lord Jarak Nankenseens und hundert ähnliche Fahnen von hundert anderen Orden. Selbst das Banner der Heuschrecken fehlte nicht, obgleich ihr Grandkonnetabel es nicht begleitete,

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