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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Denk doch nur an den bulgarischen Zauberer, der vor mir hier Lordhüter war. Er war nicht weniger böse als sie.«
    »Ja, aber der Bulgare war nur einer. Genau wie der Marquis von Pesht, Roldar Nikolajeff und ihresgleichen. Bei ihnen handelte es sich um Ausnahmen, und die Menschen, denen sie ihre Knute zu spüren gaben, lehnten sich schließlich gegen sie auf und töteten sie. Aber das Dunkle Imperium ist eine ganze Nation solcher Menschen wie sie, und die Bösartigkeit und Grausamkeit liegt in ihrem Blut. In Köln machten sie sich einen Spaß daraus, jedes kleine Mädchen zu kreuzigen und jeden Jungen zu kastrieren, und alle Erwachsenen, die um ihr Leben baten, mussten auf der Straße öffentlich Obszönitäten zum Vergnügen der Eroberer betreiben. Das ist keine natürliche Grausamkeit, Graf, und das war bei weitem noch nicht das Schlimmste, zu dem sie in der Lage sind. Sie ergötzen sich daran, alles Menschliche zu erniedrigen.«
    »Solche Geschichten werden gern übertrieben, mein Freund. Das müsstest du doch wissen. Erinnerst du dich denn nicht, wessen man mich alles beschuldigte?«
    »Nach allem, was ich höre«, unterbrach Bowgentle, »sind diese Berichte keine Übertreibungen, sie sind eher untertrieben. Wenn sie in der Öffentlichkeit solche Dinge tun, womit vergnügen sie sich dann privat?«
    Yisselda schauderte. »Ich kann es nicht ertragen zu denken …«
    »Genau«, sagte Bowgentle und wandte sich ihr zu. »Und wenige ertragen es zu wiederholen, was sie gesehen haben. Die Ordnung, die geschaffen wird, ist oberflächlich. Das Chaos aber, das geschaffen wird, zerstört die Seelen der Menschen.«
    Graf Brass schüttelte die breiten Schultern. »Was immer sie auch tun, es wird vergehen. Doch die Einheit, die sie erzwingen, ist von Dauer. Dessen kannst du sicher sein.«
    Bowgentle verschränkte die Arme vor der schwarzgekleideten Brust. »Der Preis ist zu hoch!«
    »Kein Preis ist dafür zu hoch! Was willst du denn? Die Fürstentümer in Europa befinden sich in ständigem Krieg gegeneinander. Heutzutage gibt es nur noch wenige, die in ihren Lebzeiten überhaupt je erfahren, was Frieden ist. Eine Veränderung reicht der anderen die Hand. Granbretanien bietet zumindest noch Beständigkeit.«
    »Und Terror! Nein, mein Freund, ich vermag deine Meinung nicht zu teilen.«
    Graf Brass leerte sein Glas und gähnte. »Du nimmst die gegenwärtigen Ereignisse zu ernst, Bowgentle. Hättest du meine Erfahrung, würde dir klar sein, dass alles Böse bald vorübergeht; entweder weil es jene, die es tun, von selbst zu langweilen beginnt, oder weil andere es irgendwie erfolgreich bekämpfen. Glaube mir, in hundert Jahren wird Granbretanien eine respektgebietende und ethisch erhabene Nation sein.« Graf Brass blinzelte seiner Tochter verschmitzt zu, aber sie erwiderte sein Lächeln nicht, offensichtlich teilte sie Bowgentles Meinung.
    »Die Krankheit ist zu tief in ihnen verwurzelt, als dass hundert Jahre sie zu heilen vermöchten. Das lässt sich schon allein aus ihrer Aufmachung schließen. Diese edelsteingeschmückten Tiermasken, die sie nie abnehmen, diese groteske Kleidung, die sei selbst bei größter Hitze tragen, ihre Art sich zu bewegen – all das beweist, was sie sind. Der Wahnsinn ist erblich bei ihnen und wird auch bei ihren Kindern und Kindeskindern grassieren.« Bowgentle klopfte ungehalten mit der Hand gegen eine Säule. »Durch unsere Nichteinmischung machen wir uns mit ihnen schuldig. Wir sollten …«
    Graf Brass erhob sich. »Wir sollten schlafen gehen, mein Freund. Morgen beginnen die Festlichkeiten, und man erwartet unsere Anwesenheit in der Arena.« Er nickte Bowgentle zu, küsste seine Tochter auf die Stirn und verließ die Halle.

 
3 Baron Meliadus
     
    Zu dieser Zeit des Jahres feierten die Leute der Kamarg ihr großes Fest zum Abschluss der Arbeiten, die der Sommer mit sich brachte. Blumen schmückten die Häuser, und die Menschen trugen reichbestickte Gewänder aus Seide und Leinen; junge Stiere liefen frei in den Straßen umher, und die Wachen trugen ihre glanzvollsten Uniformen zur Schau. An den Nachmittagen fanden in dem uralten Amphitheater am Rand der Stadt die Stierkämpfe statt.
    Die Sitze des Amphitheaters waren stufenweise angeordnet und bestanden aus Granit. Nahe an der steilen Wand zum Ring selbst an der Südseite befand sich eine überdachte Nische aus behauenen Säulen und einem roten Schieferdach. Dort saßen Graf Brass, seine Tochter Yisselda, Bowgentle und der alte von

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