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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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komme?«
    Der Alte betrachtete aus trüben Augen die beiden Pferde. »Prachtvolle Rösser hast du«, sagte er anerkennend. »Du musst aufpassen, dass man sie dir nicht stiehlt. Die Menschen sind schlecht geworden und achten den Besitz des anderen nicht mehr.« Dann wiesen seine gichtkrummen Finger in eine Richtung. »Du folgst der Heeresstraße bis Witzenhausen, von dort weiter über den Zinnberg durch den Wald, dann siehst du die Stadtmauer von Allendorf vor dir liegen.«
    »Wann, glaubst du, werden wir dort ankommen?«
    Der Alte überlegte, wiegte den Kopf mit dem schütteren Haar von rechts nach links und blickte zur Sonne, die über ihnen stand. Schließlich meinte er: »Am späten Nachmittag müsstet ihr dort sein.«
    Johann bedankte sich und ließ die Pferde antraben.
    Nachdem die Tiere ihren Schritttakt gefunden hatten, nahm er Franziskas Hand und versprach: »In Allendorf werden wir uns eine Nacht im Gasthaus gönnen.« Als er den überraschten Gesichtsausdruck seiner Frau sah, fügte er lächelnd hinzu: »Ich freue mich auf ein anständiges Essen und ein kühles Glas Bier. Dieses dünne Tunnbröd kam mir schon aus den Ohren heraus.«
    • •
    Als die Stadtmauern von Allendorf zu sehen waren, konnte Franziska nicht leugnen, dass sie ein gutes Gefühl spürte. Sie freute sich auf ein behagliches Nachtlager und ein schmackhaftes Essen. Auch der Gedanke, dass sie nicht mehr fern der Heimat waren und die Anstrengungen bald ein Ende haben würden, ließ sie lächeln. Glücklich blickte sie zu ihrem Mann. Letzte Nacht hatten sie sich seit Langem wieder in den Armen gelegen und ihre Liebe füreinander aufs Neue gefestigt. Franziska lächelte entspannt.
    Dann sah sie, wie ihr Mann die Augen verengte und nach vorn starrte. »Was ist?«, fragte sie beunruhigt.
    »Steht da jemand auf der Stadtmauer und winkt?«, wollte Johann wissen und zeigte nach Allendorf.
    Nun engte auch Franziska ihren Blick ein, um besser sehen zu können. »Glaubst du, er meint uns?«, fragte sie unsicher. Da der Mann aufgeregt auf der Mauer hin und her sprang, blickte sie hinter sich, ob jemand ihnen folgte, aber da war niemand.
    »Er meint tatsächlich uns«, murmelte Franziska, legte die Hand vor die Stirn und schaute nach vorn.
    Je näher sie kamen, desto heftiger winkte der Mann. Schließlich legte er die Hände als Trichter vor den Mund und schrie: »Macht, dass ihr hinter die Stadtmauern kommt. Wir schließen die Tore.«
    Überrascht blickte Johann Franziska an. »Es ist noch lange nicht Abend, und sie wollen die Stadttore schließen?«
    Im selben Augenblick waren Stimmen zu hören, die wie eine Welle laut wurden und wieder abebbten, laut wurden und wieder abebbten. Fragend blickten die beiden zu dem Mann auf der Mauer hinauf, als Magdalena schrie: »Soldaten!«
    Nun sahen auch Johann und Franziska die zahlreichen Männer, die an den Ufern der Werra und auf Wiesen, Feldern und Äckern nahe der Stadt zu lagern schienen. Einige Soldaten hatten das Fuhrwerk entdeckt und liefen darauf zu. Johann schlug seinen Pferden mit den Zügeln auf den Rücken, damit sie schneller wurden. Kaum war ihr Gespann durch das Tor gefahren, fiel das Stadttor von Allendorf mit lauten Rums zu.
    Johann zügelte die Hengste, die ihre Nüstern aufblähten und vor Angst die Augen aufrissen. Er blickte den Torwächtern mit verständnislosem Blick entgegen, die zum Fuhrwerk gelaufen kamen und die aufgeregten Pferde am Zaumzeug festhielten.
    »Was ist hier los?«, rief er ihnen zu und sprang zitternd vom Kutschbock. Erst jetzt wurde ihm bewusst, in welcher Gefahr sie geschwebt hatten. »Das war knapp«, sagte er zu einer der Torwachen und blickte besorgt zu seiner Familie, die ihn aus schreckensweiten Augen anstarrte.
    »Allendorf wird seit einigen Tagen von den Kroaten und den Kaiserlichen belagert«, erklärte einer der Wachmänner.
    Johann hielt sich beide Hände vors Gesicht und stöhnte: »Das darf alles nicht möglich sein. Wir sind auf dem Weg nach Hundeshagen und wollten in eurer Stadt nur für einen Tag rasten.«
    »Das könnt ihr. Allerdings wird eure Rast länger dauern.«
    Franziska war kreidebleich vom Kutschbock gestiegen und half ihrem Sohn und Magdalena, die kein Wort von sich gaben, von der Ladefläche zu springen.
    Die Wachmänner des Tores musterten Johann und Franziska. Ihre Blicke blieben an ihren nur langsam verheilenden Verletzungen am Hals und im Gesicht hängen. »Was ist mit euch geschehen?«, fragte der eine misstrauisch.
    »Wir wurden vor

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