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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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vergessen, überlegte sie, und ein höhnisches Lächeln zuckte über ihr Gesicht. »Es wird Zeit, eine Schuld einzufordern.«
    • •
    Als Erik Gustavsson das Zelt Jan Banérs, des Oberbefehlshabers der schwedischen Truppen im Reich, betrat, schlug ihm abgestandene Luft entgegen. Es roch nach saurem Wein und erkaltetem Essen, das auf dem Tisch stand.
    Banér saß am Ende der Tafel und blickte aus müden Augen zu seinen Offizieren, die über Karten gebeugt stritten. Als der schwedische Feldmarschall Gustavsson entdeckte, rief er freudig: »Erik! Da bist du endlich.« Mit einem Ruck stand er auf und kam Gustavsson entgegen, um ihn herzlich zu umarmen. »Ich habe bereits vernommen, dass die Kranken keine Ruhr hatten und ihr alle wohlbehalten zu uns zurückgekehrt seid.«
    Erik erwiderte die Begrüßung ebenso herzlich und fragte: »Was gibt es Neues?« Dabei blickte er zu den Offizieren, die ihn nickend willkommen hießen.
    Banér setzte sich zurück auf seinen Stuhl und bot dem Landsmann den Platz neben sich an. Dann sagte er zu seinen Truppenführern: »Lasst uns morgen weiterstreiten, wer nach Stralsund gehen wird. Allerdings bleibe ich bei meinem Plan, dass wir in das Gebiet von Mecklenburg und Magdeburg ziehen werden.«
    Einige der Offiziere sahen den Feldmarschall verständnislos an, während andere den Kopf schüttelten. Geschlossen verließen sie das Zelt.
    Als Gustavsson und Banér allein waren, wurde der Blick des Feldmarschalls ernst. »Alles deutet darauf hin, dass die Verhandlungen zwischen dem Kaiser und dem sächsischen Kurfürsten Ende Mai Früchte tragen und sie Frieden schließen werden.«
    »Das war abzusehen. Nachdem sich letztes Jahr Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen aus dem Bündnis mit uns lösen konnte, haben die Delegationen des Kaisers und des sächsischen Kurfürsten mehrere Monate über die Vertragsbestimmungen verhandelt. Irgendwann mussten sie zu einem Ergebnis kommen.«
    Nachdenklich zwirbelte Banér die Enden seines Lippenschnäuzers, die seitlich abstanden, und rieb sich anschließend über den spitz zulaufenden Kinnbart. »Ich vermute«, überlegte er, »dass dieser Frieden uns unsere Verbündeten aus Brandenburg und Sachsen kosten wird. Uns werden außer dem Landgrafen von Hessen-Kassel keine anderen Freunde übrig bleiben.«
    »Glaubt Ihr wirklich, dass Wilhelm V. uns weiterhin treu ergeben sein wird?«
    Der Oberbefehlshaber wiegte den Kopf hin und her. »Wilhelm steht in unserer moralischen Pflicht«, meinte er. »Schließlich hat er vor vier Jahren von unserem verstorbenen König Gustav Adolf die Stifte Fulda, Hersfeld, Paderborn und das Kloster Corvey als verbriefte Schenkung erhalten und zudem das Bistum Münster in Aussicht gestellt bekommen.«
    »Wie Ihr sagt, ist das vier Jahre her. Ob er sich der bindenden Treue noch erinnert?«, fragte Erik zweifelnd. »Auf welcher Seite wird er stehen, wenn es dem Kaiser gelingt, die deutschen Fürsten zu vereinen, um die ausländischen Mächte aus dem Reich zu vertreiben?«
    Banér seuftze laut auf. »Um das zu erfahren, müssen wir Wilhelm einen Besuch in Kassel abstatten.«
    »Wann gedenkt Ihr weiterzuziehen?«, wollte Gustavsson wissen.
    »In drei Tagen.«
    »Wird das Heer Euch folgen?«
    »Du hast meine Offiziere soeben erlebt. Sie stellen sich gegen meine Befehle. Die Disziplin innerhalb der Truppen ist desolat, und ich habe sie nicht mehr im Griff.«
    Gustavsson blickte den Mann nachdenklich an. Er wusste, dass Banér weder die notwendige Geschicklichkeit noch genügend Brutalität besaß, um sich durchzusetzen.
    »Jeder Offizier gibt Befehle, wie es ihm beliebt. Kaum einer hält sich an meine Anordnungen«, erzählte Banér weiter.
    Erik nickte: »Ja, das ist ein großes Problem, wenn man ein achtzehntausend Mann starkes Heer nach so vielen Kriegsjahren befehligt«, stimmte er dem Feldmarschall zu.
    In seinem Rücken spürte er, dass jemand ins Zelt getreten war. Auch wenn er die Person nicht sah, ahnte er, wer es sein könnte, denn in Jan Banérs Augen war reines Verlangen zu erkennen.
    »Da ist sie endlich«, murmelte der Oberbefehlshaber der Schweden.
    Erik drehte sich nach dem Besuch um. Als er die Frau erblickte, nickte er ihr höflich zu, stand auf und verabschiedete sich.
    • •
    Banér streckte Arme und Beine von sich. Sein Oberkörper war mit Schweißperlen bedeckt, als er verhalten lachte und sagte: »Du schaffst mich.«
    Mühsam stützte er sich auf den Ellenbogen auf und griff nach dem Glas. Er trank gierig einen

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