Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
abzuhalten, die Flasche leerzutrinken, doch Arne hatte wie von Sinnen gebrüllt, dass er kein Kindermädchen brauche.
»Sauf nicht so viel!«, ermahnte Gustavsson ihn erneut, als Arne die zweite Flasche öffnete und einen kräftigen Zug nahm.
»Wie kann sie einfach abhauen ohne ein Zeichen des Abschieds?«, jammerte der Hüne wie ein kleines Kind. »Sie hätte warten müssen. Warum bin ich nicht im Lager geblieben?«, klagte er und blickte seinen Freund mitleidheischend an.
Gustavsson sog an seiner Pfeife und überlegte. Dann sah er Arne mit festem Blick an und sagte mit leiser Stimme: »Das ist eine gute Frage!«
• Kapitel 38 •
Arne lag ausgestreckt im staubigen Boden vor dem Lagerfeuer und schnarchte so laut, dass einige Soldaten sich beschwerten.
»Bring den Saufbold in sein Zelt!«, schimpfte ein Mann, der Arne immer wieder mit der Stiefelspitze anstieß, um ihn zu wecken.
Mit verkniffenem Gesichtsausdruck und unter großer Anstrengung zog Erik den Freund auf die Beine. Der Hüne hing schwer in seinen Armen und war kaum fähig, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
»Warum musst du so viel saufen?«, schimpfte Gustavsson keuchend. »Davon kommt dein Liebchen nicht wieder.«
»Ich will sie nie wieder sehen«, lallte Arne, der erwacht war und den Zeigefinger hob. »Sollte ich ihr doch begegnen, werde ich sie keines Blickes würdigen.«
»Das wird sicher nicht geschehen, denn wir werden uns in zwei Tagen in Richtung Norden aufmachen.«
»Wer sagt das?«, fragte Arne und blieb schwankend stehen, sodass Erik ihn am Kittel festhalten musste.
»Der Feldmarschall sagt das. Und jetzt geh weiter, sonst kippst du um.«
Als Gustavsson mit Arne im Arm das Zelt erreicht hatte, war er vor Anstrengung nass geschwitzt. Er ließ den Freund aufs Lager plumpsen. Schwer schnaufend zog er ihm die Stiefel aus, als Arne ihn mit glasigem Blick anstierte und jammerte:
»Wie konnte Magdalena mir das antun und ohne ein Wort des Abschieds fortgehen? Ich hatte ihr gestern Abend meine Gefühle gestanden«, nuschelte er. Dann nickte er ein.
Erik warf den zweiten Stiefel zu dem anderen auf den Boden und setzte sich ans Fußende, als Arne erneut aufblickte und ihn mit leidendem Blick anstarrte.
»Ich werde nie wieder einer Frau vertrauen können. Am besten gehe ich zu Brigitta, die mag mich wirklich«, erklärte er und schlief nun fest ein.
• •
Franziska erwachte und streckte sich. Seit ihrem Aufbruch aus Wellingen hatte sie nicht mehr so tief geschlafen. Deshalb war sie auch nicht wach geworden, als Johann zu später Stunde ins Bett gekommen war. Nach dem gemeinsamen Abendessen, das aus einer wohlschmeckenden Fleischpastete bestanden hatte, waren Franziska und die Kinder müde in ihre Kammer gegangen, während Johann in der Schankstube sitzen geblieben war. Sein nach Wein riechender Atem verriet Franziska, dass er von dem Dreimännerwein gekostet haben musste. Sie blickte lächelnd in das schlafende Gesicht ihres Mannes.
Waren tatsächlich erst zwei Wochen vergangen, seit sie Wellingen verlassen hatten?, grübelte sie. Seitdem hatte sich nicht nur ihr Leben völlig verändert, sondern auch sie selbst. »Zum Glück!«, murmelte sie und strich Johann liebevoll über die unrasierte Wange. Franziska freute sich auf das neue Leben, das kommen würde. Zwar beschlich sie hin und wieder ein mulmiges Gefühl, wenn sie an Hundeshagen dachte. Aber einerlei, was sie erwartete: Franziska wusste, dass sie es mithilfe ihrer Familie überstehen würde.
Sie stützte sich auf ihren Ellenbogen, um nach ihren Kindern zu sehen, die ebenfalls schliefen. Da es noch dunkel war, kuschelte sie sich zurück unter die Bettdecke. Da hörte sie vor dem Haus laute Stimmen, die einander erregt etwas zuriefen. Beunruhigt ging sie auf Zehenspitzen zum Fenster und schaute nach draußen, wo sie Menschen erkannte, die mit Fackeln in den Händen zur Stadtmauer eilten.
Franziska lief zu ihrem Mann und rüttelte an seiner Schulter. »Johann«, flüsterte sie besorgt. »Wach auf! Irgendetwas stimmt nicht.«
Johann grunzte gähnend und konnte nur mit Mühe die Augen öffnen. »Was ist?«, fragte er Franziska, doch als er in das ängstliche Gesicht seiner Frau blickte, war er schlagartig wach. Während sie ihm von ihrer Beobachtung berichtete, streifte er seine Kleidung über.
»Glaubst du, dass die Kroaten und die Kaiserlichen angreifen?«
»Das kann ich dir nicht sagen. Aber zieht euch an und haltet euch bereit, falls wir fliehen müssen.«
Magdalena
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