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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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kurz zuvor zur Mutter gelassen hatte. Als Benjamin weiterheulte, stieß er ihm mit der Stiefelspitze genervt in die Rippen, sodass der Junge aufschrie.
    »Halt die Klappe!«, fauchte er nun den Knaben an, der sich aber nicht beruhigte. Kurt kniete nieder und fasste der Frau in den Schopf, um ihr Gesicht dicht an das seine zu ziehen. »Mach, dass der Balg Ruhe gibt, sonst setzt es für euch beide Prügel.« Angewidert betrachtete er ihr gerötetes und geschwollenes Gesicht und stieß sie zurück auf den Boden. »Bei dem Geschrei, dem Wetter und deinem Aussehen vergeht mir jede Lust«, maulte er und sah mürrisch dem Burschen entgegen, der auf ihn zugerannt kam.
    »Ich kann kein trockenes Holz finden«, rief Peter atemlos und blieb in sicherem Abstand stehen.
    »Geht heute alles schief?«, brüllte Kurt und schüttelte den Kopf, sodass seine Locken hin und her flogen. Stöhnend fasste er sich in die Haare. »Mein Schädel brummt noch immer!«, klagte er mit leidender Miene. »Daran ist Albert schuld. Ich habe ihm gesagt, dass wir einen Tag rasten sollen. Wo ist er jetzt? Nur, weil seine Schindmähre lahmt, müssen wir hier auf ihn warten. Hoffentlich bringt er Essen. Jetzt besorg Feuerholz, sonst mache ich dich einen Kopf kürzer«, schnaubte er den Burschen mit funkelnden Augen an.
    Franziska versuchte ihren Sohn zu beruhigen und presste seinen bebenden Körper an sich. »Benjamin, sei still. Du hast gehört, was der böse Mann gesagt hat«, krächzte sie an sein Ohr. Ihre Wange und ihr Schlund brannten, und bei jedem Atemzug glaubte sie, dass Nadeln ihre Lunge durchstachen. Ihr Körper glühte, und in ihrem Kopf pochte der Schmerz. Die aufgeplatzte Lippe schmerzte ebenso, und sie schmeckte Blut. Mühsam streichelte sie dem Jungen über den Scheitel, bis er langsam ruhig wurde.
    Warum hat Johann nicht auf mich gehört? Wir hätten in Wellingen bleiben sollen, dachte sie und schaute vorsichtig zu den Bäumen hinüber, wohin die Soldaten ihren Mann gezerrt hatten. Das hast du von deiner Sturheit, aufs Eichsfeld zu wollen, weinte sie lautlos. Jetzt müssen wir alle sterben.
    Sie blickte in Richtung Wald und glaubte zu sehen, dass sich in der vorderen Baumreihe mehrere Zweige heftig bewegten. Da nichts weiter geschah, atmete sie erleichtert auf. Hoffentlich bleibt Magdalena verschont, betete sie in Gedanken.
    »Ich habe trockenes Holz gefunden!«, rief der Bursche Peter und blinzelte die Schneeflocken fort. Lachend wies er zum Fuhrwerk, und Kurts Blick folgte dem ausgestreckten Finger. Gemeinsam gingen sie in den Stall und besahen sich die Ladefläche.
    »Fritz, Heinrich, Matthis, Gustav«, brüllte Kurt und winkte die vier Soldaten zu sich, die bei den Pferden standen. »Helft Peter, den Wagen nach draußen zu schieben, damit im Stall mehr Platz ist«, befahl er. »Dann haut ihr das Ersatzrad und die Stühle in Stücke und entfacht im Stall ein großes Feuer. Anschließend nehmt ihr euch die Kommode vor. Beeilt euch! Bevor mir der Schwanz festfriert.«
    Die Männer eilten herbei und zogen das Fuhrwerk vor die Stalltür. Dort nahmen sie unter Kurts grimmigen Blicken die Stühle und das Rad vom Wagen. Während sie damit beschäftigt waren, die Gegenstände zu zerhacken, fiel Kurts Blick auf eine Holzkiste, die zwischen den Stühlen versteckt stand und die bis jetzt niemand bemerkt hatte. »Was haben wir hier?«, murmelte er und hob das Tuch, das über dem Kasten lag. Als er den Inhalt sah, weiteten sich seine Augen erfreut, und er schaute rasch um sich, ob er beobachtet wurde. Doch die Männer waren mit dem Feuermachen beschäftigt und froh, im Trockenen zu sitzen.
    Kurt leckte sich über die Lippen, denn in der Kiste lagen Speck, Schinken, Grauwurst, mehrere kleine Käselaibe und Äpfel. Argwöhnisch schaute Kurt sich nach seinen Männern um, doch sie schienen von dem essbaren Schatz nichts zu ahnen. Als Peter auf ihn zukam, blaffte er hastig: »Was willst du? Sieh zu, dass die Flammen hochschlagen, damit sie mich wärmen.«
    Kaum hatte der Bursche sich umgedreht, deckte Kurt die Lebensmittel wieder zu. Er griff die Kiste und versteckte sie außerhalb der Scheune unter einem Busch. »Wenn alle schlafen, werde ich mir ein Festmahl gönnen«, nahm er sich vor.
    Kaum stand Kurt wieder am Fuhrwerk, kamen Fritz und Heinrich, um die Kommode vom Wagen zu heben. Fritz hielt seine Nase in die Höhe und grummelte: »Ich bin so ausgehungert, dass ich mir einbilde, geräucherten Speck zu riechen.«
    »Das kenne ich«, lachte Kurt

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