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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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oder anderen Krankheiten. Wieder andere wurden von der Hoffnung fortgetrieben, anderswo Frieden und Nahrung zu finden, und deshalb verließen sie die Heimat. Menschen, die sich die Anstrengungen nicht zutrauten oder krank daniederlagen, mussten bleiben.
    Zu den Zurückgebliebenen gehörte ein alter Weber, der nun allein in Breitenbach lebte. Jodokus hatte dem Alten einen Schinken mitgebracht und dafür Leinen erhalten, denn in diesen Zeiten war Essen mehr wert als ein paar Münzen. »Daraus kann sich Karoline ein neues Kleid schneidern«, freute sich Jodokus und presste den Stoff unter den Arm. Er wusste, dass seine Frau die Gabe hatte, schöne Kleider zu nähen und diese kunstvoll zu besticken. Deshalb hatte er dem Weber noch eine halbe Grauwurst gegeben und dafür Nähnadeln und bunte Garne erhalten, damit Karoline ihr neues Gewand verzieren konnte.
    Beschwingt wie ein junger Mann ging Jodokus den letzten Teil der Wegstrecke nach Hundeshagen. Es war spät geworden, und Karoline würde sicher schon schlafen, wenn er zu Hause ankam. Ich werde ihr beim Frühmahl mein Geschenk überreichen, überlegte er lächelnd und stellte sich in Gedanken die leuchtenden Augen seiner Frau vor, wenn er ihr den Stoff gab.
    Karoline stand am nächsten Tag am Tisch in der Küche und zerschnitt das grobe Leinentuch. Sie wollte aus dem Stoff einen neuen Kittel für das Dämonenkind schneidern, denn der alte war zerschlissen und zu kurz geworden. Während sie das Muster schwarz einzeichnete, liefen ihr Tränen über die Wangen. Sie hielt inne, legte die Kohle zu Seite und wischte sich mit dem Ärmel energisch über das Gesicht, doch es wurde nur schlimmer, sodass sie sich laut aufschluchzend hinsetzte.
    Sie hörte in Gedanken Jodokus wieder schimpfen, und sie erinnerte sich an sein wütendes Gesicht. Nachdem er ihr sein Geschenk übergeben hatte, teilte sie, ohne nachzudenken, ihrem Mann mit, dass sie aus dem Stoff neue Kleidung für den Wechselbalg nähen wollte. Daraufhin hatte Jodokus sie angeschrien, ob sie wahnsinnig geworden sei. »Ich habe Schinken und Grauwurst hergegeben, um dir eine Freude zu machen. Und du denkst an dieses Ungeheuer!«
    »Versteh doch, mein Lieber. Sein Kittel ist zu klein geworden, und ich habe genügend Kleider«, hatte Karoline vergeblich versucht, ihn zu überzeugen.
    »All die Jahre hast du für diesen Balg das getan, was notwendig war, und es hat gereicht. Doch seit er aus dem Keller gekrochen kam, bist du wie verwandelt. Was ist los mit dir?«
    Karoline hatte hilflos mit den Achseln gezuckt. »Ich weiß es nicht, und ich kann es nicht erklären. Vielleicht tut er mir leid, weil seine Dämoneneltern so herzlos waren und ihn allein bei uns zurückgelassen haben«, hatte sie geflüstert. Als sie den ablehnenden und uneinsichtigen Blick ihres Mannes sah, wollte sie ihn besänftigen und ihn umarmen, aber er hatte sie grob zur Seite gestoßen.
    »Sie waren uns gegenüber herzlos, denn sie haben uns unser einziges Kind im Tausch gegen ihren Balg entrissen. Dein Mitgefühl sollte allein Michael gelten, denn er wächst ohne seine Eltern auf. Er spürt weder Geborgenheit noch Liebe«, hatte Jodokus geschrien und das Haus mit einem Türenknall verlassen.
    Karoline hatte keine Ahnung, wohin er gegangen sein könnte. Während sie sich die Nase schnäuzte, blickte sie besorgt aus dem Fenster. Als sie die ersten Schneeflocken sah, schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel, dass Jodokus bald heimkommen möge.
    Wütend war Jodokus aus dem Haus und über den Hof gestapft. Erst vor dem Hoftor wurde ihm bewusst, dass er keine Ahnung hatte, wohin er wollte. Der Wind war kalt, und Schnee lag in der Luft, obwohl der Frühling Einzug halten sollte. Doch die Kühle tat Jodokus gut. Er atmete mehrmals ein und aus, um sein erhitztes Gemüt zu beruhigen. Aber der Ärger über seine Frau verflog nicht, sondern wurde größer. »Was hat sie sich dabei gedacht?«, schimpfte er und ging hinüber zum Stall. Jodokus hätte seine Wut gern hinausgeschrien, aber er beherrschte sich und sattelte sein Pferd. Da er schon seit geraumer Zeit nicht mehr in seinem Geburtsort Mingerode gewesen war, beschloss er, dorthin zu reiten. Als er zum Hoftor hinausritt, blickte er zurück zum Gehöft und murmelte: »Soll Karoline mit dem Stoff machen, was sie will.«
    Er zog den Mantel eng um seine Schultern und trat der Stute in die Flanken. Er ritt an Teistungen vorbei und versuchte einen Bogen um Gerblingerode zu schlagen. Als er den Ort aus dem Augenwinkel

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