Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
tränenüberströmte Gesicht ihrer Tochter sah, wünschte sie sich, wieder in Ohnmacht fallen zu können. Magdalena schaute voller Angst zwischen ihrer Mutter und den Söldnern hin und her, sodass Franziska den Drang spürte, sich auf den Fremden zu stürzen. Aber sie wusste, dass sie gegen ihn und die Soldaten machtlos war, und setzte sich wieder hin. Außerdem lag etwas im Blick ihrer Tochter, das sie zurückhielt. Sie glaubte sogar zu sehen, dass Magdalena fast unmerklich den Kopf schüttelte. Als Benjamin erwachte und seine Schwester sah, wollte er sofort zu ihr hinlaufen, doch Franziska raunte ihm zu, liegen zu bleiben und keinen Laut von sich zu geben. Da kniete sich der Junge mit dem Gesicht auf dem Boden hin und hielt sich die Ohren zu. Franziska strich ihm über den Rücken und schaute angewidert die Söldner an, die beim Anblick ihrer Tochter grienten.
Kurt schwang sich auf die Füße und trat vor seine Männer. »Welch schönes Kind bringst du uns, Fremder?«, fragte er und fasste sich an den Latz.
»Wieso sollte ich euch meine Beute geben?«, fragte der Fremde mit unbeweglicher Miene.
»Warum nicht? Wir sind zu sechst, und du bist allein«, grinste Kurt und schaute seine Männer an. Die verstanden den Blick, erhoben sich einer nach dem anderen und nahmen ihre Waffen auf, die sie neben das Feuer gelegt hatten. Mit regungslosen Mienen stellten sie sich neben ihren Anführer.
»Außerdem bist du alt und unbewaffnet«, erklärte Peter abfällig. Man konnte dem Burschen ansehen, dass er nur darauf wartete zu kämpfen. Er hatte die Spitze seines Schwerts in den aufgeweichten Boden zwischen seinen Füßen gebohrt und hielt den Knauf mit beiden Händen umschlungen, um sofort zuschlagen zu können.
»Woher kommst du? Du bist keiner von uns«, stellte Heinrich fest und zückte langsam sein Messer.
»Willst du mich bedrohen?«, fragte der Fremde.
»Wo denkst du hin?«, lachte Heinrich auf. »Es juckt mich«, erklärte er und fuhr sich mit der stumpfen Seite des Messers mehrmals über den Schädel.
»Was willst du?«, fragte Kurt ungehalten und ging einen Schritt auf den Mann zu. Er hatte keine Angst vor dem grauhaarigen Fremden, um dessen Augen feine Falten lagen. Käme es zum Kampf, würde ein einziger Schwerthieb die hagere Statur des Alten zu Fall bringen.
An seiner Aussprache konnte man hören, dass er nicht aus dem Reich kam, sondern Kroate oder Schwede war, wie Kurt vermutete. Vielleicht ist er des Kämpfens müde und zieht deshalb allein durchs Land, dachte er und sah das Mädchen an, das den Blick ängstlich gesenkt hielt. Schon lange hatte er nicht mehr ein so junges und unschuldiges Wesen berührt.
»Was willst du für sie haben?«, fragte Kurt, als er spürte, wie sein Glied in der Hose steif wurde.
»Was kannst du mir bieten?«
»Im Grunde nichts, denn du wirst sie uns umsonst überlassen müssen«, sagte Kurt grinsend und gab seinen Männern ein Zeichen, die Waffen zu erheben.
»Nicht so schnell. Ich will kein Blutvergießen, denn sie ist es nicht wert«, sagte der Fremde und stieß Magdalena ein Stück vorwärts, sodass sie wimmerte. »Gib mir Essen, und sie gehört dir.«
»Wir haben nichts zu essen«, rief Peter. »Mir knurrt selbst der Magen«, sagte er mit Leidensmiene und griff sich an den Bauch.
»Unser Hauptmann ist auf dem Weg hierher und wird uns Essen mitbringen«, erklärte Gustav.
»Bist du von Sinnen?«, schrie Heinrich und hielt ihm das Messer unter die Nase. »Warum verrätst du das? Willst du etwa mit dem Alten teilen?«
Der Blick des Fremden haftete spöttisch auf Kurt. »Das verstehe ich nicht! Hast du nicht eine Kiste voller Köstlichkeiten unter den Strauch dort drüben gestellt?«, fragte er und wies mit der Hand zum Gebüsch.
Kurt zuckte merklich zusammen und sah zu dem besagten Strauch. Die Blicke seiner Kameraden folgten seinem Blick.
»Was soll da sein?«, fragte Heinrich misstrauisch.
»Nichts«, rief Kurt hastig.
Doch der Alte forderte Heinrich auf: »Sieh nach!«
Zögerlich ging der Söldner zu dem Busch und bückte sich. »Das glaube ich nicht«, rief Heinrich aufgeregt und zog mit beiden Händen die Kiste hervor, die er zu seinen Kameraden brachte. »Seht nur!«, sagte er und hob den Speck in die Höhe.
»Woher wusstest du davon?«, fragte Peter und schaute zwischen Kurt und dem Fremden hin und her.
»Ich beobachtete euren Kameraden, wie er die Kiste dort versteckte, während ihr die Möbel zerschlagen habt«, erklärte der Mann lächelnd.
Peter
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