Der Hexer - GK575 - Die Hexe von Salem
Haken befestigte.
Bobby schüttelte den Kopf, ohne auch nur einen Laut von sich zu geben. Er sprach so gut wie nie.
»Ich ... ich muß mich wohl getäuscht haben«, murmelte French. »Tut mir leid.«
Glen lächelte gönnerhaft, winkte ab und setzte seine Angel vollends zusammen. »Ja«, sagte er. »Wird wohl so sein. Aber mach dir nichts draus.«
French nickte. Aber er war sicher, daß er sich nicht getäuscht hatte. Das Geräusch war da gewesen: ein schweres, helles Rauschen und Platschen. Fast, dachte French schaudernd, als wäre etwas Schweres vom Ufer ins Wasser geglitten.
Er ertappte sich dabei, wie sein Blick beinahe gehetzt zum Ufer glitt und die Wasserfläche zwischen dem grünen Streifen und dem Boot absuchte. Fröstelnd zog er den Mantel enger zusammen. Der Wind schien eine Spur kälter geworden zu sein.
Glen warf die Leine mit einem kraftvollen Schwung. Der Haken klatschte fünf oder sechs Yards vom Boot entfernt ins Wasser; die Leine spulte sich surrend von der Rolle ab. Glen nickte zufrieden, drehte sich halb herum und drückte French die Angel in die Hände.
»Siehst du?« sagte er. »Alles, was du jetzt noch zu tun hast, ist warten.« Er lächelte aufmunternd, warf seine eigene Angel aus und lehnte sich zurück. Bobby war bereits in der für Angler typischen Haltung nach vorne gesunken.
French starrte mit gemischten Gefühlen aufs Wasser hinaus. Er war sicher, das seltsame Geräusch gehört zu haben. Aber es konnte tausend mögliche Erklärungen dafür geben, und es hatte wenig Sinn, sich jetzt selbst verrückt zu machen. Er war müde, schlecht gelaunt, der Nebel war ihm unheimlich und er fror, und das war alles.
Wenige Augenblicke später hörte er das Geräusch wieder. Diesmal war es näher, und anders. Diesmal hörte es sich an, als glitte irgend etwas Großes und Schweres auf das Boot zu.
Er kam nicht dazu, Glen oder Bobby auf die neuerliche Unterbrechung der morgendlichen Stille aufmerksam zu machen. Bobbys Angel zuckte, als risse jemand mit aller Kraft am Ende der Leine. Bobby fluchte verwirrt, richtete sich halb auf und stemmte sich mit aller Kraft gegen den Bootsrand.
»Warte!« sagte Glen rasch. Er drückte French seine eigene Angel in die Hand, stand auf und eilte mit einem Schritt an Bobbys Seite, um ihm zu helfen. Aber selbst ihrer beider vereinten Kräfte schien kaum ausreichend, dem ungeheuren Zug zu widerstehen. Die Angelrute bog sich durch wie eine Bogensehne; die Leine war so straff gespannt, daß sie zu singen begann. »Verdammt!« keuchte Glen. »Das muß ja ein Riesenvieh sein, das da angebissen hat!«
Irgend etwas Großes, Formloses und Dunkles zeichnete sich unter der Wasseroberfläche ab. French
wollte einen Warnschrei ausstoßen, aber er kam nicht mehr dazu.
Ein harter Stoß traf das Boot, gleichzeitig wurde die Leine mit einem ungeheuer kraftvollen Ruck nach vorne gerissen. Glen schrie überrascht auf, verlor das Gleichgewicht und rutschte auf dem feuchten Boden aus.
Bobby hatte weniger Glück. Vielleicht war er auch einfach nur zu stur, um die Angel loszulassen. Mit einem krächzenden Schrei kippte er nach vorne, hing einen Moment in einer geradezu unmöglichen Haltung, die Fäuste noch immer um seine Rute gekrampft, schräg über dem Bootsrand und fiel klatschend ins Wasser.
Glen war mit einem Fluch wieder auf den Beinen, klammerte die Hände um den Bootsrand und beugte sich vor, so weit er konnte. Von Bobby war keine Spur mehr zu sehen. Das Wasser schien zu kochen, wo er versunken war.
Auch French warf seine Angeln zu Boden und kniete neben ihm nieder. Das Boot schaukelte wild, und wieder glaubte er, einen Schatten unter der Wasseroberfläche zu erkennen. Einen ungeheuer großen Schatten.
»Er ... er taucht nicht wieder auf«, keuchte er. »Glen, er taucht nicht wieder auf!«
Glen schnitt ihm mit einer abrupten Bewegung das Wort ab. »Red keinen Unsinn«, sagte er. »Bobby schwimmt wie ein Fisch. Und das Wasser ist hier nicht tief.« Aber seine Stimme klang gepreßt, und seine Worte waren eher zu seiner eigenen Beruhigung gedacht. Es war noch nicht viel Zeit vergangen, seit Bobby über Bord gefallen war – vielleicht fünf Sekunden, kaum mehr –
und trotzdem hätte er längst wieder auftauchen müssen.
Er tat es nicht.
Statt dessen begann sich das Wasser dort, wo er versunken war, dunkel zu färben ...
French hatte das Gefühl, von einem eiskaltem Hauch gestreift zu werden, als er sah, wie zwischen den sprudelnden Luftblasen, die noch immer dort, wo
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