Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - GK575 - Die Hexe von Salem

Der Hexer - GK575 - Die Hexe von Salem

Titel: Der Hexer - GK575 - Die Hexe von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
beobachtet zu werden ...
    Es war nicht nur ein Gefühl.
    Ein Schatten tauchte vor mir im Nebel auf und verschwand wieder, zu schnell, als daß ich ihn erkennen konnte, dann hörte ich das hastige, von den grauen Schwaden gedämpfte Trappeln von Schritten.
    Abrupt blieb ich stehen. Meine Hand legte sich etwas fester um den Degengriff, aber ich zog die Waffe noch nicht. Wenn man mir wirklich auflauerte, dann war es vielleicht besser, den Burschen noch nicht zu zeigen, daß ich nicht ganz so wehrlos war, wie sie zu glauben schienen.
    Mein Blick bohrte sich in das wogende Grau, das mich umgab. Plötzlich fiel mir auf, wie eisig es geworden war:
    meine Hände und mein Gesicht prickelten vor Kälte, und mein Atem bildete dünne Wölkchen vor meinem Gesicht.
    »Robert ...«
    Die Stimme war nur ein Hauch, nicht mehr als das Rascheln des Windes in der Krone eines Baumes, und sie klang unwirklich und dünn und schien aus allen Richtungen zugleich zu kommen. Wieder sah ich – oder bildete es mir wenigstens ein – einen Schatten, aber wieder verschwand er zu schnell, um ihn wirklich zu erkennen.
    »Roooobeeeert ...«
    Verwirrt starrte ich in den Nebel. Für einen ganz kurzen Moment glaubte ich, die Stimme meines Vaters zu erkennen, aber das war nur ein Wunsch, an den ich mich für eine Sekunde klammerte. Die Stimme klang so unwirklich wie die Gedankenstimme meines Vaters, aber sie war anders. Ein scharfer, irgendwie böser Unterton schien darin mitzuschwingen. Schritte trappelten hinter mir auf dem Stein, dann hörte ich ein leises, kehliges Lachen.
    »Wer ist da?« fragte ich. Meine Stimme klang nicht ganz so fest, wie ich es gerne gehabt hätte. Meine Hände zitterten.
    Rooooooooooo ... beeeeeert ...«
    Nur dieses eine Wort, mein Name, nicht mehr. Und trotzdem ließ mich der Klang dieser unheimlichen Stimme bis ins Mark erschauern. Ich sah mich noch einmal nach allen Seiten um, atmete hörbar ein und ging weiter. Nur mit Mühe unterdrückte ich den Impuls,
    einfach loszurennen, so schnell ich konnte.
    »Robert«, wisperte die Stimme. »Komm zu mir.«
    Ich ging schneller und versuchte gleichzeitig, die Stimme zu ignorieren. Es ging nicht. Obwohl sie so leise war, daß die Worte mehr zu erraten als wirklich zu verstehen waren, war sie von einem suggestiven, befehlenden Zwang, der es mir unmöglich machte, sie zu überhören. Ich konnte immer noch nicht sagen, aus welcher Richtung sie kam. Es schien, als dränge sie aus dem Nebel, aus allen Richtungen zugleich. Als wäre es der Nebel selbst, der zu mir sprach ...
    Vor mir schimmerte ein Licht durch die graue Dämmerung. Ich blieb stehen. Das Licht flackerte und war sehr schwach, aber es war nicht das Licht einer Gaslaterne; auch nicht die Lampen eines Wagens, der sich vielleicht in diese Gegend verirrt hatte. Es war ... etwas Unheimliches in diesem Licht.
    »Robert. Komm zu mir.«
    Diesmal klang die Stimme befehlend; hart. Ich machte einen Schritt, blieb abermals stehen und versuchte angestrengt, mehr als den flackernden grünlichen Schein zu erkennen.
    Das Licht waberte und wogte auf sonderbare Art; fast, als würde es leben. Sein Schein war vom Nebel gedämpft, aber ich erkannte trotzdem die giftgrüne, unheimliche Färbung, die ihm anhaftete, und für einen kurzen Moment schien mich etwas Unsichtbares, Eisiges zu streifen.
    Dann trat eine Gestalt aus dem Licht.
    Die Gestalt meines Vaters.
    Trotz des immer dichter werdenden Nebels erkannte ich ihn sofort; das schmale, von einem pedantisch ausrasiertem Bart eingerahmte Gesicht mit den brennenden Augen, der spöttisch verzogene Mund, der gezackte Blitz schlohweißen Haares über seiner rechten Braue ...
    »Vater ...«
    Er trat ein Stück auf mich zu, blieb jedoch in drei, vier Schritten Abstand stehen und sah mich mit undeutbarem Ausdruck an. Ganz schwach konnte ich die Umrisse des Hauses durch seinen Körper schimmern sehen.
    »Robert«, sagte er. »Ich habe dich gerufen. Warum bist du nicht stehengeblieben?«
    Ich wollte antworten, aber ich konnte es nicht. Irgendwo, tief, tief in mir, begann eine warnende Stimme zu flüstern, aber das war auch etwas, das sie niederhielt. Etwas, das nicht aus mir selbst kam. Anders als die Male zuvor erfüllte mich die halb durchsichtige Gestalt vor mir mit Furcht. Meine Kehle fühlte sich trocken an. Sie schmerzte.
    »Was ... was willst du?« fragte ich mühsam.
    »Was ich will?« Mein Vater lächelte verzeihend. »Dir helfen, Robert. Warum hast du nicht auf mich gewartet, in

Weitere Kostenlose Bücher