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Der Hexer - GK575 - Die Hexe von Salem

Der Hexer - GK575 - Die Hexe von Salem

Titel: Der Hexer - GK575 - Die Hexe von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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aber es wird dir guttun.« Mit einem aufmunternden Lächeln hielt er mir ein Glas mit einer farblosen, dampfenden Flüssigkeit hin.
    Ich sah ihn einen Moment zweifelnd an, grub aber dann gehorsam meine Hand unter der Decke aus, die Rowlf mir über die Schulter geworfen hatte, ergriff das Glas und leerte es mit einem einzigen, entschlossenen Zug. Howard hatte recht – in beiden Fällen. Die Flüssigkeit schmeckte ekelhaft, aber die Wärme vertrieb den krampfartigen Schmerz aus meinem Magen, und nach wenigen Sekunden fühlte ich eine wohlige Entspannung, die meine Glieder schwer werden ließ und die Furcht, die mich noch immer gepackt hatte, ein wenig milderte. Dankbar reichte ich ihm das Glas zurück, zog die Decke wieder enger um die Schultern und rutschte auf meinem Stuhl ein Stück näher ans Feuer heran. Wir waren wieder in der Bibliothek: Howard, Rowlf, Priscylla und ich. Ich wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, seit Howard und sein hünenhafter Diener mich gepackt, mir die Kleider vom Leibe gerissen und mich kurzerhand in eine Wanne voll eiskaltem Wasser gesteckt hatten. Ich hatte wie ein Rasender geschrien und um mich geschlagen, so lange, bis Rowlf die Sache zu dumm geworden war und er mich wie ein lästiges Insekt festgehalten hatte, bis das kalte Wasser seine Wirkung tat und ich mich – wenn auch nur langsam – beruhigte. Wenn ich jemals in meinem Leben dicht davor war, den Verstand zu verlieren, dann in diesen Augenblicken.
    »Du hast verdammtes Glück gehabt, Junge«, sagte Howard. Er lächelte, schüttelte ein paarmal den Kopf und sah kurz zu Priscylla hinüber. Sie erwiderte seinen Blick ruhig, aber ich glaubte auch ein verhaltenes Flackern in ihren Augen zu erkennen. Howard hatte ihr erzählt, was geschehen war, und sie hatte es mit einer Tapferkeit aufgenommen, die ich nicht an ihr erwartet hätte. Aber sie hatte kein Wort mehr gesagt, seither. Und ich hatte das bestimmte Gefühl, daß sie sich irgendwie die Schuld an dem gab, was geschehen war.
    »Glück?« murmelte ich nach einer Weile. Howards Gesicht verfinsterte sich; er schien zu ahnen, was ich sagen wollte.
    »Ich dachte, dein Haus wäre sicher.«
    »Das dachte ich bis heute auch«, sagte Howard gepreßt. Er atmete hörbar ein. »Ich verstehe das nicht«, murmelte er. »Eigentlich ist es unmöglich.«
    »Unmöglich?« Wäre ich nicht zu schwach dazu gewesen, dann hätte ich ihn jetzt ausgelacht. »Dafür, daß es ›unmöglich‹ war, war es verdammt realistisch ...«
    Howard fuhr zusammen wie unter einem Hieb. »Ich verstehe das einfach nicht«, sagte er leise.
    »Aber ich.«
    Ich sah gleichermaßen verwirrt wie erschrocken auf, und auch Howard fuhr mit einer abrupten Bewegung herum und starrte Priscylla an. Sie hatte die ganze Zeit schweigend zugehört, aber der Ausdruck von Schrecken auf ihren Zügen war mit jedem Wort, das Howard sagte, tiefer geworden.
    »Es ist meine Schuld«, stieß sie hervor. »Ganz allein.«
    »Red keinen Unsinn, Priscylla«, antwortete ich. »Du kannst so wenig dafür wie ich oder Howard.«
    Priscylla schüttelte entschieden den Kopf. »Es ist meine Schuld«, beharrte sie. »Wenn ich nicht hier wäre, wäre das alles nicht geschehen, Robert. Ich hätte niemals mit dir kommen dürfen. Solange ich in deiner Nähe bin, werden sie deine Spur niemals verlieren.«
    »Kein Wort mehr«, sagte ich scharf.
    »Aber es stimmt«, widersprach Priscylla. Ihre Augen schimmerten feucht, und ihre Stimme hörte sich gleichzeitig nervös und sehr entschieden an. »Sie ... sie werden dich niemals in Ruhe lassen, solange ich bei dir bin.«
    »Das werden sie auch nicht, wenn du nicht bei mir
    bist«, widersprach ich.
    »Aber sie werden vielleicht deine Spur verlieren«, fuhr Priscylla unbeeindruckt fort.
    Ich musterte sie einen Moment scharf, wandte mich dann an Howard und ballte zornig die Fäuste. »Du hast mit ihr gesprochen.«
    »Das hat er«, antwortete Priscylla, ehe Howard Gelegenheit finden konnte, zu antworten. »Und ich bin froh, daß er es getan hat.«
    »Und was willst du jetzt tun? Weglaufen? Dich umbringen lassen?« Ich versuchte, meiner Stimme einen spöttischen Klang zu verleihen.
    »Ich kann auf jeden Fall nicht bleiben«, antwortete Priscylla entschlossen. »Ich bin eine Gefahr, nicht nur für dich, sondern für jeden hier.«
    »Du bleibst«, sagte ich zornig. »Ich lasse es nicht zu, daß du dich opferst. Es würde deinen Tod bedeuten, wenn du jetzt gehen würdest.«
    »Und vielleicht euer aller, wenn ich bliebe.

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