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Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit

Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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meine Tasche aus und nahm den Stockdegen, der auf ihrem Boden lag, hervor. Wahrscheinlich würde mich Boldwinn für total überdreht halten, wenn ich mit einem Gehstöckchen zum Abendessen erschien, aber das war mir mittlerweile vollends egal. Ich fühlte mich einfach wohler, mit einer Waffe in der Hand.
    Auch wenn in mir eine Stimme war, die mir leise, aber sehr bestimmt zuflüsterte, daß mir die Waffe gegen die Gefahren, die in diesem Haus auf uns lauern mochten, herzlich wenig nutzen würde ...
    ** *
    Das Erwachen war wie ein mühsames, unendlich langsames Auftauchen aus einem lichtschluckenden schwarzen Nichts; ein Sumpf aus finsterer Leere, der mit unsichtbaren klebrigen Fingern nach ihrem Bewußtsein griff und sie immer wieder zurück in das große Vergessen zu zerren trachtete.
    Stöhnend schlug sie die Augen auf.
    Sie lag auf einer harten kalten Unterlage. Ein eisiger Hauch kam von irgendwoher und ließ sie frösteln, und an ihrer linken Schulter war etwas Kleines, Weiches, das kitzelte und kribbelte.
    Jenny stemmte sich mühsam auf die Ellbogen hoch, fuhr sich mit der linken Hand über die Augen und versuchte Einzelheiten von ihrer Umgebung zu erkennen. Aber alles, was sie sah, waren Schatten. Über ihrem Kopf schien ein Gewölbe zu sein; aber sie war nicht sicher. Die Luft roch feucht. Irgendwo tropfte Wasser.
    Ein Keller, dachte sie. Vergeblich versuchte sie, sich zu erinnern, wo sie war und wie sie hierhergekommen war. Wo ihr Gedächtnis sein sollte, war nichts als eine gewaltige, beinahe schmerzhaft tiefe Leere.
    Mühsam setzte sie sich ganz auf, starrte aus weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit und tastete mit den Händen um sich. Ihre Finger glitten über feuchten Stein und berührten etwas Kleines, Pelziges, das lautlos davonhuschte. Angeekelt zog Jenny die Hand zurück. Ihr Herz begann zu hämmern. Ihre überreizte Phantasie erfüllte die Dunkelheit rings um sie herum mit Ratten und Spinnen und körperlosen Alptraummonstern. Fast eine Minute lang saß sie stocksteif und starr vor Furcht da, ehe es ihr gelang, die Panik zurückzudrängen.
    Langsam beugte sie sich vor, erhob sich auf die Knie und streckte die Hand aus. Neben ihr lag etwas Großes, Langgestrecktes, Dunkles. Das schwache graue Licht, das aus keiner bestimmten Quelle kam, reichte nicht aus, mehr zu erkennen, aber in Jenny stieg eine bange Ahnung auf. Ihre Finger berührten Stoff, tasteten zitternd weiter und berührten glatte, eiskalte Haut.
    Charles!
    Plötzlich, mit schmerzhafter Wucht, kam ihre Erinnerung zurück. Jenny schrie auf, sprang mit einem Satz auf die Füße und prallte zurück. Sie hatte Charles’ Gesicht nur den Bruchteil einer Sekunde berührt, aber selbst diese kurze Zeitspanne hatte gereicht, ihr zu sagen, daß er tot war.
    Tot! hämmerten ihre Gedanken. Tot! Tot! Tot!
    Ein Schrei stieg in ihrer Kehle hoch und wurde zu einem würgenden Keuchen. Plötzlich erinnerte sie sich an alles, an ihre gemeinsame Flucht, an ihr Vorhaben, nach Gredna Green zu gehen, das verlassene Haus im Wald, die Türen, die sich plötzlich geöffnet hatten, die –
    die Spinnen!
    Jenny fuhr mit einem Schrei herum, rannte los und prallte im Dunkeln gegen eine Wand. Ihre Stirn schrammte über harten Stein. Der dumpfe Schmerz ließ sie aufschreien, riß sie aber gleichzeitig in die Wirklichkeit zurück. Sie blieb stehen, zwang sich, fünf-, sechsmal hintereinander tief durchzuatmen und kämpfte die Panik ein zweites Mal nieder. Die Spinnen waren über sie und Charles hergefallen und hatten irgend etwas mit ihnen gemacht, etwas mit ihren Gedanken, aber auch mit ihren Körpern, was sie sich nicht erklären konnte und auch nicht wollte. Sie war nicht bewußtlos geworden, aber alles, was zwischen diesem Zeitpunkt und dem ihres Erwachens geschehen war, schien wie hinter einem Schleier verborgen zu sein; unwirklich wie ein Traum, obwohl sie genau wußte, daß es keiner gewesen war.
    Jenny vermied es krampfhaft, an den reglosen Körper auf dem Boden hinter sich zu denken. Sie glaubte sich zu erinnern, ihren und Charles’ Vater gesehen zu haben, später, nachdem die Spinnen gekommen waren, aber sie verdrängte auch diesen Gedanken und zwang sich, an nichts anderes zu denken als daran, wie sie hier herauskam. Aus irgendeinem Grund hatten die Spinnen sie freigegeben, das allein zählte. Wenn sie versuchte, an irgend etwas anderes zu denken, würde sie den Verstand verlieren, das wußte sie.
    Zitternd hob sie die Arme, streckte die Hände aus und

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