Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit

Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
Servierwagen und klappte ihn auf. Howard blinzelte einen Moment irritiert auf die säuberlich aufgereihten Zigarren, die darin lagen, zögerte unentschlossen und griff dann doch zu. Boldwinn stand auf, kam mit einem glimmenden Span aus dem Kamin zurück und gab ihm Feuer.
    »Ich habe noch mit Ihnen zu sprechen«, begann er, nachdem er den Span zurück ins Feuer geworfen und sich wieder gesetzt hatte.
    Howard sog an seiner Zigarre, verzog anerkennend die Lippen und sah ihn fragend an.
    »Sie haben sich für meine Bücher interessiert«, sagte Boldwinn ausdruckslos. »Warum?«
    In seiner Stimme war plötzlich ein seltsamer Unterton.
    Ich warf Howard einen warnenden Blick zu, aber er reagierte nicht darauf. »Warum?« wiederholte er. »Nun, Mister Boldwinn, ich interessiere mich für alte Bücher. Und ...«
    »Alte Bücher?« unterbrach ihn Boldwinn lauernd. »Oder Okkultismus und Hexerei, Mister Lovecraft?«
    Es dauerte einen Moment, bis Howard überhaupt merkte, was er gesagt hatte. »Love... craft?« stotterte er. »Wie kommen Sie ... ich meine, was ...«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich«, sagte Boldwinn grob. »Glauben Sie, ich wüßte nicht, wer Sie wären. Oder Sie, Robert Craven?« Er starrte mich an. Sein Blick erinnerte mich an eine Schlange, die ihr Opfer mustert. »Ich bin vielleicht ein verrückter alter Mann«, sagte er. »Aber ich bin auch mißtrauisch, wissen Sie. Wenn man so einsam lebt wie ich hier draußen, muß man sich
    absichern.«
    »Aber wie ...«
    »Ich habe Ihr Gepäck durchsucht«, begann Boldwinn gleichmütig. »Das ist vielleicht unhöflich, aber sehr sicher.«
    Howard wirkte beinahe erleichtert. Es hätte auch eine andere Erklärung für Boldwinns Wissen geben können.
    »Wir ... hatten gewisse Gründe, unter einem nome de voyage zu reisen«, sagte Howard mit einem unsicheren Lächeln. »Das hat nichts mit Ihnen zu tun, Mister Boldwinn.«
    »Ach?« machte Boldwinn. »Vielleicht doch.«
    Howard senkte seine Zigarre und sah Boldwinn alarmiert an. In seine Augen trat ein seltsames Glitzern. Ich sah aus den Augenwinkeln, wie sich Rowlf spannte, und meine eigene Hand kroch beinahe ohne mein Zutun unter den Tisch und tastete nach dem Stockdegen, den ich gegen meinen Stuhl gelehnt hatte.
    Boldwinns Kopf ruckte mit einer abgehackten Bewegung herum. »Lassen Sie den albernen Degen, wo er ist, Mister Craven«, sagte er böse. »Sie glauben doch nicht wirklich, daß Sie mich mit dieser lächerlichen Waffe bedrohen könnten.«
    »Was bedeutet das, Mister Boldwinn«, fragte Howard scharf. »Wenn Sie wissen, wer wir sind, dann ...«
    »Weiß ich auch, was Sie sind«, unterbrach ihn Boldwinn lächelnd. »Aber selbstverständlich. Immerhin haben wir lange genug auf Sie gewartet. Auf Sie und
    Mister Craven, Lovecraft.«
    »Wir?«
    Boldwinn machte eine weit ausholende Handbewegung. »Ich und dieses Haus«, sagte er. »Wer sonst.«
    Howards Lippen wurden zu einem dünnen, blutleeren Strich. »Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht«, sagte er gepreßt.
    Boldwinn lächelte. »Oh doch, Mister Lovecraft. Sie sind auf dem Weg nach Durness, um Taucher anzuheuern, die eine gewisse Kiste aus einem Schiffswrack vor der Küste bergen sollen.«
    Howard erbleichte. Das konnte er nun beim besten Willen nicht aus unserem Gepäck erfahren haben. »Woher ...«
    »Ich weiß noch viel mehr, Mister Lovecraft. Ich weiß zum Beispiel auch, warum Mister Craven – oder sollte ich besser sagen: Robert Andara? – bei Ihnen ist. Sie wollen diese Kiste bergen, nicht wahr? Aber daraus wird nichts. Es sind noch andere am Inhalt der Kiste interessiert, und ich fürchte, sie werden schneller sein als Sie.«
    »Sie ...«
    »Keine Beleidigungen bitte«, sagte Boldwinn rasch. »Ich will Ihnen nicht schaden. Meine einzige Aufgabe ist, Sie aufzuhalten. Und das ist mir ja gelungen.«
    Howard stand mit einem Ruck auf. »Meinen Sie?« fragte er wütend. »Wir werden sehen. Rowlf, Robert – wir fahren.«
    »Aber wohin denn?« erkundigte sich Boldwinn beiläufig. »Und vor allem – womit?«
    »Das Pferd schaffts schon«, nuschelte Rowlf. »Simmer ebn’ n’ bißchen langsamer.«
    »Das Pferd?« Boldwinn lächelte noch breiter. »Soso. Hat Ihnen das Fleisch geschmeckt, Rowlf?«
    Rowlf blinzelte. »Wa?«
    »Was das Pferd angeht«, erklärte Boldwinn. »Das haben Sie gerade gegessen. Sie müssen zugeben, Carradine hat es ausgezeichnet zubereitet.« Er wurde übergangslos ernst. »Geben Sie auf, Lovecraft. Sie müßten zu Fuß von hier weg.

Weitere Kostenlose Bücher