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Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Titel: Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Geste, zurückzubleiben, und der Riese legte mir warnend die Hand auf die Schulter. Wulf hatte meine Füße losgebunden, so daß ich mein Gefängnis wenigstens aus eigener Kraft hatte verlassen können, aber meine Arme waren nach wie vor auf die gleiche, brutale Weise auf den Rücken gefesselt. Sie schmerzten unerträglich, und aus meinen Händen war das Gefühl längst gewichen. Sie würden absterben, wenn die Fessel nicht bald abgenommen oder wenigstens gelockert würde.
    Während Temples den Raum durchquerte und hinter einer Tür in der gegenüberliegenden Wand verschwand, sah ich mich neugierig um. Das Haus wirkte so ärmlich, wie es von außen ausgesehen hatte – es gab keinen Luxus wie Tapeten oder Teppiche oder auch nur eine Lampe. Auf dem Tisch stand eine heruntergebrannte Kerze, und das einzige größere Möbelstück war ein offener Schrank, in dem ärmliches Blechgeschirr zu säuberlichen Stapeln sortiert war.
    Ein sonderbares Gefühl von Bitterkeit überkam mich, als ich daran dachte, daß auch die anderen Häuser des Ortes kaum anders aussahen als Temples Hütte. Die Leute hier in Innsmouth waren arm, mehr als arm.
    Temples kam zurück, und Curd versetzte mir einen Stoß in den Rücken, der mich vorwärts und auf ihn zu taumeln ließ. Temples ergriff meinen Arm, dirigierte mich grob vor sich her durch die Tür und deutete auf das schmale, mit zerschlissenen grauen Tüchern bezogene Bett, das den winzigen Verschlag fast vollkommen ausfüllte.
    In dem Bett lag eine Frau. Sie schlief, und trotz ihres blassen, von Fieber und Schmerzen gezeichneten Gesichtes erkannte ich, daß sie sehr schön sein mußte, und sehr jung; kaum älter als ich selbst. Nicht das, was ich mir als Lowry Temples Frau vorgestellt hatte...
    »Ihre Frau?« fragte ich leise.
    Temples nickte. Sein Gesicht war wie Stein, ohne die geringste Regung, aber in seinen Augen flackerte ein Licht, das mich schaudern ließ. »Ja«, antwortete er. »Aber das wollte ich Ihnen nicht zeigen. Ich bin Vater geworden, Craven. Heute morgen.«
    Etwas an der Art, in der er die Worte aussprach, hielt mich davon zurück, ihm zu gratulieren oder sonst irgendwie zu antworten. Wortlos starrte ich ihn an, bis er sich umwandte, am Bett vorbeiging und mir mit Gesten bedeutete, ihm zu folgen.
    Neben dem Bett stand eine Wiege, hastig improvisiert aus einem längs durchgeschnittenen Faß und Stroh, über das ein zerschlissener Kissenbezug gestreift war. Temples deutete hinein, wartete ungeduldig, bis ich näher getreten war und legte die Hand auf das Laken, mit dem das Kind zugedeckt war.
    »Mein Sohn«, sagte er.
    Ich beugte mich über die Wiege, betrachtete den schlafenden Knaben eine Weile und sah dann wieder zu Temples auf. »Ein hübsches Kind«, sagte ich, und die Worte waren wirklich ehrlich gemeint. Ich habe eine Menge neugeborener Kinder gesehen in meinem Leben, und die meisten waren häßlich wie die Nacht. Temples Sohn war es nicht; im Gegenteil.
    »Meinen Glückwunsch«, fügte ich hinzu. »Ein so hübsches Kind sieht man selten. Sie können stolz darauf sein.«
    »Finden Sie?« fragte Temples. Dann zog er das Bettlaken mit einem Ruck herunter.
    Darunter war das Kind nackt.
    Und als ich seinen Körper sah, wurde mir übel.

    * * *

    »Hier – nehmen Sie.« Die alte Frau drückte mir einen Becher mit heißem, dampfendem Kaffee in die Hand. Mit zitternden Händen führte ich ihn an die Lippen, trank mit raschen, fast gierigen Zügen und schmeckte den Rum, den sie hineingegossen hatte.
    »Es tut mir leid«, sagte sie und setzte sich mir gegenüber. »Aber ich hielt es für besser, wenn Sie mit eigenen Augen sehen, was hier geschehen ist.«
    »Warum redest du noch mit ihm, Ayres?« schnappte Temples. Sein Gesicht war bleich, und auf seiner Stirn glänzte Schweiß. Ihn hatte der Anblick des Säuglings ebenso getroffen wie mich.
    Ayres schüttelte den Kopf, faltete die Hände auf der Tischplatte und sah Temples fast mitleidig an. »Du bist ein Narr, Lowry«, sagte sie. »Dieser Mann ist nicht Roderick Andara, begreifst du das nicht?«
    »Er ist sein Sohn«, antwortete Temples stur. »Das macht keinen Unterschied.«
    Ich sah auf, versuchte vergeblich, seinem Blick standzuhalten und sah betreten an ihm vorbei auf die geschlossene Tür zur Schlafkammer. »Es... es tut mir leid, Mister Temples«, sagte ich leise. »Ich weiß nicht, was hier geschehen ist, aber Sie haben mein volles Mitgefühl.«
    Als ich die Reaktion auf meine Worte sah, hätte ich mich am liebsten

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