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Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Titel: Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Alte.
    »Ich kann nicht glauben, daß mein Vater so etwas getan haben soll«, sagte ich.
    Ayres lachte. »Und doch hat er es getan, Craven. Die Beweise stehen neben Ihnen. Lebende Beweise. Wenn man so etwas leben nennen kann.«
    Ich ignorierte den letzten Satz. Ayres war verbittert, wie alle hier, und gegen Bitterkeit läßt sich nicht andiskutieren. »Diese Männer, die meinen Vater verfolgten«, sagte ich leise. »Wer waren sie? Woher sind sie gekommen?«
    »Das wissen wir nicht«, antwortete Ayres. »Und es interessiert uns auch nicht. Andara hat uns in seinen Streit hineingezogen, einen Streit, an dem wir keinen Anteil hatten, und Andara war es, der diese Stadt verfluchte. Niemand weiß, wer die Fremden waren.«
    Sie log.
    Ich habe Lüge und Wahrheit stets voneinander unterscheiden können, so untrüglich, wie ich Schwarz und Weiß zu unterscheiden wußte. Es war ein Teil meines magischen Erbes, immer zu wissen, ob mein Gegenüber die Wahrheit sagte oder log, und in diesem Moment sprang mich die Lüge regelrecht an. Ayres hatte sich vorbildlich in der Gewalt – ich bin selten vorher einem Menschen begegnet, der so perfekt die Unwahrheit zu sagen wußte. Aber sie log.
    Trotzdem nickte ich und blickte einen Moment mit gespielter Enttäuschung zu Boden, ehe ich fortfuhr: »Das ist schade. Aber vielleicht geht es auch so.«
    »Was geht auch so?« schnappte Temples.
    »Ich möchte Ihnen helfen, Lowry«, antwortete ich, so ruhig, wie ich überhaupt konnte. »Ich weiß nicht, was hier geschehen ist vor zweihundert Jahren. Aber ich werde Ihnen helfen. Ich werde es zumindest versuchen.«
    »Sie werden überhaupt nichts«, zischte Temples. »Sie werden sterben, Craven.«
    Ich tat so, als hätte ich seine Worte gar nicht gehört. »Hören Sie mir zu, Temples«, sagte ich. »Ich verstehe, was in Ihnen vorgeht, und es tut mir unendlich leid. Aber der Schmerz darf Sie nicht blind machen! Ich bin der Erbe Roderick Andaras, vergessen Sie das nicht, und ich besitze die gleiche magische Macht wie er. Vielleicht kann ich rückgängig machen, was hier geschehen ist.«
    »Das ist ein Trick!« behauptete Temples. »Sie suchen nur eine Möglichkeit, uns zu übertölpeln.« Er schüttelte grimmig den Kopf. »Nein, Craven. Ich habe geschworen, Sie zu töten, und ich werde es tun. Sie werden dafür bezahlen, was meinem Sohn geschehen ist. Und denen der anderen.«
    »Und denen, die nach ihnen geboren werden?« fragte ich leise. »Wollen Sie, daß der Fluch weiter wirkt? Daß Generation um Generation Kinder wie das Ihre geboren werden? Bitte, Lowry – ich meine es ehrlich. Ich kann Ihnen nichts versprechen, aber vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    »Unsinn«, fauchte Temples.
    Aber diesmal war es der Riese, der mir unerwartet zu Hilfe kam. »Warum gibst du ihm nicht die Chance?« fragte er.
    Temples fuhr mit einem wütenden Zischen herum. »Wer hat dich um deine Meinung gefragt, Curd?« schnappte er. »Es ist mir egal, ob er schuldig ist oder nicht! Mein Sohn ist auch unschuldig, und niemand hat ihn danach gefragt!«
    Ayres seufzte. »Du bist ein Narr, Lowry. Vielleicht verschenkst du die einzige Chance, die diese Stadt noch hat.« Ihre Stimme wurde fast beschwörend. »Er ist ein Magier, Lowry. Er könnte den Fluch brechen. Laß ihn zur Höhle gehen. Vielleicht gelingt es ihm.«
    »Vielleicht findet er auch eine Möglichkeit zur Flucht«, zischte Lowry. »Oder denkt sich noch eine noch größere Teufelei aus. Nein! Er ist eine Bestie, ebenso wie sein Vater!«
    »Er ist harmlos, solange Wulf und ich bei ihm sind«, sagte Ayres.
    »Wir haben ein Abkommen«, beharrte Temples. »Du hast mir seinen Tod versprochen! Ich verlange, daß du dein Wort hältst.«
    Ayres seufzte und sah mich beinahe bedauernd an. »Es tut mir leid, Mister Craven«, sagte sie. »Ich habe es versucht.«
    »Genug geredet«, unterbrach sie Temples. »Ich habe getan, was du wolltest, Ayres, und ich werde den Preis bezahlen, den du verlangt hast – aber jetzt verlange ich, daß du dein Wort hältst. Töte ihn!«
    Die alte Frau seufzte, stand ganz langsam auf und gab dem Riesen einen Wink mit der Hand. Curd beugte sich über mich, riß mich wie eine Puppe in die Höhe und packte mich mit einer Hand beim Gürtel, während seine andere Pranke meinen Nacken umklammerte.
    »Was... was haben Sie vor?« stammelte ich. »Sie werden doch nicht auf diesen Verrückten hören, Ayres?«
    »Ich tue es ungern, Craven«, antwortete sie. »Aber versprochen ist versprochen, das müssen

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