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Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Titel: Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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neue, vielleicht noch gefährlichere, dritte Macht auf den Plan getreten, von deren Existenz ich bis vor wenigen Stunden nicht einmal eine Ahnung gehabt hatte.
    Allmählich begann die Sache unübersichtlich zu werden.
    Eine Stunde – die mir wie eine Ewigkeit vorkam – wälzte ich mich unruhig auf meinem Bett hin und her und versuchte den Schlaf herbeizuzwingen (womit ich natürlich das genaue Gegenteil erreichte), dann kapitulierte ich, stand auf und zog mich wieder an.
    Ich verließ mein Zimmer, blieb einen Moment auf dem Korridor stehen und sah mich unschlüssig um. Ich wußte selbst nicht zu sagen, was ich eigentlich wollte; die Unruhe hatte mich einfach hochgetrieben.
    Das Haus war seltsam still, und es schien etwas Dumpfes, Bedrückendes in dieser Stille zu liegen. Es war jene sonderbare, mit Worten nur sehr unzureichend zu beschreibende Stille, wie man sie manchmal in Mausoleen oder uralten Kellern antrifft, der dumpfe Geruch von Zeit.
    Vielleicht war es die Berührung der anderen, den menschlichen Sinnen normalerweise verschlossenen Welt, die ich spürte. Vielleicht war ich ihr nahe, in diesem sonderbaren, magischen Haus.
    Ich ging ein paar Schritte, blieb wieder stehen und sah mich im Dunkeln um. Was hatte Howard gesagt? Dieses Haus ist eine Festung.
    Das war es, aber es war auch noch mehr. Es war ein Ort unheimlicher und dunkler Geheimnisse, eine Stelle, an der der Vorhang zwischen der Welt der Menschen und der des Magischen dünn und zerschlissen war, und an der man den Atem dieses fremden, bizarren Universums wie einen eisigen Grabeshauch spürte.
    Es machte mir Angst. Und die Tatsache, daß mir die Kräfte, die dieses Haus beherbergte, wohlgesonnen waren, änderte daran gar nichts.
    Unschlüssig ging ich den Korridor hinab, zögerte einen Moment, und trat dann mit einem entschlossenen Schritt auf den Balkon hinaus, der die zwei Stockwerke hohe Empfangshalle in zehn Metern Höhe umlief. Das zerborstene Treppengeländer, durch das der vermeintliche Drachenkrieger gebrochen war, kam mir in der wattigen Dunkelheit wie ein hämisches Grinsen vor.
    Mein Blick tastete über den Boden. Hier und da waren noch kleine Haufen flockigen grauen Staubes zu erkennen, und der geflieste Boden unten in der Halle kam mir wie mit grauem Ausschlag bedeckt vor. Aber die Kadaver der Killer-Motten begannen sich bereits aufzulösen.
    Ich war nicht einmal sonderlich überrascht; im Gegenteil. Es hätte mich eher gewundert, wenn es nicht passiert wäre. Dieses Haus war ein Vampir, ein Moloch, der alles, was nicht zu ihm gehörte, verschlang. Ich war sicher, daß von dem ganzen Spuk keine Spur mehr zu sehen sein würde, wenn die Sonne am nächsten Morgen aufging.
    Ein heller, langgestreckter Gegenstand am anderen Ende des Balkons erregte meine Aufmerksamkeit. Ich erinnerte mich, daß Rowlf und Charles den Leichnam des Drachenkriegers – besser gesagt des Mannes, der sich als solcher ausgegeben hatte – in ein Bettuch gewickelt und aus der Halle geschafft hatten. Es kam mir etwas geschmacklos vor, ihn wie einen Teppich in einer Ecke abgelegt zu sehen. Aber vermutlich war jetzt nicht der Zeitpunkt für Geschmacksfragen.
    Zögernd bewegte ich mich auf ihn zu, ließ mich neben dem reglosen Körper auf die Knie sinken und streckte die Hand nach dem Tuch aus. Mein Herz schlug ein wenig schneller, als ich es auseinanderfaltete, um einen Blick auf sein Gesicht zu werfen; warum, wußte ich selbst nicht zu sagen.
    Ich bin sicher kein Nekromane. Im Gegenteil. Aber vielleicht fand ich an seinem Leichnam irgend etwas, was Licht in das Durcheinander unbeantworteter Fragen und Geheimnisse bringen konnte.
    Das Gesicht des Toten war starr, wie eingefroren in dem Augenblick, in dem das Leben aus ihm gewichen war. Ich hatte halbwegs erwartet, es vor Schrecken oder Entsetzen verzerrt zu sehen, aber alles, was ich gewahrte, war ein Ausdruck ungläubigen Staunens, als hätte er bis zum allerletzten Moment nicht begriffen, daß er versagt hatte.
    Für einen Moment glaubte ich zu ahnen, was er in den letzten Sekundenbruchteilen seines Lebens gespürt haben mochte. Keine Angst; sicher nicht. Dazu war alles viel zu schnell gegangen. Er hatte auch gar keinen Grund gehabt, Angst zu empfinden, denn er war nicht gekommen, um zu töten oder gar getötet zu werden. Ich war es, der sich nicht an die Spielregeln gehalten hatte, der aus der Finte Ernst, aus einem Spiel einen Kampf auf Leben und Tod gemacht hatte.
    Ich war sein Mörder.
    Es kostete mich ungeheure

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