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Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer

Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer

Titel: Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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begraben lag, ertrunken und tot, seid R’lyeh in den Fluten des Urmeeres versunken war, und doch träumend und bereit, für den Tag, an dem er sich erheben und die Herrschaft seiner furchtbaren Rasse erneut beginnen würde.
    Das Meer begann zu toben und wie rasend an den steinernen Stützpfeilern zu zerren, die den Brückenbogen trugen. Obgleich sie zehn oder mehr Meter dick sein mußten, spürte ich die Erschütterungen wie Hammerschläge unter meinen Füßen, und die Brecher zerbarsten mit solcher Urgewalt an dem schwarzen Fels, daß schaumige Spritzer bis zu uns hinaufgelangten. Große, zerfließende Umrisse begannen sich unter der schwarzglitzernden Oberfläche des Wassers zu bilden, tauchten manchmal beinahe auf und versanken wieder, ehe ich genau erkennen konnte, was es war. Tangglitzernde Tentakeln wickelten sich wie Schlangen um die steinernen Stützen unseres Steges und wurden von der Wut der Brandung zurück in die chtonische Tiefe gerissen, aus der sie emporgestiegen waren; gewaltige, pupillenlose Augen, die kalt wie Stahl und ohne jedes Gefühl zu uns hinaufblickten, schrecklich gelbe Fänge, von pockennarbigen Zungen in gieriger Vorfreude auf unser Fleisch geleckt...
    Es kostete mich unsägliche Mühe, die Bilder, die mir meine überreizten Nerven vorgaukeln wollten, zu vertreiben und mich darauf zu konzentrieren, weiterzugehen und auf dem schlüpfrigen Fels der Brücke nicht die Balance zu verlieren.
    Je näher wir der Insel kamen, desto mehr Einzelheiten konnte ich erkennen, und nichts von dem, was ich sah, gefiel mir. Der Strand, der wie die gesamte Insel aus nacktem schwarzen Fels zu bestehen schien, war mit unförmigen dunklen Wesen übersät, Bewohnern der salzigen Tiefen, in denen R’lyeh bisher geschlafen und geträumt hatte, abrupt mit in die Höhe und den Tod gerissen. Manche der schwarzen, ekelhaft deformierten Leiber zuckten und zitterten noch, Flossen peitschten den Stein, faustgroße schwarze Augen blicken unverstehend in eine Welt, die ihnen fremd war und ihnen den Tod brachte, zahllose Münder schnappten vergebens nach Luft...
    Ein gellender Schrei riß mich aus meinen Gedanken. Einer der Männer hatte auf dem schlüpfrigen, mit schmierigen Algen und Tang bewachsenen Fels der Brücke den Halt verloren und war in die Tiefe gestürzt. Das Wasser spritzte auf, als er hineintauchte, dann, für Bruchteile von Sekunden, bäumte sich ein mit Zacken und Flossen bewehrtes Etwas in den Fluten auf und verschwand wieder.
    »Geh... weiter«, krächzte Ger hinter mir. Seine Stimme bebte. Aber er schob mich behutsam voran, und sein Griff war fest.
    Die Dunkelheit ballte sich um uns zusammen, als wir uns der Insel weiter näherten. Ein kalter, irgendwie klebriger Hauch mischte sich in den Wind, und durch das starke Salzwasseraroma des Sees drängte sich der Geruch von Moder und Fäulnis. Vergebens versuchte ich, genauere Einzelheiten der schwarzen Stadt vor uns zu erkennen. R’lyeh blieb, was es war: ein wogender, sich ständig in ungewisser Bewegung befindender Kloß aus zusammengeballter Finsternis.
    Als ich von der Brücke herunter auf den gewachsenen Fels der Insel trat, spürte ich das Pochen. Es war ein tiefes, ungemein dunkles und langgezogenes Vibrieren, wie das Schlagen eines riesigen, steinernen Herzens, das tief im Felsen der Insel verborgen sein mochte.
    Ich schauderte. Eine unsichtbare, eisige Hand berührte etwas in meiner Seele und ließ es erstarren. Die Schatten zogen sich enger um uns zusammen.
    Looskamp deutete stumm nach vorn.
    Nicht weit von uns befand sich die Mauer, die die eigentliche Stadt umschloß. Bizarre Türme und Erker wucherten wie steinerne Pilze aus ihren Flanken, und da und dort hingen Gebilde wie Tränen aus Basalt, halb an der Wand herabgelaufen und mitten in der Bewegung erstarrt. Aber es gab auch einen Durchgang, ein Tor aus braunem, rostzerfressenen Eisen, mit Schlamm und grün-grauen Algen bewachsen. Es stand offen, und wie zu einer Begrüßung drehte sich in diesem Moment der Wind und trug dumpfen Modergeruch zu uns heraus.
    Für einen Moment erschien mir dieses Tor wie ein aufgerissenes, steinernes Maul. Niemand, der seinen Fuß durch diese Tür setzte, das wußte ich plötzlich, würde sie je wieder in umgekehrter Richtung durchschreiten...
    Trotzdem zögerte ich keine Sekunde, weiterzugehen, als Ger das Zeichen dazu gab. Rasch näherten wir uns der Mauer und dem zyklopischen Tor, durchschritten es und standen unversehens in einer bizarren, so vollkommen

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