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Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer

Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer

Titel: Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Fontänen aus Erdreich und grauem Morast brachen wie höllische Geysire auf, als auch die unter dem Erdboden verborgenen Shoggoten von dem lautlosen Tod erfaßt wurden, und in der Luft lag plötzlich ein ätzender, an Säure erinnernder Geruch.
    Looskamp ergriff mich unsanft beim Arm und zerrte mich mit sich, während das halbe Dutzend Männer, das bei uns verblieben war, mit ihren Leibern und Schilden einen Abwehrring um ihn und mich bildeten.
    Der Boden unter unseren Füßen fühlte sich schwammig und weich an, als wir durch den zerlaufenen Kreis aus grauem Protoplasma taumelten. Der Horizont schien vor meinen Augen zu zerfließen. Die ätzenden Dämpfe nahmen mir den Atem, und meine Lungen brannten, als wollten sie zerplatzen. Ich taumelte, verlor die Balance und spürte, wie kräftige Hände unter meine Achselhöhlen griffen und mich wie eine leblose Puppe mitschleiften.
    Erst, als wir den höllischen Todeskreis um fast hundert Schritt hinter uns gelassen hatten, gab Ger seinen Männern das Zeichen zum Anhalten.
    Erschöpft sanken die Krieger zu Boden. In ihren Gesichtern hatte sich ein Ausdruck tiefsten Entsetzens festgekrallt. Kaum einer von ihnen war unverletzt geblieben, und einer blutete aus einer fürchterlichen Bißwunde am Hals und würde sterben.
    Es dauerte lange, bis Ger das Schweigen, das sich wie eine erstickende Decke über uns ausgebreitet hatte, brach.
    »Wir müssen... weiter«, murmelte er. »Schnell, ehe sie... zurückkommen.«
    Instinktiv sah ich in die Richtung zurück, aus der wir gekommen waren. Hier und da waren noch dunkle, zuckende Flecken auf dem Sand zu erkennen, wenige Skarabäen, die das Inferno überstanden hatten. Alles in allem nicht mehr als ein Dutzend. Aber ich wußte zur Genüge, wie widerstandsfähig diese Höllenkreaturen waren – und wie schnell sie sich vermehren konnten.
    Looskamp hatte recht – wir mußten weiter, ehe die Ungeheuer uns erneut angriffen. Das nächste Mal mochten sie eine Taktik oder eine Gestalt wählen, gegen die meine Waffe nutzlos war.
    »Und... wohin?« fragte ich. Ein dumpfes Gefühl von Hoffnungslosigkeit breitete sich in mir aus. Beinahe wäre mir wohler gewesen, wenn wir noch in der bizarren Umgebung des Labyrinths gewesen wären. Dort hatte es wenigstens ein »Irgendwo« gegeben, zu dem wir gehen konnten. Hier gab es nichts. Nichts als Sand und Leere. Ich fühlte mich verloren.
    Ger antwortete nicht, sondern stand auf und deutete auf die dünne, schwarze Linie am Horizont. Wieder glaubte ich einen schwachen Hauch von Salzwassergeruch in der Luft zu spüren, und wieder war mir, als erinnerte ich mich an etwas, konnte aber auch diesmal nicht sagen, was es war. Für einen Moment glaubte ich so etwas wie das Gesicht eines jungen Mannes zu sehen: schmal, fast zart geschnitten, mit wachen blauen Augen und von schulterlangem blondem Haar eingefaßt. Ein seltsamer Ausdruck stand in diesen Augen; ein stummer, unausgesprochener Vorwurf, der irgend etwas tief in mir berührte. Er tat weh. Sehr weh. Dann verging das Bild, und zurück blieb ein Gefühl sonderbarer Leere.
    Mit einem lautlosen Achselzucken stand ich auf und reihte mich in die zerbrochene Kette taumelnder Gestalten ein.
    Zwei Stunden später erreichten wir den Strand. Was von weitem wie die Uferlinie eines Flusses oder Sees ausgesehen hatte, erwies sich beim Näherkommen als ein gewaltiger, mattschwarzer Ozean, dessen Wellen lautlos gegen einen Lavastrand rollten und das Licht verschluckten.
    Nach und nach waren auch die ersten Überlebenden des kleinen Heeres zu uns gestoßen. Es waren nicht viele; Ger und mich mitgerechnet, waren wir nicht einmal mehr zwanzig, und kaum einer von uns war unverletzt. Es war ein zerschlagener, mutloser Haufen, in dem wir uns dem Strand entgegenschleppten. Keiner von uns gab sich noch der Hoffnung hin, dieses Labyrinth des Wahnsinns noch einmal zu verlassen. Wir waren weiter von der wirklichen Welt entfernt als je zuvor. Vielleicht waren wir nicht einmal mehr in unserer Zeit.
    Der Salzwassergeruch wurde fast unerträglich, je mehr wir uns dem Strand näherten. Die Lautlosigkeit, mit der die finsteren Wellen heranwogten, hatten etwas Bizarres, und als ich genauer hinsah, fiel mir auf, daß die Bewegung des Wassers sonderbar träge und langsam wirkte, als wäre es gar kein Wasser, sondern Sirup oder geschmolzenes Pech.
    Müde erreichte ich das Ufer, ließ mich dicht vor der Flutlinie auf die Knie sinken und tauchte vorsichtig den Finger in eine der heranrollenden

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