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Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Titel: Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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vorbei. Sie brauchen keine Angst mehr zu haben.« Instinktiv wollte ich sie an der Schulter berühren, um sie zu beruhigen, aber ich führte die Bewegung nicht zu Ende, als ich sah, wie sie angstvoll zusammenzuckte.
    »Zum Teufel, was –«, begann Howard, aber diesmal ließ ich ihn nicht ausreden, sondern fuhr ärgerlich herum und funkelte ihn an.
    »Jetzt nicht, Howard«, sagte ich wütend. »Ich erkläre dir alles, aber später.« Ich wandte mich wieder an Lady Audley. Sie hatte aufgehört zu weinen und schien sich wieder einigermaßen unter Kontrolle zu haben.
    »Was war das, Robert?« flüsterte sie mit bebender Stimme. »Haben Sie... haben Sie es auch gesehen?«
    Ich nickte. Ich wußte, daß sie das gleiche erlebt und gespürt hatte wie ich. Es waren nicht nur Bilder gewesen; die allein hätten nicht so erschreckend sein können. Was selbst mich bis auf den Grund meiner Seele erschüttert hatte, war das Wissen gewesen, das mit diesen Bildern gekommen war.
    »Eine Art Vision«, murmelte ich. »Vielleicht das«, fügte ich in einem schwachen Versuch, scherzhaft zu sein hinzu, »was Sie das zweite Gesicht nennen würden, Lady Audley.«
    Lady McPhaerson blieb vollkommen ernst. »Das Mädchen, Robert«, flüsterte sie. »Wissen Sie, wer das war?«
    Ich schüttelte den Kopf, nickte gleich darauf und zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich ahne es«, sagte ich. »Aber...«
    »Das war Cindy«, unterbrach mich Lady Audley. »Dieses Mädchen war Cindy, Robert. Meine Nichte. Sie ist in großer Gefahr. Wir müssen ihr helfen.«
    »Ihre Nichte ist tot, Mylady«, sagte Howard leise.
    Lady Audley nickte. Wieder liefen Tränen über ihr Gesicht, aber sie weinte jetzt lautlos. »Ich weiß«, sagte sie. »Und trotzdem haben Robert und ich sie gesehen, Mister Phillips.«
    Sie setzte sich auf und starrte Howard aus geröteten Augen an. »Sie ist in Gefahr, Mister Phillips«, sagte sie noch einmal. »Fragen Sie Robert. Was... was wir erlebt haben, war ein Hilferuf.«
    Vielleicht hatte Lady Audley recht, und das Mädchen, das wir gesehen hatten, war tatsächlich ihre Nichte gewesen. Aber zumindest in einem Punkt hatte sie sich geirrt.
    Ich war mir sicher, daß unser gemeinsames Erlebnis alles andere als ein Hilferuf gewesen war.
    Es war eine Botschaft. Die Bilder waren uns geschickt worden, sie und das Wissen, das sich damit verband. Sie waren eine Warnung.
    Ich wußte nur noch nicht, wovor.

    * * *

    Der Morgen empfing uns mit Kälte und dünnen Schwaden des gefürchteten Londoner Nebels. Ein klammer Hauch lag über der Straße und ließ das Gras in den Vorgärten glitzern. Ich ging instinktiv schneller und mit gesenkten Schultern, als Rowlf endlich den Wagen aus der Remise geholt und vor dem Tor vorgefahren war. Auch Howard und Lady Audley, die mit mir das Haus verlassen hatten, beeilten sich, in den Wagen zu kommen, wo wir wenigstens vor dem kalten Wind geschützt waren.
    Ein sonderbares Gefühl hatte von mir Besitz ergriffen: eine Mischung aus Unruhe und... ja – obgleich ich mich des Gefühles fast schämte, beinahe Vorfreude, nach fast zwei Monaten endlich wieder dieser lauten schmutzigen Stadt entfliehen zu können.
    Ich war so in Gedanken, daß ich Howard auf den Fuß trat, als wir in die Kutsche einstiegen, aber zu meiner Verwunderung reagierte er nur mit einem Stirnrunzeln darauf, setzte sich kopfschüttelnd mir gegenüber auf die Bank und sah mich scharf an. Ich hatte ihm erzählt, was Lady Audley und ich gesehen hatten – aber nur das. Nichts von der Furcht, die die Vision begleitet hatte, und nichts von den düsteren Ahnungen, die mich seither plagten. Aber Howard kannte mich gut genug, um genau zu spüren, daß mich etwas bedrückte.
    Ungeduldig zog ich den Wagenschlag hinter Lady Audley zu und wartete, bis Rowlf unser Gepäck verstaut und auf dem Bock Platz genommen hatte. Seine Peitsche knallte, und endlich setzte sich das Gefühl schwerfällig in Bewegung.
    »Wie kommen wir nach St. Aimes?« fragte Howard plötzlich. »Der Ort klingt nicht so, als hätte er einen Bahnhof.«
    »Das nicht«, antwortete Lady Audley. »Aber ich werde eine Kutsche mit schnellen Pferden mieten, sobald wir aus dem Zug steigen. Keine Sorge wegen der Kosten«, fügte sie spitz hinzu. »Die übernehme ich, mein lieber Phillips.«
    Der Wagen bog von der Hauptstraße ab, schaukelte ein paar Yard weiter – und kam mit einem so abrupten Ruck zum Stehen, daß ich um ein Haar von der Bank gerutscht wäre. Auch Howard kämpfte eine Sekunde lang

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