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Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Titel: Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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um sein Gleichgewicht, dann fuhr er hoch, riß fluchend die Tür auf und schrie Rowlf an: »Was zum Teufel soll das?«
    Rowlf antwortete irgend etwas, das ich nicht verstehen konnte, und ich sah, wie der Zorn auf Howards Gesicht einem fragenden Ausdruck Platz machte.
    Ich machte eine beruhigende Geste in Lady Audleys Richtung, stemmte mich ebenfalls hoch und beugte mich neugierig aus dem Wagen, während Howard auf der anderen Seite ausstieg und den Mantelkragen hochschlug, als der Wind mit einem triumphierenden Heulen wieder über ihn herfiel.
    »Was ist los?« fragte ich, an Rowlf gewandt.
    Der rothaarige Riese zuckte mit den Achseln und deutete nach vorne.
    Die Straße war nicht mehr leer. Ein Stück vor uns, nicht mehr als zwanzig Schritt entfernt, im schwachen Licht des Morgens fast nur als Schemen zu erkennen, stand eine Gestalt. Reglos und hoch aufgerichtet und mitten auf der Straße, in einer Haltung, die mir deutlich sagte, daß er an dieser Stelle auf uns gewartet hatte; aus welchem Grund auch immer.
    Dann bewegte sich die Gestalt, und aus dem grauen Schemen wurde ein Körper. Sekunden später blickte ich in das Gesicht eines vielleicht zwanzigjährigen, rothaarigen Burschen, der in seiner abgerissenen Kleidung (und mit einem Gesicht, das wohl seit einem Monat nicht mehr mit Wasser in Berührung gekommen war) noch immer wie ein Geschöpf der Nacht aussah. Langsam kam er näher, sah erst Howard, dann mich und schließlich Rowlf in eindeutig abschätzender Weise an, und wandte sich schließlich wieder an mich.
    »Bitte?« sagte ich. Ich kam mir ein bißchen albern dabei vor, aber der Rothaarige schien genau auf diese Reaktion gewartet zu haben. Ein rasches, nervöses Lächeln huschte über seine Züge. Ich bemerkte, daß sein Atem nach billigem Weinbrand roch und wich unwillkürlich ein kleines Stück von ihm weg.
    »Sie sind Craven, oder?« fragte er. »Ronald Craven.«
    »Robert«, verbesserte ich ihn. »Aber sonst stimmt es.« Ich maß ihn mit einem langen, bewußt mißbilligenden Blick. »Kennen wir uns?«
    Der Bursche schüttelte hastig den Kopf und kam wieder einen Schritt näher. Ich widerstand nur mit Mühe dem Impuls, abermals zurückzuweichen, um seiner Alkoholfahne aus dem Weg zu gehen. »Nö«, sagte er. »Aber ich hab’ einen Brief für Sie.« Er grub in der Tasche seiner schwarzen, viel zu weiten Arbeitsjacke, kramte einen zerknitterten Umschlag hervor und hielt ihn mir hin, zog die Hand aber hastig wieder zurück, als ich danach greifen wollte.
    »Die Frau, die ihn mir gegeb’n hat, hat gesagt, ich krieg ein Pfund von Ihnen«, behauptete er.
    »Ein Pfund?« Ich runzelte die Stirn und maß ihn erneut mit einem langen, mißtrauischen Blick. Ein Pfund war eine hübsche Stange Geld, für einen – unter Umständen – schlechter Scherz. Aber wer sollte sich wohl einen Scherz mit mir erlauben? Außerdem konnte er kaum gewußt haben, daß wir ausgerechnet hier entlang fahren würden. Vor einer Stunde hatten wir ja selbst noch nicht gewußt, daß wir London so überstürzt verlassen würden.
    »Gib es ihm«, murmelte Howard. Er hatte den Wagen umrundet und war neben mich getreten, ohne daß ich es gehört hatte. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich Rowlf auf dem Kutschbock spannte, als fürchte er, daß der Rothaarige uns angreifen würde.
    Ich überlegte noch einen Moment, nickte dann und zog eine Pfundnote aus der Tasche.
    Der Bursche reichte mir den Brief, riß mir die Banknote aus der Hand und verstaute sie mit einem triumphierenden Grinsen in seiner Tasche.
    Neugierig drehte ich den Brief in der Hand. Schon ein erster, flüchtiger Blick sagte mir, daß es kein Scherz war, auch kein übler Trick dieses zwielichtigen Burschen, der sich auf diese Weise ein Pfund ergaunern wollte. Er trug keinen Absender, aber auf seiner Vorderseite war mit kleiner, krakeliger Handschrift:
    Für Robert Craven
    geschrieben.
    »Wer hat Ihnen das gegeben?« fragte ich. »Und wann?«
    »Grad, vor’n paar Minuten«, antwortete der Bursche. »War so’ne komische Tussi mit dunkler Haut, fast wie ‘ne Araberin. Hat mich dort drüben angequatscht, auf der anderen Straßenseite. Sah aus, als hätte sie auf euch komische Vögel gewartet.«
    Instinktiv blickte ich über den menschenleeren Boulevard zur anderen Seite der Straße hinüber. Aber natürlich war die Frau, die mir diesen Brief gesandt hatte, nicht mehr da. Und ich konnte mir auch die Mühe sparen, hinauszugehen und nach ihr zu suchen.
    »Ich... danke Ihnen«,

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