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Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Titel: Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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sagte ich. Aber der Bursche machte keine Anstalten, sich zu rühren.
    »Was ist denn noch?« fragte ich. »Sie haben Ihr Geld doch bekommen.«
    »Sie hat gesagt, ich soll warten, bis Sie ihn aufgemacht haben«, grinste der Bursche. »Weiß nicht, warum. Aber sie hat gesagt, Sie wüßten es sicher.«
    Ich tauschte einen verwirrten Blick mit Howard und riß den Brief auf. Er enthielt ein kleines, sorgsam in der Mitte gefaltetes Blatt.
    Ein leeres Blatt.
    Zwei, drei Sekunden lang starrte ich den weißen Bogen Papier sprachlos an, dann fuhr ich mit einem wütenden Ruck herum und fauchte den Rothaarigen an; »Was soll der Unsinn? Wenn das ein Witz sein soll, ist es kein guter, mein Freund.«
    Der Bursche grinste in unverhohlener Schadenfreude. Aber er machte noch immer keine Anstalten, zu gehen, sondern blickte mich weiter an. »Sie hat noch etwas gesagt«, sagte er. »Sie sollen warten, bis ich weggegangen bin. Sie hat gesagt, Sie wüßten schon, warum. Ehrlich, Mister...«
    Das wußte ich ganz und gar nicht, so wenig, wie ich mir erklären konnte, warum die geheimnisvolle Briefschreiberin ihre Nachricht nicht der Post anvertraut oder gleich unter meiner Tür durchgeschoben hatte, denn wir waren kaum fünf Fußminuten von meinem Haus entfernt. Trotzdem trat ich mit einem Achselzucken um den Wagen herum und blieb wieder stehen. Der Wind trug das Quieken einer Ratte heran, aber ich versuchte es zu ignorieren, denn der Gedanke weckte unangenehme Erinnerungen in mir.
    Der Wind schlug mir doppelt kalt ins Gesicht. Ich schauderte, schlug den Mantelkragen hoch und vergrub die Hände tief in den Taschen, während der Bursche vor mir die Straße überquerte und sich dabei ein paarmal zu mir umsah, wie um sich zu vergewissern, daß ich auch wirklich stehenblieb. Auf seinem Gesicht lag dabei ein Ausdruck, der mir gar nicht gefiel. Es war ein Lächeln, aber eines, das eher an ein gehässiges Grinsen als alles andere erinnerte. Ein dumpfes Gefühl der Beunruhigung machte sich in mir breit. Nach allem, was ich bisher erlebt hatte, war es vielleicht nicht gut, gleich alles zu tun, was irgendein dahergelaufener Fremder von mir verlangte.
    Der Bursche erreichte die gegenüberliegende Straßenseite, blieb noch einmal stehen, um zu mir hinaufzublicken, wandte sich um und ging weiter. Aber nur ein paar Schritte. Wieder hörte ich das Quieken, und diesmal war der Laut anders als bisher – schriller, kreischender, irgendwie... wütender; so mißtönend, daß ich unwillkürlich aufsah und nach dem Tier Ausschau hielt.
    Ich entdeckte es, kaum einen Steinwurf entfernt, auf der anderen Seite der Straße.
    Es war ein gewaltiges, struppiges Tier, graubraun und so groß wie eine Katze, und es benahm sich irgendwie... falsch. Es rannte nicht davon, wie es Ratten normalerweise zu tun pflegten, wenn sie sich während der Tagesstunden auf eine Straße verirrt haben, und es war auch nicht auf der Flucht vor irgendeinem Feind, sondern hockte nur reglos da, schnupperte in die Luft und schien mich aus seinen kleinen boshaften Augen direkt anzustarren. Sein Fell war gesträubt, und vor seinem Maul stand weißer, flockiger Schaum.
    Ich war nicht der einzige, der die Ratte entdeckte. Auch Howard zuckte wie unter einem Hieb zusammen, und aus dem Wagen erklang ein unterdrückter Schrei, als Lady Audley das ekelhafte Tier sah.
    Die Ratte sprang auf die Straße und kam mit einem schauerlichen Zischeln und Hecheln näher. Ihr Fell war gesträubt, und ich sah jetzt, daß in dem weißen Schaum, der von seinen Lefzen troff, Blut war.
    Auch der junge Bursche, der mir den Brief gebracht hatte, blieb stehen, drehte mit einem Ruck den Kopf und blickte dem riesigen Nager entgegen. Sein Lächeln gefror zu einer Grimasse.
    Das Quieken der Ratte steigerte sich zu einem irrsinnigen Zischen und Heulen. Mit einem letzten, gewaltigen Satz überwand sie die Straße, federte auf den Rothaarigen zu und riß ihn mit ungeheurer Wucht von den Füßen. Ihr Heulen ging im erschrockenen Aufschrei des Jungen unter.
    Endlich erwachte ich aus meiner Erstarrung. Mit einem Schrei stürzte ich vor, griff unter den Mantel und zerrte den kleinen, zweischüssigen Damenrevolver hervor, den ich bei mir zu tragen mir in letzter Zeit angewöhnt hatte. Alles ging unglaublich schnell. Die Riesenratte rang den Burschen nieder. Der Junge brüllte vor Schmerz und Angst, bäumte sich auf und brachte seinen Arm zwischen sich und die zuschnappenden Fänge der Bestie.
    Ich schoß im gleichen Augenblick, in

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