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Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Titel: Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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es recht war, was sie tat; und ob sie nicht Mächte rührte, die auf ewig vergessen und vergraben bleiben sollten.
    Und erneut hatte das Mädchen seine Zweifel besiegt und war fortgefahren, seine Vorbereitungen zu treffen. Es war leicht für ein Wesen mit seiner Macht. Leichter als vieles, was es zuvor getan hatte. Trotzdem wußte es, daß es mit äußerster Vorsicht zu Werke gehen mußte. Es war mächtig, aber wie alles war auch Macht relativ, und DER, DEN ES RUFEN WOLLTE, würde sein Opfer sehr genau begutachten und furchtbar in seinem Zorn sein, wenn es nicht seiner Zufriedenheit entsprach. Und noch etwas war anders, etwas, womit es nicht gerechnet hatte. Als es zum ersten Mal in diese sonderbare Welt voller sonderbarer verwundbarer Wesen getreten war, war dies an einem Ort geschehen, an dem seine Macht gewaltig war und es aus den unversiegbaren Quellen geistiger Energie schöpfen konnte, aus dem es erschaffen worden war, vor so langer Zeit.
    Hier war es in einer Stadt der Menschen, an einem Ort, der anders, ganz anders war als jeder, den es jemals erblickt hatte. Seine Macht war noch immer gewaltig, und doch war sie ein Nichts gegen das, was es gewohnt war.
    Es gab störende Einflüsse hier. Sonderbare Gedanken, die es nie gedacht hatte, und Gefühle, die es nie gefühlt hatte, begannen von ihm Besitz zu ergreifen. Zum ersten Mal in seiner nach Äonen zählenden Lebensspanne begann es daran zu zweifeln, ob es recht war, was es tat. Es war gewohnt, Schicksale zu manipulieren und Leben zu opfern wie Figuren auf einem Schachbrett. Es hatte sich nie etwas dabei gedacht. Jetzt war es, als wispere eine Stimme hinter seinen Gedanken. Eine Stimme, die fremd und erschreckend war.
    Es wurde Zeit, daß es diesen sonderbaren Ort mit seinen störenden Einflüssen verließ. Vielleicht auch diesen Körper, wenngleich es ein seltsames Vergnügen dabei empfand, ihn zu benutzen.
    Nach einer Weile – einer Stunde, vielleicht auch zwei – durchdrang ein leises Schaben und Kratzen die unheimliche Stille des Kellergewölbes, und aus einer schmalen Spalte in einer der Wände huschte ein fußlanger, massiger Körper auf die Kniende zu.
    Dunkle Augen musterten das starre Gesicht des Mädchens mit einer Mischung aus Ehrfurcht und mühsam zurückgehaltener Gier. Winzige Krallen scharrten über den Stein, wie in bohrender Ungeduld. Eine zweite Ratte erschien, ebenso fett und abstoßend wie die erste, dann eine dritte, vierte und fünfte. Schließlich, nachdem die Tiere auf die Frau zugehuscht waren und in einem Halbkreis, der zu perfekt war, um noch zufälliger Natur zu sein, vor ihr Aufstellung genommen hatten, trippelte eine sechste Ratte aus ihrem Versteck hervor.
    Sie war beinahe doppelt so groß wie die anderen. Ihr Fell war weiß, nicht grau, und ihre Augen waren von einem dunklen, an die Farbe geronnenen Blutes erinnernden Rot. Langsam näherte sie sich dem Mädchen, blieb auf Armeslänge vor ihm sitzen und starrte es durchdringend an.
    Nichts war zu hören. Kein Laut, kein Geräusch, nicht einmal die Atemzüge des Menschen oder der sechs Tiere, die seinem unhörbaren Ruf Folge gefolgt waren. Nur ihre Blicke sprachen miteinander.
    Nach einer Weile erwachte die Albinoratte aus der Starre. In ihrem Blick war plötzlich ein neuer, beinahe wissender Ausdruck.
    Wie auf ein geheimes Zeichen hin wandten sich die sechs Tiere um und huschten davon. Und auch das Mädchen stand nach einer Weile auf, löschte die Laterne und verließ das Gewölbe.
    Aber es ging jetzt nicht mehr in sein Zimmer zurück.

    * * *

    Die Tiere waren überall. Und es waren nicht Hunderte, sondern Tausende: Ratten aller nur denkbaren Größe und Rasse, alte und junge Tiere, Ratten von wenig mehr als Mausgröße bis hin zu terriergroßen Bestien. Und der Ring der Tiere schloß sich unbarmherzig!
    Wie eine braune Flutwelle ergossen sie sich aus Kellerfenstern und Gullys auf die Straße, eine quirlende, quietschende Armee braungrauer struppiger Körper, die rasend schnell näher kam. Sekunden, ehe sie den Wagen erreichten, teilte sich der rasende Strom in zwei ungleichmäßige Hälften, wie ein Meer, das sich vor einem Felsen teilt, um ihn zu umspülen. Trotzdem stiegen die beiden Pferde schrill wiehernd auf die Hinterläufe. Eines der Tiere stürzte, verhedderte sich im Zaumzeug und blieb liegen. Das andere zerrte verzweifelt an den ledernen Riemen, die es hielten. Dann berührte eine Ratte eher versehentlich seinen Hinterlauf, und das Tier drehte vollkommen durch. Mit

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