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Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht

Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht

Titel: Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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in die Grube hinab. Ihre Lippen formten... Laute. Worte einer düsteren, vor Äonen untergegangenen Sprache, und ihre Hände vollführten kleine Gesten. Dann hob sie mit einem Ruck den Arm und deutete fordernd auf den Toten, den die beiden Männer gebracht hatten.
    Es gab keinen Laut, als die beiden den Leichnam in das Grab warfen und das grüne Glühen ihn aufsaugte. Nur das Wabern und Wogen in seinem Zentrum wurde stärker, und das unbeschreibliche Etwas, das im Herzen des grünen Lichtes Gestalt anzunehmen begann, schien erneut um eine Winzigkeit lebendiger und stofflicher zu werden...
    Wieder bewegten sich die Lippen der Fremden, und diesmal war es ein Wort in der Sprache der Menschen, das sie formten. Nur ein Wort, aber immer und immer wieder. »Bald«, flüsterte sie. »Bald.«
    Aus dem Grab erklang ein gräßlicher, saugender Laut; wie zur Antwort. Es klang fast wie ein Schmatzen.

    * * *

    Howard hatte sich meinen Bericht schweigend angehört, aber ich wartete vergebens darauf, daß er antwortete oder auch nur mit dem Verziehen einer Miene auf meine Worte reagierte. Er war ein wenig blaß, und in seinen Augen stand noch immer der gleiche, dumpf-verzweifelte Ausdruck wie am Morgen, wenngleich er sich auch sichtlich gefangen hatte. Seine Hand lag auf dem Federeinband des Buches, in dem er gelesen hatte, als ich zurückkam. Es war einer der Bände aus der Geheimbibliothek meines Vaters. Das Chaat Aquadingen. Howard wußte, wie wenig gern ich es sah, wenn er in diesem Buch las. Aber ich hatte kein Wort darüber verloren. Er kannte die Gefahr, die diese verbotenen Bücher darstellten, wahrscheinlich besser als ich. Er würde seine Gründe haben, sich derart kraß über meinen Willen hinwegzusetzen.
    »Ich verstehe einfach nicht, was das bedeutet«, sagte ich – zum wahrscheinlich zehnten Mal, seit ich hier herauf in die Bibliothek gekommen war.
    »Es bedeutet, daß das, was du gesehen hast, kein Unfall war«, sagte Howard mit seltsam flacher, ausdrucksloser Stimme. »Die Polizei glaubt, daß die Ratten die Tollwut hatten oder der Junge sie gereizt hat, nicht?«
    »Ich weiß nicht, was die Polizei glaubt«, antwortete ich rasch. Ich hatte ihm nicht viel von Cohen erzählt; wir hatten dringendere Sorgen als einen Polizeicaptain, der mich aufs Korn nehmen wollte. »Aber ich nehme es an.«
    »Es stimmt nicht«, antwortete Howard. »Das war Mord, Robert. Ein kaltblütiger, berechnender Mord. Die Ratten haben diesen armen Teufel zerrissen, damit du es siehst.«
    Seine Worte ließen mich schaudern. Ich hatte geahnt, daß es so war, aber es gab einen Unterschied zwischen Ahnen und Wissen.
    »Jemand hat sie geschickt, meinst du?« flüsterte ich stockend.
    Howard nickte. »Nicht jemand«, sagte er betont. »Sie. Dieser arme Kerl mußte um einer sinnlosen Machtdemonstration willen sterben; nur, um uns zu zeigen, wie groß ihre Macht ist.« In seinem Blick erschien wieder dieser Ausdruck von Vorwurf, mit dem er mich schon die ganze Zeit gemustert hatte und den ich mir nicht erklären konnte.
    »Ich habe über alles nachgedacht, wahrend du weg warst«, fuhr er fort. Er lächelte müde, zündete sich eine Zigarre an und ließ die freie Hand mit einer erschöpften Bewegung auf den Einband des Chaat Aquadingen hinunterfallen. »Du hast mir alles über deine... Vision erzählt?« vergewisserte er sich. »Du hast nichts vergessen, keine Kleinigkeit? Nichts weggelassen, weil es dir unwichtig erschien?«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Nichts. Aber es war alles so... so unwirklich. So... falsch.«
    Der Ausdruck von Sorge auf Howards Zügen verstärkte sich noch. Müde beugte er sich in seinem Sessel vor, klappte das Chaat auf und ließ die dünnen Pergamentblätter zwischen Daumen und Zeigefinger hindurchrascheln, als suche er eine bestimmte Stelle, schlug das Buch dann aber mit einem Seufzer wieder zu und zog an seiner Zigarre, bis die Spitze beinahe weiß glühte.
    »ER, DESSEN NAMEN MAN NICHT AUSSPRICHT... DAS TIER... – was zum Teufel hat sie damit gemeint?« murmelte ich. »Und wer ist Sie überhaupt? Wer ist diese Frau, die harmlose Tiere dazu bringt, Menschen zu zerfleischen?«
    Howards Lippen verzogen sich zu einem dünnen, irgendwie bitteren Lächeln. »ER, DESSEN NAMEN MAN NICHT AUSSPRICHT – weißt du wirklich nicht, was das bedeuten soll? Hast du so wenig in den Schriften gelesen, die dir dein Vater hinterlassen hat?«
    Ich starrte ihn an, und plötzlich hatte ich das Gefühl, von einer eisigen, unsichtbaren

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