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Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht

Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht

Titel: Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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klopfte bezeichnend auf die rechte Seite seiner schweren Arbeitsjacke, beugte sich vor und zerriß die fingerdicken Stricke um Lady Audleys Handgelenk mit einem kurzen, kräftigen Ruck.
    Lady Audley schwang mit einem erleichterten Seufzer die Beine von der Liege und rieb ihre schmerzenden Handgelenke. Ihr Blick blieb unverwandt auf Penwicks Rattengesicht geheftet.
    »Wenn Sie sonst noch einen Wunsch haben...«, sagte der Rattenmann.
    Lady Audley nickte und streckte die Hand aus. »Helfen Sie einer alten Frau beim Aufstehen, junger Mann.«
    Penwick trat – ganz Gentleman-Ratte – vor, ergriff ihre rechte Hand und zog sie behutsam auf die Füße. Lady Audleys gute zwei Zentner kamen zitternd und bebend in die Höhe.
    Aber sie begnügte sich nicht damit, aufzustehen, sondern stieß sich mit der anderen Hand ab, verstärkte so Penwicks Zug noch – und riß das rechte Knie in die Höhe. Die Bewegung war vielleicht nicht sehr schnell und ganz bestimmt alles andere als elegant – aber hinter dem Knie, das Penwick da traf, wo es weder menschliche noch rattische Männer besonders schätzen, steckte die ganze Wucht ihrer zwei Zentner Körpergewicht.
    Penwick stieß ein krächzendes, fast komisch klingendes Quietschen aus, krümmte sich –
    und kollidierte zum zweiten Mal mit Lady McPhaersons Knie.
    Diesmal traf der Schlag sein Gesicht. Penwick quietschte erneut, warf die Arme in die Luft und kippte nach hinten. Er war bewußtlos, ehe er auf dem Boden aufschlug.
    Sekundenlang stand Lady Audley da und blickte kopfschüttelnd auf den Rattenmann hinunter. Dann raffte sie ihre Röcke zusammen, ging umständlich neben ihm in die Hocke und begann seine Taschen zu durchwühlen. Penwick regte sich stöhnend. Seine Krallenhand fuhr scharrend über den Boden und hinterließ millimetertiefe Scharten in dem harten Holz. Seine Lider zitterten.
    Lady Audley runzelte mißbilligend die Stirn – und ließ sich nach vorne fallen. Penwick stieß keuchend die Luft aus, als ihre Knie seine Rippen knacken ließen, verdrehte die Augen – und verlor abermals das Bewußtsein.
    »So ist es brav«, sagte Lady Audley, während ihre Hand in Penwicks Tasche glitt und mit einem gewaltigen, doppelbärtigen Schlüssel wieder zum Vorschein kam. »Bleib nur schön liegen, mein Junge, sonst müßte ich dir wirklich weh tun.«
    Hinter ihr erklang ein leises, perlendes Lachen.
    Lady Audley fuhr mit einem Schrei herum – und erstarrte mitten in der Bewegung.
    Die Tür hatte sich lautlos geöffnet, während sie damit beschäftigt gewesen war, Penwick nach dem Schlüssel zu durchsuchen. Helles Sonnenlicht strömte in den Raum, ließ den Schein der Petroleumlampe verblassen und zeichnete die Konturen der Gestalt nach, die unter der Tür erschienen war. Aber obwohl sie im Gegenlicht nicht mehr als ein tiefenloser schwarzer Schatten war, erkannte Lady Audley doch die Konturen einer schlanken, gutgewachsenen jungen Frau. Nur ihr Kopf schien irgendwie mißgestaltet; eckig. Es war nicht der Umriß eines menschliches Kopfes.
    Zitternd vor Schreck, aber noch immer von dem Willen erfüllt, ihr Leben so teuer wie nur möglich zu verkaufen, richtete sich Lady Audley vollends auf und spannte sich, als die Fremde auf sie zutrat.
    »Wer sind Sie?« fragte sie scharf.
    Die Frau schloß die Tür hinter sich, und im weichen Licht der Petroleumlampe wurde aus dem flachen Schatten die Gestalt eines sehr jungen, leicht bekleideten Mädchens. Ihr Gesicht war hinter dem gebleichten Weiß eines knöchernen Rattenschädels verborgen.
    »Du hast dich wirklich nicht verändert, Tante Aude«, sagte sie, »Nicht einmal in all den Jahren. Ich hätte mir denken sollen, daß Penwick allein nicht mit dir fertig wird.« Damit hob sie die Hände an den Kopf, nahm den bizarren Schädelhelm ab und ließ abermals dieses helle, perlende Lachen hören.
    Lady Audley hatte das Gefühl, innerlich zu Eis zu erstarren. Sie hätte das Gesicht des Mädchens nicht zu sehen brauchen, um zu wissen, wem sie gegenüberstand. Es war dieses Lachen, das sie um mehr als alles andere in Erinnerung behalten hatte.
    »Cindy!« flüsterte sie mit bebender Stimme.

    * * *

    Es ging auf drei Uhr zu, als ich den Bahnhof erreichte. Unsere Reisevorbereitungen hatten nicht viel Zeit in Anspruch genommen; die Koffer waren noch gepackt seit dem verunglückten ersten Versuch, London zu verlassen, und wir hätten schon eher abreisen können, hätte Howard nicht darauf bestanden, Grays Rückkehr abzuwarten, um noch das eine oder

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