Der Hexer - NR12 - Im Land der GROSSEN ALTEN
amüsiert.
»Der Bursche kann ja doch reden«, sagte er. »Und er scheint sogar über eine gewisse rudimentäre Intelligenz zu verfügen.« Er schüttelte den Kopf, trat noch einen Schritt zurück und begann wie in Gedanken mit seinem Silberstab zu spielen.
»Wer bist du, Kerl?« fragte er. »Hast du einen Namen? Wo lebt dein Stamm?«
Mißtrauisch äugte ich zu Sserith hinüber und setzte mich weiter auf, bis ich mit angezogenen Knien auf der Kristallscheibe hockte. Meine Lippe blutete noch immer.
»Mein Name ist Craven«, sagte ich. »Robert Craven. Und mein Stamm«, fügte ich sarkastisch hinzu, »lebt in London. Ashton Place 9, um genau zu sein. Jedenfalls steht mein Wigwam dort, Massa.«
Mein Sarkasmus kam nicht so richtig an, aber das lag vermutlich daran, daß weder Sserith noch das Fischgesicht jemals die Worte London oder Wigwam gehört hatten. Nun ja – in zweihundert Millionen Jahren verändert sich so manches.
»Mein Name ist Dagon«, sagte das Fischgesicht vollkommen ernst, »nicht Massa. Ich nehme an, du hast von mir gehört.« Als ich nicht antwortete, zuckte er mit den Schultern und fügte hinzu: »Aber es spielt auch gar keine Rolle. Wenigstens nicht für dich. Du hast großes Glück gehabt, daß wir gerade auf Patrouille waren.« Er lachte, schüttelte den Kopf und wurde übergangslos wieder ernst.
»Ich verstehe euch Wilde nicht«, sagte er. »Warum bekämpft ihr uns und laßt euch dann freiwillig von den Ssaddit auffressen?«
Einen Moment lang starrte ich ihn durchdringend an, dann stemmte ich mich hoch, stieg vorsichtig von der Kristallscheibe herunter und deutete auf Shadow. »Ich fürchte, hier liegt ein Mißverständnis vor«, begann ich. »Shadow und ich –«
Ich kam nicht weiter. Sserith hob ansatzlos die Hand und schlug mir schon wieder auf den Mund. Ich fiel zu Boden und schlug die Hände vor das Gesicht.
»Zum Teufel, was soll das?« keuchte ich. »Ich bin weder Ihr Feind, noch gehöre ich zu den Wilden. Wer seid ihr überhaupt?«
Sserith zerrte mich auf die Füße und versetzte mir einen Stoß, der mich gegen die Scheibe taumeln ließ. Ein heftiger Schmerz zuckte durch meinen Rücken.
Sserith sah den Schlag nicht einmal, der seine Nase einbeulte. Hätte ich Zeit zum Überlegen gehabt, hätte ich mich vermutlich nicht einmal jetzt gewehrt, aber auch meine Geduld hat Grenzen, und ich konnte es noch nie vertragen, als Prügelknabe zu dienen. Meine Faust schoß vor und traf ihn ein zweites Mal auf die Nase. Sserith heulte, schlug beide Hände vor das Gesicht und fiel auf die Knie.
Ein dünner, gleißend heller Blitz zuckte vor mir durch die Luft und explodierte irgendwo in der Wüste, und ich erstarrte mitten in der Bewegung. Dagon hatte seinen Stab erhoben und zielte damit auf mich. Der grüne Kristall an seinem Ende flammte wie ein kleines, böses Auge.
»Bravo«, sagte er spöttisch. »Du weißt dich zu wehren, Robert Craven. Vielleicht tut Sserith ein kleiner Dämpfer sogar ganz gut. Aber jetzt ist es genug. Geh zurück.«
Die befehlende Geste, mit der er seine Worte unterstrich, wäre nicht mehr nötig gewesen. Ich hatte den Feuerball, der die schwarzen Ungeheuer verschlungen hatte, keineswegs vergessen.
»Sie... Sie irren sich«, sagte ich hastig. »Ich gehöre nicht zu diesen Wilden, gegen die Sie kämpfen, Dagon. Ich weiß nicht einmal, wer sie sind!«
»Das scheint mir auch so«, sagte Dagon grimmig. Sein Stab deutete noch immer drohend auf meine Stirn. Dicht neben mir stemmte sich Sserith stöhnend wieder hoch. Wenn Dagon jetzt schoß, würde er seinen Leibwächter ebenfalls töten. Aber ich hatte das sichere Gefühl, daß ihm das nicht sehr viel ausmachen würde. Ganz vorsichtig, um ihn nicht durch eine zu schnelle Bewegung zu einer Unbedachtsamkeit zu verleiten, die vielleicht nicht er, aber ganz bestimmt ich bereuen würde, hob ich die Hände und zupfte an meinem Hemd und dem, was von meiner Weste übrig geblieben war. »Sehen Sie mich doch an!« sagte ich. »Sehe ich aus wie ein Wilder? Shadow und ich haben nichts mit Ihrem Streit zu tun. Wir sind –«
»Schweig!« unterbrach mich Dagon. »Du hast später Zeit genug, zu reden. Aber nicht hier, und auch nicht mit mir.« Er wandte sich an den Bärtigen. »Binde ihn, Sserith. Der Bursche ist gefährlich. Und was hat er da für einen Stab? Nimm ihn weg!«
Er deutete auf meinen Stockdegen, den ich mir unter den Gürtel geschoben hatte. Die Waffe befand sich wieder in ihrer Umhüllung, aber der beinahe
Weitere Kostenlose Bücher