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Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung

Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung

Titel: Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Glanz seiner Augen war. Entweder war er nervös, dachte ich – oder krank.
    »Was willst du?« fragte Dagon. »Ich habe dir gesagt, daß ich dich rufen werde, wenn du gebraucht wirst.«
    Einen Moment lang starrte ich ihn verwirrt an. Er mußte doch wissen, weshalb ich gekommen war. In diesem Punkte hatte McGillycaddy durchaus recht – was immer auf diesem Schiff vorging, konnte Dagon nicht verborgen bleiben. Immerhin las er meine Gedanken.
    Aber sein Blick sagte mir, daß das nicht stimmte. Er hatte keine Ahnung!
    »Es ist... etwas geschehen«, sagte ich stockend. »Oben an Deck.«
    »So?« frage Dagon lauernd. »Was?«
    Verwirrt blickte ich erst ihn, dann Jennifer und dann wieder ihn an, fuhr mir nervös mit der Zungenspitze über die Lippen und setzte von neuem an. »Ich war oben, Dagon. Ich wollte mich umsehen, und –«
    »Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?« unterbrach mich Dagon.
    »Zum Teufel, ich habe einen Toten gefunden!« fuhr ich auf. »Einen Mann, der auf diesem Schiff absolut nichts zu suchen hat! Einen von Necrons Drachenkriegern!«
    Fünf, zehn, fünfzehn Sekunden lang starrte mich Dagon schweigend an, und es war ein Blick, unter dem ich mich zunehmend unwohler zu fühlen begann. »Einen Toten?« wiederholte er schließlich. »So. Und wie kommt es, daß ich nichts davon weiß?«
    Jetzt war ich an der Reihe, perplex zu sein. Dagon sagte die Wahrheit. Es war verrückt – er las meine Gedanken, so mühelos, wie ich ein Buch zu lesen imstande war, aber er wußte nichts von dem Toten, den ich gefunden hatte.
    Plötzlich verzerrte sich sein Gesicht vor Zorn. »Versuche nicht, mich zu betrügen, Robert Craven!« sagte er mit einer Stimme, die mehr dem Zischeln einer wütenden Schlange ähnelte als der eines Menschen. »Wir haben eine Abmachung getroffen, und obwohl ich es nicht einmal nötig hätte, halte ich mich daran. Deine Freunde sind frei, und ich habe ein Übriges getan und dem Narren Lovecraft und seinem Begleiter ein neues Leben geschenkt. Jetzt halte auch du deinen Teil. Oder versuche wenigstens ein bißchen intelligenter zu sein, wenn du mich schon belügen willst«, fügte er hämisch hinzu.
    »Aber ich... ich habe ihn gesehen!« verteidigte ich mich. »Er war da, und irgend etwas hat ihn auf furchtbare Weise umgebracht, Dagon. Etwas, das noch an Bord des Schiffes ist. Ich habe ihn berührt, mit eigenen Händen, und –«
    Ich hob die Arme, streckte Dagon beinahe anklagend die Hände entgegen, und sprach nicht weiter. Ich erinnerte mich gut an das furchtbare Gefühl, als ich den Toten angefaßt hatte. An die widerliche Wärme und Klebrigkeit seines Blutes, das meine Finger verschmierte.
    Aber davon war jetzt keine Spur mehr zu sehen. Meine Hände waren sauber, als hätte ich sie stundenlang geschrubbt.

    * * *

    Der Raum mußte sich tief im Leib des Schiffes befinden, denn unter dem hölzernen Gitter, das den Boden bildete, schwappte Wasser, und die Luft schmeckte abgestanden und bitter. Dann und wann war ein dumpfes, stöhnendes Ächzen zu hören, das aus den Wänden zu dringen schien.
    Der Kreis grünlicher Helligkeit war da aufgeflammt, wo bis vor Sekunden noch undurchdringliche Schwärze gewogt hatte, ein mannsgroßes Rad flirrenden grünen Lichtes. Der Vorgang war lautlos, aber es schien, als fauche ein körperloser Wind aus dem Riß in der Wirklichkeit hervor, der Kälte mit sich brachte, den Hauch einer anderen Welt.
    Die Männer waren nacheinander aus dem Tor getreten, so lautlos und schnell, wie sie sich immer zu bewegen pflegten, mit der Eleganz von Raubkatzen. Die eine oder andere Bewegung wirkte noch nicht ganz koordiniert, und hier und da glaubte Shannon ein schmerzhaftes Flackern in einem Blick zu bemerken, Schweißtropfen auf einer halb von schwarzem Tuch verhüllten Stirn trotz der beißenden Kälte, das Zittern einer behandschuhten Hand.
    Auch Shannon fühlte ein starkes körperliches Unwohlsein, etwas, das sich wie ein Schmerz in seinen Gliedern eingenistet hatte. Der Durchgang durch das Tor war anders gewesen als die Male zuvor. Die Schmerzen, die Kälte und das furchtbare Gefühl eines nicht enden wollenden Sturzes durch das Nichts waren wie immer gewesen, aber etwas hatte sie begleitet, etwas wie ein Schatten aus den Dimensionen des Irrsinns, die sie durchschnitten hatten. Für einen kurzen Moment ergriff die Angst von seinem Herzen Besitz.
    Der grüne Kreis hinter der Reihe seiner Krieger begann sich rascher zu drehen, verwandelte sich in ein flammenspeiendes Rad,

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