Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter

Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter

Titel: Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
mich gefährlich weit der Kante der Flugscheibe und kam im letzten Moment wieder zur Ruhe. Hastig stemmte ich mich auf Hände und Knie hoch und spannte mich, um dem nächsten Angriff zu entgehen.
    Das war der zweite Irrtum.
    Der Matrose griff weder mich noch Henri ein zweites Mal an, sondern stürzte sich mit einem knurrenden Laut auf Tharis, riß ihn mit übermenschlicher Kraft in die Höhe, umklammerte ihn mit beiden Armen – und trat über den Rand der Kristallscheibe hinaus.
    Aneinandergeklammert und lautlos stürzten die beiden Männer in die Tiefe.
    Die Scheibe begann zu bocken, kippte von rechts nach links und wieder zurück und schwenkte in einer Bewegung herum, die mich ein zweites Mal beinahe von ihrer Oberfläche rutschen ließ.
    Dann begann sie, von einer unsichtbaren Macht gelenkt, zur Insel zurückzurasen und dabei schneller und schneller zu werden.
    Eine unsichtbare, eisige Hand schien sich um mein Herz zu krampfen, als ich sah, welche Richtung unser bizarres Fluggefährt einschlug.
    Wenn ich den Kurs, den die Scheibe nahm, in Gedanken verlängerte, dann lag sein Endpunkt im geographischen Zentrum Krakataus.
    Besser gesagt, ungefähr eine halbe Meile darüber.
    Genau im Herzen des flammenspeienden Vulkans.

    * * *

    Zweihundertfünfzig Millionen Jahre zuvor...
    Das Mädchen taumelte durch den Dschungel. Seine Kleider waren zerrissen, Blut, das aus zahllosen Kratz- und Rißwunden rann, bedeckte sein Gesicht und seine Arme wie eine klebrige Maske, und sein Atem ging schnell und in kurzen, harten Stößen.
    Der Berg, der wie ein schwarzer, flammengekrönter Pfeiler vor ihr emporragte und direkt bis in den Himmel zu reichen schien, verschwamm immer wieder vor seinen Augen und manchmal wurde ihm schwindelig; es mußte stehenbleiben und warten, bis der Dschungel aufgehört hatte, sich vor seinen Augen wild im Kreise zu drehen.
    Jennifer wußte, daß sie sterben würde. Sie spürte den Tod, der sich wie eine eisige Hand um ihr Herz gelegt hatte, seine düstere Verlockung und die Schwäche, die immer mehr und mehr zunahm. Der Gedanke, diesen Berg hinaufsteigen zu sollen, erschien ihr absurd.
    Und trotzdem würde sie es tun. Sie mußte es, denn wenn sie versagte, dann war nicht nur ihr Leben sinnlos weggeworfen, sondern vielleicht das zahlloser anderer.
    Vielleicht das der ganzen menschlichen Rasse.
    Der Gedanke gab ihr noch einmal neue Kraft. Zitternd erhob sie sich, atmete tief ein und wankte zwischen den letzten Bäumen des Urwaldschungels hervor. Ein geschupptes, mehr als mannsgroßes Tier richtete sich hinter einem Busch auf und äugte einen Moment mißtrauisch zu ihr hinüber, schien aber dann das Interesse zu verlieren und trollte sich.
    Jennifer bemerkte es nicht einmal. Alles, woran sie noch dachte, alles, worauf sie all ihre Kraft, jedes letzte Bißchen Energie und Willen konzentrierte, war der gewaltige schwarze Berg vor ihr, seine mit scharfkantigen Lavatrümmern übersäten Flanken und der feuerspeiende Gipfel. Dort mußte sie hinauf.
    Und sie würde es schaffen.
    Irgendwie.

    * * *

    Die Insel flog so schnell unter uns dahin, daß die brennende Landschaft zu einem Gemisch aus Farben und Licht zusammenschmolz und der glühende Wind unsere Gesichter peitschte. Ich konnte kaum noch atmen, und das Brüllen und Tosen des Vulkans hatte sich zu einem urgewaltigen Crescendo gesteigert, das jeden anderen Laut verschluckte.
    Mühsam hob ich den Kopf und versuchte, zu Henri hinüberzublicken. Er war wie ich zu Boden gestürzt und versuchte verzweifelt, an der spiegelglatten Scheibe Halt zu finden. Sein Gesicht war vor Anstrengung verzerrt.
    Die Hitze und der Fahrtwind trieben mir die Tränen in die Augen. Der Vulkan war näher gekommen, rasend schnell, und vor uns tobte ein Inferno aus Licht und hundert Yards hohen Geysiren aus Flammen und geschmolzenem Gestein.
    Der Kurs der Scheibe hatte sich ein wenig geändert; nicht sehr viel, aber doch weit genug, nicht mehr genau auf den zerborstenen Krater, sondern zu einer Stelle wenige hundert Yards nördlich zu führen. Auch dort war der Fels geborsten wie unter ungeheuerlichen Hammerschlägen, und durch die Risse und Schrunde hindurch lohte ein düsteres, drohendrotes Licht. Die Luft flirrte vor Hitze, und immer wieder brachen weitere Brocken aus dem zerfetzten Kraterrand hervor und polterten zu Tal, manche von ihnen weißglühend, so daß sie beim Aufprall zerbarsten und einen Hagel tödlicher lodernder Geschosse auslösten.
    Die Scheibe begann langsam an Höhe

Weitere Kostenlose Bücher