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Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter

Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter

Titel: Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter
Autoren: Verschiedene
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der ihm einmal begegnet war, in seinem Leben wieder vergessen konnte.
    Aber sein Körper hatte sich auf fürchterliche Weise verändert.
    Sein Gesicht war verbrannt, die Lippen darin wie vernarbte Wunden. Sein Körper wirkte sonderbar gestaucht und deformiert, und seine Arme und Beine sahen aus, als wären sie mehrfach gebrochen und falsch wieder zusammengewachsen. Die linke Hand hielt er verkrümmt vor der Brust, eine nutzlose Klaue, an der drei Finger fehlten. Sein Atem ging röchelnd und unregelmäßig.
    Lange, fast, als wolle er mir ausreichend Gelegenheit geben, seinen zerstörten Leib zu begutachten, stand Barlaam reglos da und starrte mich nur an. Dann verzogen sich seine Lippen zu der schrecklichsten Imitation eines Lächelns, die ich jemals gesehen hatte.
    »Gefällt dir, was du siehst, Robert Craven?« fragte er.
    Ich antwortete nicht, sondern starrte ihn nur weiter an.
    »Das alles ist dein Werk«, krächzte Barlaam. »Deines und das der El-o-hym. Bist du zufrieden?« Er lachte, ganz leise und sehr, sehr böse, kam, auf absurde Weise humpelnd, näher und streckte seine verkrüppelte Linke nach meinem Gesicht aus.
    Ein Gefühl unbeschreiblichen Ekels überschwemmte mich, als seine Finger meine Stirn berührten. Barlaam kicherte.
    »Zeige deine Gefühle ruhig, Robert Craven«, krächzte er. »Du brauchst dich nicht zu verstellen. Oh – ich weiß, du ekelst dich. Du empfindest Abscheu und Furcht, nicht wahr? So wie alle, die mir begegnen. Du bist es, der mir das angetan hat. Du allein! Aber du wirst dafür bezahlen. Ich werde mir nehmen, was du mir gestohlen hast. Du wirst spüren, was es heißt, ein Leben voller Schmerzen zu führen. Sich vor sich selbst zu ekeln. Den Abscheu zu spüren, wenn du anderen begegnest.« Er kicherte. »Keine Sorge, Robert Craven – du wirst nicht sterben. Dieser Körper ist zerstört, aber ich habe Sorge getragen, daß er noch lange Zeit am Leben bleiben wird, noch sehr lange Zeit.«
    »Du bist ja... verrückt«, murmelte ich. »Ich habe nichts mit dir zu schaffen. Du allein trägst die Schuld an dem, was damals geschehen ist.«
    »So?« kicherte Barlaam. »Vielleicht hast du sogar recht. Aber wenn, dann ist es zu spät. Du hättest dich nicht einmischen sollen. Was hier geschieht, geht dich nichts an, dich nicht und nicht diese anderen Kreaturen, die sich Menschen nennen und die diese Welt gestohlen haben. Du hast dich in den Krieg der Götter gemischt, und nun trifft dich die Strafe der Götter.«
    Ich antwortete nicht. In meiner Lage wäre das auch höchst lächerlich gewesen.
    »Endlich«, flüsterte Barlaam. »Endlich ist es soweit. Der Tag, auf den ich so unendlich lange gewartet habe!«
    Wieder berührte seine Hand meine Stirn.
    Und plötzlich...
    Es tat nicht einmal weh. Von einer Sekunde auf die andere war das zerstörte Gesicht vor meinen Augen verschwunden, der Druck der eisernen Bänder, die mich hielten, nicht mehr da, die kühle Glätte des Steines, auf dem ich lag, fort.
    Statt dessen blickte ich auf einen schwarzen, mit blasphemischen Zeichen übersäten Altar herab, auf dem ein nackter, an Händen und Füßen gefesselter Mann lag.
    Ein Mann von knapp dreißig Jahren, großem Wuchs und muskulösem Körperbau.
    Ein Mann mit einem kurz geschnittenen Bart und schwarzem Haar, in dem eine gezackte Strähne wie ein gefrorener weißer Blitz verlief.
    Ich.
    Oder das, was einmal ich gewesen war.
    Denn jetzt war der Mann mit der weißen Strähne dort vor mir Barlaam.
    Und der zerstörte, geschändete Körper, den ich noch vor Sekunden voller Abscheu angestarrt hatte, war zu meinem eigenen geworden.

    * * *

    Sie hatte ihr Ziel erreicht. Vor ihr, nunmehr einen Steinwurf entfernt, lag der Gipfel des Berges, und dahinter, verborgen hin er einer Linie aus hitzeflimmernder Luft und Glut, die aus dem Boden stieg und den Himmel über dem Berg rot färbte, der Krater. Nur noch wenige Schritte.
    Es war nicht der Gedanke an ihren eigenen Tod, der Jennifer davon abhielt, sie zu tun. Sie hatte mit ihrem Leben abgeschlossen, und alles Körperliche, jede Furcht und jedes Aufbegehren waren hinter ihr zurückgeblieben.
    Sie hatte eine Stunde gebraucht, um den Berg zu besteigen. Die Lava hatte ihre Füße zerschnitten, so daß eine Spur roter Abdrücke den Weg markierte, den sie genommen hatte, und die Hitze ihr Gesicht verbrannte. Ihre Sicht war getrübt, und ihr Herz schlug sehr langsam und schwer. Sie bekam kaum noch Luft.
    Trotzdem hätte sie nicht gezögert, die letzten Schritte zu
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