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Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter

Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter

Titel: Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter
Autoren: Verschiedene
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tun und den Gipfel des Berges zu besteigen, wäre es nur das gewesen.
    Aber da war noch etwas. Eine unhörbare, aber bohrende Stimme in ihrem Inneren, etwas wie ein lautloser Ruf. Die gleiche Macht, die sie bisher angetrieben und ihr die Kraft gegeben hatte, weiterzugehen, ihrem geschundenen Körper immer noch einen weiteren Schritt abzutrotzen, die gleiche, unsichtbare Macht hielt sie nun zurück, den Gipfel zu überschreiten und zu tun, wozu sie hierhergekommen war.
    Wieder schoß eine Feuersäule aus dem Krater des Riesenvulkans und breitete sich wie ein Pilz aus Flammen unter dem Himmel aus, und Augenblicke später regneten glühende Lavabrocken und heiße Asche auf die Flanken des Berges herab. Jennifer duckte sich hinter einen Felsen und wartete, bis der tödliche Regen aufgehört hatte. Ein münzgroßer Brocken weißglühenden Steines fiel auf ihre Schulter und brannte ein Loch in ihre Haut.
    Der Schmerz erreichte ihr Bewußtsein kaum. Langsam, wie unter einem inneren Zwang, erhob sie sich, trat hinter ihrer Deckung hervor und blickte in die Runde.
    Aber sie ging nicht weiter auf den Gipfel zu, sondern wandte sich nach einer Sekunde des Zögerns wieder um und begann ein Stück des Weges, den sie sich gerade so mühsam emporgequält hatte, wieder hinunter zu gehen.
    Denn plötzlich wußte sie, wohin sie sich wenden mußte.

    * * *

    Selbst das Atmen fiel mir schwer.
    Um meine Brust schien ein unsichtbarer Reif aus Stahl zu liegen, der quälend eng zusammengezogen war, und meine Glieder waren mit Zentnergewichten beschwert, die aus jeder Bewegung eine Tortur machten. Ich konnte nicht richtig gehen, denn mein linkes Bein gehorchte den Befehlen meines Willens nicht mehr so, wie ich es gewohnt war, und mein Blick war getrübt; ich erkannte nur noch Dinge, die näher als fünf oder sechs Yards waren. Alles Dahinterliegende begann zu verschwimmen und sich in blassen Farbflecken aufzulösen.
    Das Schlimmste waren die Schmerzen. In meinem Körper schien kein Nerv zu sein, der nicht ununterbrochen weh tat, mancher mehr, mancher weniger heftig, in ihrer Gesamtheit aber so schlimm, daß ich am liebsten laut geschrien hätte. Aber selbst meine Stimme zu gebrauchen, tat weh.
    »Wie gefällt dir, was du erlebst, Robert Craven?« fragte Barlaam.
    Seine Gestalt (seine Gestalt?!) verschwamm immer wieder vor meinen Augen. Sein Gesicht verzog und verbog sich, wie durch einen Zerrspiegel betrachtet, und das dumpfe Rauschen in meinen Ohren machte aus seiner Stimme ein höhnisches Meckern.
    »Es ist schlimm, nicht wahr?« fuhr sie fort. »O ja, ich weiß, was du fühlst. Vergiß nicht, daß ich lange Zeit in diesem Körper gelebt habe. Wie habe ich ihn verflucht!«
    Ich wollte irgend etwas sagen, aber alles, was ich hervorbekam, war ein krächzender Laut, der meine Kehle schmerzen ließ, als schlucke ich Glassplitter.
    Barlaam lachte böse. »Streng dich ruhig an, Robert Craven«, kicherte er. »Übe nur fleißig. Du wirst sehen, in ein paar Tagen schon wirst du ohne Mühe reden und laufen können – ohne große Mühe wenigstens. Und vielleicht bist du eines Tages sogar fähig, länger als wenige Minuten aus eigener Kraft stehen zu können. Ich konnte es nie, aber wer weiß? Du hast einen starken Willen.«
    Er beugte sich zu mir herab, packte mich mit schmerzhafter Kraft am Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. Sein Gesicht – mein Gesicht – war mir ganz nahe. Der Anblick erfüllte mich mit einem Entsetzen, das mich für Augenblicke schier um den Verstand zu bringen schien. Es war mein Gesicht, das da auf mich herabsah, meine eigene Hand, die meinen Kopf gepackt und herumgerissen hatte, meine eigene Stimme, deren Worte jetzt so höhnisch hinter meiner Stirn widerhallten!
    »O ja, ich weiß, wie es ist«, fuhr er fort. »Dieser Körper ist die Hölle. Ich habe ihn gehaßt, Robert Craven, meinen eigenen Körper. Seit du und die El-o-hym mich in diese Falle gelockt und ihn zerstört haben, habe ich angefangen, ihn zu hassen, denn er hat mir Schmerzen und Mühe bereitet, jede Sekunde an jedem Tag. Wie habe ich ihn gehaßt!«
    Er ließ mein Kinn los, und ich hatte nicht die Kraft, die plötzliche Bewegung aufzufangen. Mein Kopf flog zurück und prallte heftig gegen den felsigen Boden. Der Schmerz war nicht sehr heftig. Trotzdem betäubte er mich fast. Farbige Ringe tanzten vor meinen Augen.
    »Was hast... du vor?« keuchte ich. Jedes Wort war eine Qual. »Wenn du... mich töten willst, dann... dann tu es.«
    »Töten?« Barlaams Lippen
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