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Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Titel: Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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war schwerer, als ich erwartet hatte.
    »Ihr wollt gar nichts hier«, brüllte ich und beantwortete meine Frage damit selbst. »Ihr werdet nach Hause gehen und alles vergessen!«
    Unruhe breitete sich in der Menge aus, aber es war keine menschliche Aufregung mehr in ihrem Gebaren, sondern eine Art von Marionettenhaftigkeit. Ich hatte die Menschen unter meinen Willen gezwungen, aber bei weitem nicht so stark, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es gelang mir nicht, ihren Widerstand vollends zu brechen. Sie gehorchten mir nicht, doch ich hatte ihrem wütenden Ansturm die Kraft genommen. So konnte ich sie wenigstens für einige Zeit dazu zwingen, nichts gegen mich zu unternehmen. Aber es waren zu viele, um sie für mehr als ein oder zwei Minuten zu bändigen. Meine geistigen Kräfte waren durch Tergards magischen Schlag noch immer geschwächt, und ich spürte, wie meine Konzentration langsam, aber unerbittlich nachließ.
    (Der Krakatau-Zyklus läßt grüßen!)
    »Geht doch nach Hause«, befahl ich noch einmal und merkte, wie meine Stimme zitterte. Auch diesmal kamen sie meinem Befehl nicht nach. Ohne Hilfe von außerhalb war ich verloren, aber ich konnte zumindest versuchen, das Beste aus meiner Situation herauszuholen. Die Zeit arbeitete für mich.
    Ich winkte den vordersten der Männer zu mir. Mit abgehackten Bewegungen überwand er die letzten drei Stufen, die uns trennten. »Was geht hier vor?« fuhr ich ihn scharf an. Seine Stimme klang monoton in der Hypnose, als er antwortete.
    »Ich wollte nach Vernon Brewster sehen. In seinem Haus wütete ein Ungeheuer. Es hat Brewster verschlungen und seine Frau umgebracht. Ich konnte mich vor dem Monster verbergen und habe es bis zu Ihrem Zimmer verfolgt. Dann holte ich die anderen zu Hilfe, und nun sind wir gekommen, um den Mord zu rächen. Entweder gehorcht Ihnen die Bestie, oder Sie sind es selbst, Craven.«
    Wenn alles nicht so ernst gemeint gewesen wäre, hätte ich fast zu lachen begonnen. Wieder einmal hielt man mich für den Urheber einer Gefahr, durch die ich um ein Haar selbst das Leben verloren hätte. Wann endlich würden die Menschen lernen, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden, anstatt allen Fremden mit Mißtrauen und Haß zu begegnen? Es wäre der Augenblick, in dem der Fluch der Hexer von Salem brechen würde, aber ich wußte, daß es noch ein weiter Weg bis dahin war.
    Etwas ging mit den Männern vor. Plötzlich war die unsichtbare Barriere, die ich durchbrochen geglaubt hatte, wieder da. Meine Macht verflog von einer Sekunde auf die andere, und mit einem Male fühlte ich nichts als eine gräßliche Leere in mir. Erschöpft taumelte ich einen Schritt zur Seite und mußte mich am Treppengeländer abstützen.
    Doch dieser Zustand währte nur Sekunden, dann hatte ich mich wieder in der Gewalt. Noch einmal richtete ich mich auf und stellte mich der aufgebrachten Menge entgegen. »Zurück!« befahl ich. »Ihr wißt nicht, was ihr anrichtet, ihr Narren.«
    Diesmal verfehlte mein herrisches Auftreten seine Wirkung. Der Mob trampelte mich einfach nieder. Einige der Männer waren mit Knüppeln bewaffnet, und schmerzhafte Schläge und Tritte prasselten auf mich ein. Instinktiv riß ich die Arme vor mein Gesicht und krümmte mich am Boden. Schrille, wütende Schreie gellten mir in den Ohren. Ich schlug und trat um mich, ohne zu zielen, aber ich hätte ein Dutzend Arme und Beine gebraucht, um mich erfolgreich gegen die aufgebrachte Menge zu verteidigen. Meine Kräfte ließen rasch nach. Dann packte mich jemand am Kragen und riß mich in die Höhe. Ich sah durch einen blutigen Nebel, wie er mit seiner gewaltigen Faust ausholte. Mit einem Schrei hob ich die Hände, um mein Gesicht zu schützen – und verlor das Taschentuch, mit dem ich meine verwundete Hand umwickelt hatte.
    Gegen den nun losbrechenden Tumult war der bisherige nicht mehr als ein gemütliches Plauderstündchen gewesen. Gellende Schreie klangen in meinen Ohren.
    »Er selbst ist der Dämon!« schrie jemand.
    »Schlagt ihn tot!« brüllte eine andere Stimme.
    Vor Schmerzen fast ohnmächtig, nahm ich alles nur noch wie durch einen Schleier wahr. Meine Gegenwehr war längst zusammengebrochen, nicht mehr als ein hilfloses Gestikulieren mit den Armen. Ein bärtiges Gesicht schälte sich aus dem Nebel, zerfloß wieder und erschien mir in dieser Verzerrtheit so schreckenerregend wie die Fratze des Shoggoten. War ich dem Ungeheuer nur entkommen, damit die Besessenen mich nun an seiner Stelle umbrachten?
    Ich war

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