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Der Hexer - NR24 - Der Zug der in den Alptraum fuhr

Der Hexer - NR24 - Der Zug der in den Alptraum fuhr

Titel: Der Hexer - NR24 - Der Zug der in den Alptraum fuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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war.
    Hastig löste ich mich aus ihrer Umarmung, schob sie ein Stück von mir weg und starrte verlegen zu Boden. Annie wollte mich erneut an sich ziehen, aber diesmal widersetzte ich mich. Die Lächerlichkeit meiner Situation kam mir nicht einmal zu Bewußtsein in diesem Moment. Unsere Rollen waren ziemlich falsch verteilt.
    »Bitte nicht, Annie«, sagte ich leise. »Was würde Bill sagen, wenn er uns so sieht?«
    »Nichts«, behauptete Annie lächelnd und fügte im gleichen, amüsierten Tonfall hinzu: »Er würde Sie auf der Stelle erschießen.«
    Ich glaubte ihr aufs Wort. »Warum sind Sie gekommen?« fragte ich. »Wollen Sie meine Leiche sehen?«
    »Ich wollte mich bedanken«, sagte Annie. »Auf meine Art. Hat es Ihnen nicht gefallen?«
    »Unsinn«, widersprach ich. »Aber Ihr Dank gilt dem falschen Mann. Ohne Bill, Sitting Bull und Bodine wären wir jetzt alle tot.«
    »Und ohne Ihre Hilfe auch«, widersprach Annie. »Das war sehr mutig von Ihnen, Robert.«
    »Sie sollten sich nicht in solcher Gesellschaft herumtreiben«, sagte ich verlegen. »Ein Mann wie Teagarden ist nichts für Sie.« Ich runzelte die Stirn. »Von einer Annie Oakley hätte ich erwartet, daß sie auf andere Weise mit einem kleinen Falschspieler wie diesem Teagarden fertig wird.«
    »Ein kleiner Falschspieler?« Annie lachte, aber es klang nicht sehr amüsiert. »Sie kennen Teagarden nicht«, fuhr sie fort. »Er ist alles andere als ein kleiner Gauner. Und er hatte diese Schuldscheine.«
    »Haben Sie sie wirklich unterschrieben?« fragte ich. »Oder war das nur ein weiterer Trick?«
    »Ich habe sie unterschrieben«, gestand Annie. »Ich war dumm. Ziemlich dumm, fürchte ich. Aber ich habe gedacht, ich liebe ihn.«
    »Und jetzt denken Sie es nicht mehr?«
    Annie lächelte schmerzlich. »Schon lange nicht mehr, Robert. Aber als ich es begriff, war es zu spät.« Sie seufzte. »Das ist eine lange Geschichte. Und keine sehr schöne. Aber jetzt ist sie vorbei. Erzählen Sie lieber von sich, Robert.«
    Ich sah nervös an ihr vorbei zu Codys Abteil. Bei dem Glück, das mich in den letzten Stunden verfolgte, wäre es eigentlich typisch, wenn Sitting Bull ausgerechnet jetzt auftauchte.
    »Von mir?« wiederholte ich. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich fürchte, ich bin ein ziemlich uninteressanter Mensch, von Ihrem Standpunkt aus. Jemand, der ein Leben führt wie Cody und Sie, ist sicher Aufregenderes gewohnt.«
    »Ein Leben wie wir?« Annie lachte. »Sie irren, Robert. Cody, One-Shot und ich sind ganz normale Menschen.«
    »Wieso nennt er sich One-Shot?« fragte ich. »Das ist doch sicher nicht sein richtiger Name.«
    »Natürlich nicht«, antwortete Annie. »Er behauptet, sein Ziel immer mit dem ersten Schuß zu treffen.«
    »Stimmt es?«
    »Wenn es nicht wesentlich kleiner ist als ein Scheunentor, ja«, bestätigte sie schalkhaft. Dann nickte sie. »Er ist ein verdammt guter Schütze. Nicht so gut wie ich, aber gut genug. Sie haben ihn in Teagardens Spielsalon erlebt.«
    »Nicht so gut wie Sie?« fragte ich, ihren letzten Satz bewußt überhörend.
    »Niemand schießt so gut wie ich«, sagte Annie in einem Ton, der vollkommen ernst und frei von jeder Übertreibung war. »Jedenfalls niemand, von dem ich schon gehört habe.«
    »Und was ist mit Sitting Bull?« fragte ich unvermittelt.
    Annies Lächeln wirkte plötzlich ein bißchen gezwungen. »Was... was soll mit ihm sein?« fragte sie.
    »Ist er auch ein ganz normaler Mensch?« hakte ich nach.
    Annie atmete hörbar ein. »Sie interessieren sich für ihn, nicht wahr?« fragte sie. »Ich habe es schon vorhin beim Essen bemerkt. Bill übrigens auch.«
    »Er ist immerhin der legendäre Sitting Bull«, antwortete ich. Die unausgesprochene Drohung in ihrem letzten Satz beschloß ich zu überhören, wenigstens im Moment.
    »Das ist er«, bestätigte Annie. »Und?«
    Sie rückte ein Stück von mir weg. Von einer Sekunde auf die andere wirkte sie merklich kühler, und ich begriff, daß ich einen Fehler begangen hatte.
    Ich versuchte zu retten, was zu retten war. »Ich habe schon immer für Indianer geschwärmt«, behauptete ich. »Schon als Kind.«
    »Aha«, sagte Annie kalt. »Nun, Sie werden ja morgen noch Gelegenheit haben, mit ihm zu sprechen. Und mit Bill und Bodine auch.« Sie hob die Hände und begann demonstrativ ihre Oberarme zu massieren.
    »Es wird kalt hier draußen«, sagte sie. »Ich denke, ich gehe besser in mein Abteil zurück.«
    Sie wandte sich um, nickte mir zum Abschied zu und machte

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