Der Hexer - NR34 - Stirb Hexer
Arbeitsplatz im Yard angekommen war; was ihm – quasi als letztes Glied der Kette, die mit einem zu heißen Schluck Kaffee begonnen hatte – nun auch noch den Spott seiner Kollegen eintrug.
Nein, dachte Angus Peabody übellaunig, während er die Lichtreflexe betrachtete, die die Flammen des Kaminfeuers in dem Glas in seiner Hand hervorriefen, gut hatte dieser Tag ganz gewiß nicht angefangen. Ganz gewiß nicht. Was nicht etwa bedeutete, daß er in irgendeiner Form besser weitergegangen wäre. Ganz im Gegenteil.
Es hatte am Morgen bei der täglichen Besprechung seinen Fortgang genommen, eine reine Routineangelegenheit – eigentlich –, die schon fast zum Zeremoniell erstarrt war und bei der sie alle nichts anderes taten, als im Halbkreis auf unbequemen Stühlen vor Inspektor Cohens Schreibtisch zu sitzen und einer nach dem anderen aufzustehen, um ihm im Telegrammstil die Ereignisse des vergangenen Tages zu berichten – die er ohnehin schon wußte. Aber etwas war anders gewesen an diesem Morgen: Nachdem sie ihren Frührapport beendet hatten, hatte Cohen sie fortgeschickt, wie immer – das hieß, die anderen, ihn nicht.
Peabody schloß die Hand so fest um das Glas, daß das geschliffene Kristall hörbar knirschte, und für einen Moment erfreute er sich an der albernen Vorstellung, es wäre Cohens Hals, den er da genüßlich zusammendrücken würde. Er glaubte seine Stimme direkt zu hören, und vor allem den hämischen Unterton darin, als er ihm ohne Umschweife erklärt hatte, daß gewisse höhere Dienststellen eine Weiterführung seiner Untersuchungen gegen eine gewisse Gruppe nicht gutheißen würden. Außerdem würde man im Ministerium eine Beförderung Peabodys erwägen, die allerdings eine Versetzung nach Aberdeen in Schottland nach sich ziehen würde.
Cohen hatte sich gar nicht deutlicher ausdrücken müssen. Angus wußte auch so, daß er bei seinen Nachforschungen einigen hohen Tieren etwas zu heftig auf die Zehen getreten war.
Zuerst hatte er ja auch geglaubt, es ginge bei seinen Ermittlungen nur um einen kaum ernstzunehmenden okkult-religiösen Geheimbund, der sich durch Geld und Drohungen Einfluß und Macht verschaffen wollte: ein Vorhaben, an dem schon Legionen von Spinnern und Fanatikern gescheitert waren. Jetzt sah es aus, als müsse er diese Meinung gründlich revidieren. Dieser seltsame Orden hatte sich bereits genug Einfluß verschafft, um selbst die britische Polizei ausschalten zu können. Zumindest den Teil der britischen Polizei, der auf den Namen Angus Peabody hörte...
»Sie müssen sich nicht sofort entscheiden, Peabody«, hatte Cohen gesagt, mit einem Lächeln, das sehr deutlich machte, daß die Entscheidung in Wahrheit längst gefallen war und es ohnehin niemanden mehr interessierte, was er von dieser Beförderung hielt.
»Aber spätestens in einer Woche müßten Sie Ihr Versetzungsgesuch einreichen. Es sei denn, Ihnen liegt etwas an einer weiten Reise.« Er hatte abermals gelächelt, aber auf eine Art, die sagte: Zum Beispiel nach Kalkutta, mein lieber Angus. Der Posten des dortigen Amtsschreibers wäre noch frei.
Verdammtes Arschloch, dachte Peabody zornig. Er hatte längst selbst begriffen, daß er nicht das Zeug zu einem wirklichen Spitzenpolizisten hatte und sein Leben wohl immer nur als nützliches, aber austauschbares Rädchen im gewaltigen Getriebe Scotland Yards verbringen würde. Aber es war einfach unfair! Zum allerersten Mal in seiner tristen Karriere war er einer wirklich großen Sache auf der Spur gewesen, er ganz allein.
Und Cohen dankte es ihm, indem er ihn schlichtweg in die Wüste schickte.
»Schauen Sie mich nicht so an, Peabody«, war er fortgefahren. »Mir tut die ganze Sache ebenso leid wie Ihnen. Sie waren ein verdammt guter Assistent. Ich werde Sie sehr vermissen. Kopf hoch, Junge! Reißen Sie sich am Riemen. Schottland liegt nicht am Ende der Welt, und es soll durchaus seine Reize haben. Jetzt räumen Sie Ihren Schreibtisch auf, und dann gehen Sie nach Hause und ruhen sich von dem Schock aus. Sie sind bis zum Dienstantritt auf Ihrem neuen Posten beurlaubt!«
Für Angus war es wie ein Blitz aus heiterem Himmel gewesen. Gestern erst war es ihm endlich gelungen, sich auf die Spur eines Franzosen zu setzen, der zu den hochrangigsten Mitgliedern dieses seltsamen Geheimbundes zu zählen schien. Er hatte schon geglaubt, durch eine geschickte Überwachung de Laurecs tiefer in die Verbindungen und Geheimnisse dieses Ordens eindringen und möglicherweise sogar
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