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Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Titel: Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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weiße Templergewand mit dem blutfarbenen Kreuz getragen –, aber die Schwarze Stadt machte ihm einfach Angst, und der Gedanke, nach Einbruch der Dunkelheit auch nur in ihrer Nähe zu verweilen, trieb ihn schier in den Wahnsinn.
    Erneut suchte sein Blick die Sonne. Die Hälfte der Frist, die den beiden anderen blieb, rechtzeitig vor Dunkelwerden zurückzukehren, war bereits abgelaufen. Gouvin versuchte sich zu erinnern, wie weit der Weg war, den die beiden zurücklegen mußten, aber es gelang ihm nicht. Damals hatten sie den Weg in heller Panik zurückgelegt, während Renard und Guillaume jetzt ganz bewußt dort hinuntergegangen waren, den Schrecken zu entfesseln, vor dem sie seinerzeit geflohen waren.
    War es richtig? dachte Gouvin unsicher. Hatten sie das Recht, das Böse zu entfesseln, um ein anderes Böses zu vernichten? Durfte man Feuer mit Feuer bekämpfen?
    Niemand hatte je eine befriedigende Antwort auf diese Frage gefunden, und auch Gouvin du Tourville fand sie nicht, und nach einer Weile gab er den Gedanken auf und fuhr fort, auf dem Dünenkamm über der Ruinenstadt auf und ab zu gehen.
    Dann hörte er ein Geräusch.
    Es war nicht besonders laut, aber der Tempelherr fuhr trotzdem wie von der Tarantel gestochen zusammen, wirbelte herum und zog die Waffe halb aus der Scheide. Im allerersten Moment glaubte er, es wären Guillaume und Renard, die zurückkehrten. Aber er konnte den halb zugewehten Eingang von seinem Standort aus gut überblicken, und dort rührte sich nichts.
    Dafür bewegte sich der Sand, nicht sehr weit von ihm entfernt.
    Gouvin war sich im ersten Moment nicht einmal sicher, ob ihm nicht seine Nerven einen bösen Streich spielten. Aber dann lief er ein paar Schritte weit die Düne hinab und blieb wieder stehen, und im gleichen Augenblick bewegte sich der Sand erneut, diesmal so heftig, daß Gouvin du Tourville sich nicht mehr einreden konnte, einer Täuschung zu erliegen.
    Ein flacher, kreisrunder Trichter begann sich in der Flanke der Düne zu bilden. Das leise Rascheln, das er gehört hatte, war das Geräusch des Sandes, der darin verschwand. Irgendwo unter ihm, dachte Gouvin unruhig, mußte ein Hohlraum zusammengestürzt sein, vielleicht ein Teil der Ruinenstadt, und nun sickerte der Sand beharrlich nach.
    Voller Schrecken dachte er an Renard und Guillaume, die irgendwo dort unten waren. Möglicherweise hatten sie mit ihrem Tun den verborgenen Mechanismus einer Falle ausgelöst, oder die uralten Gemäuer gaben einfach unter ihren Schritten nach und stürzten ein. Oder...
    In der nächsten Sekunde begriff Gouvin du Tourville, daß nichts von alledem geschehen war. Die Wahrheit war viel entsetzlicher.
    Wie gelähmt stand er da und starrte das Ding an, das aus dem Sand zu kriechen begann...

    * * *

    Ich war an Hand- und Fußgelenken gefesselt, als ich zu mir kam; das war das erste, was ich spürte, und es war weiter kein Wunder, denn die groben Hanfstricke waren so fest zusammengeknotet, daß meine Hände und Füße abgestorben zu sein schienen und sich kalt und taub anfühlten.
    Dann fühlte ich, daß ich auf dem Rücken lag, in einer Stellung, in der man eigentlich gar nicht liegen konnte, und schließlich, nach einer geraumen Weile, daß unter mir nicht mehr der heiße Wüstensand war, sondern das rauhe Leder eines Kamelsattels, der sich mit magenverdrehender Regelmäßigkeit in alle nur denkbaren Richtungen neigte. Mühsam versuchte ich, die Augen zu öffnen, schafft es aber nicht gleich; etwas Hartes verklebte meine Augenlider. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, daß mir mein eigenes Blut ins Gesicht gelaufen und dort geronnen war.
    Ich versuchte es erneut, bekam diesmal die Lider auseinander, auch wenn es ganz erbärmlich weh tat, und blickte in einen Nachthimmel, der sich wie ein schwarzes Tuch über die Wüste spannte. Der Schlag, der mich zu Boden geschmettert hatte, mußte verdammt heftig gewesen sein, wenn ich mehr als zwölf Stunden ohne Bewußtsein gewesen war, dachte ich erschrocken. Sonderbarerweise spürte ich nicht den leisesten Schmerz, sah ich vom Schneiden meiner Fesseln ab. Aber was nicht war, konnte ja durchaus noch kommen, fuhr eine dünne böse Stimme hinter meiner Stirn fort. Im Zweifelsfalle mit Hilfe von Hassan Bei Kurz.
    Und da ich schon immer zu jenen bedauernswerten Menschen gehörte, die eine überaus gut funktionierende Phantasie ihr eigen nennen, begann die gleiche gehässige Stimme, mir auf der Stelle alle Geschichten aufzuzählen, die ich je über

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