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Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

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Autoren: Verschiedene
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beiläufig.
    Letitia schrie auf und wollte sich abermals auf ihn stürzen, wurde aber von zwei Beduinen grob zurückgerissen, während zwei andere meine Arme auf den Rücken bogen und ein dritter einen kurzen, gebogenen Dolch zückte und an meiner Kehle Maß nahm.
    Ich tat das einzige, was mir noch blieb.
    Der Kerl mit dem Dolch kreischte, als sich in seinen Augen die Waffe plötzlich in eine fette, schwarzgraue Spinne verwandelte, die wie besessen in seinem Griff zappelte, taumelte ein paar Schritte zurück und krümmte sich wimmernd im Sand, während die beiden Burschen, die meine Arme hielten, plötzlich stocksteif umfielen. Aber damit war meine suggestive Kraft auch schon fast aufgebraucht. Es ist eine Sache, jemanden zu hypnotisieren, der nichts Übles ahnt oder einem gerade ein Glas Portwein anbietet, wie Trouwne am Abend zuvor, aber eine ganze andere, einen Menschen gegen seinen Willen – und Widerstand! – geistig auszuschalten. Hätte ich versucht, auch die anderen Muslime auf die gleiche Weise außer Gefecht zu setzen, hätte ich die nächsten Sekunden kaum überlebt.
    Aber ich versuchte es nicht, sondern trat, mit dem ruhigsten Lächeln, zu dem ich noch fähig war, auf den Schwarzgekleideten zu und schenkte ihm einen Blick, der vor Verachtung nur so troff.
    »Wie ist dein Name?« fragte ich herrisch.
    Der Araber starrte mich an, gab einen sonderbar keuchenden Laut von sich und murmelte irgend etwas, das sich wie »Hassan Ben Ismail Ibn Sadr El Gundir As Afzar An Ubr Bei Kurz« anhörte. Fast glaubte ich, Gurk sprechen zu hören.
    »Du bist ein Narr, Hassan Ben Ismail«, sagte ich kalt, »und deine Augen sind mit Blindheit geschlagen. Schau her!« Ich griff in die nicht vorhandene Tasche meiner Jacke, zog eine nicht existierende Brieftasche hervor und entnahm ihr ein Bündel ebenso nicht existenter Banknoten. »Diese Geldpapiere sind in Inglistan viele Kamele wert, Hassan Ben Ismail. Glaubst du nun, daß ich Lösegeld bezahlen kann, für mich und diese junge Lady?«
    Hassan Bei Kurz starrte mich aus hervorquellenden Augen an, klappte endlich den Mund wieder zu und blickte einen Moment lang irritiert auf die drei Männer herab, die vor seinen Augen zusammengebrochen waren, als hätte sie der Blitz getroffen. Dann streckte er behutsam die Hand nach den nicht existierenden Banknoten aus und blätterte sie durch. Ich sandte ein Stoßgebet zum Himmel, daß er keine Ahnung hatte, was sie wert waren. Mein Unterbewußtsein hatte ein wenig zuviel des Guten getan, denn das, was er da nicht in Händen hielt, entsprach etwa dem Gegenwert ganz Arabiens...
    »Du kannst noch mehr haben, Hassan Ben Ismail«, sagte ich hochmütig. »Du kannst mich allerdings auch töten. Doch dann werden viele Männer mit Gewehren kommen, denn meine Familie gehört zu den mächtigsten überhaupt in Inglistan. Du hast die Wahl zwischen dem Tod all deiner Brüder oder sehr viel Geld.«
    Hassan Bei Kurz überlegte angestrengt, blickte verwirrt von mir zu Letitia und dem vermeintlichen Geldbündel in seiner Hand, und dann –
    Und dann geschah genau das, was ich befürchtet hatte.
    Diesmal war es keine Angst, keine düster dräuende Woge unsichtbarer Energie, die den Verstand verwirrte, sondern eher das Gegenteil. Irgend etwas, das meinen hypnotischen Kräften hoffnungslos überlegen war, fuhr durch Hassan Bei Kurz’ Bewußtsein und ließ die Illusion zerplatzen, die ich ihm aufgezwungen hatte. Von einer Sekunde auf die andere sah er genau das, was er wirklich in Händen hielt – nämlich rein gar nichts.
    »Du Hund!« keuchte er. »Schejtan! Das ist schwarze Magie!«
    Ich wollte antworten, aber Bei Kurz machte eine blitzartige Bewegung mit der Linken, und eine Sekunde später fiel ein Felsbrocken von der Größe Australiens auf mich herab und löschte mein Bewußtsein aus.

    * * *

    Gouvin du Tourville wurde immer nervöser. Es konnte noch nicht länger als eine halbe Stunde her sein, daß Guillaume und Renard unter der schwarzen Basaltkappe des Turmes verschwunden waren, aber es kostete ihn immer mehr Mühe, wenigstens äußerlich gelassen und ruhig zu erscheinen. Alles in ihm schrie danach, einfach davonzureiten, ganz gleich, ob die beiden anderen es ihm als Verrat oder Feigheit auslegen würden.
    Noch beherrschte er sich. Aber er wußte nicht, ob seine Kraft noch reichen würde, wenn die Sonne erst einmal untergegangen war.
    Der knapp vierzigjährige Tempelherr war alles andere als ein Feigling – als ein solcher hätte er niemals das

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