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Der Hexer - NR40 - Das unheimliche Luftschiff

Der Hexer - NR40 - Das unheimliche Luftschiff

Titel: Der Hexer - NR40 - Das unheimliche Luftschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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ruhige Wasser, und während das Schiff mit mäßiger Geschwindigkeit in den Kanal hineindümpelte, blieben die Fackelreiter hinter ihm zurück, immer kleiner werdende Lichter, die zu Pünktchen zusammenschrumpften und dann vollständig verschwanden. Die QUEEN VICTORIA war sich selbst überlassen, und der Kapitän des Schiffes bestieg die Brücke und hielt Zwiesprache mit dem Steuermann, einem Ritual folgend, das bei jeder Kanaldurchquerung zelebriert wurde. Es gehörte dazu wie der Kanal selbst, und so mancher Engländer mochte heimlich bei sich denken, daß den Franzosen großer Dank gebührte, weil sie den Kanal gebaut hatten. Der internationalen Schiffahrt und besonders der Indian Company und der Indisch-Orientalischen Gesellschaft war dadurch eine schnelle und regelmäßige Schiffsverbindung zwischen dem Mutterland und den fernöstlichen Kolonien möglich geworden.
    Die QUEEN VICTORIA war ein Handelschiff, zumindest offiziell. An der Backbord- und der Steuerbordseite gab es jedoch einen knappen Meter über der Wasserlinie Luken, deren Abstand von handelsüblicher Regelmäßigkeit war. Man mußte kein Soldat sein, um zu erkennen, daß es sich dabei um Geschützluken handelte, durch kleine Türen verschlossen, aber nicht minder schußbereit als auf den großen Kriegsschiffen. Zwar rechnete noch niemand mit einer Kampfsituation; erst im Indischen Meer war die Möglichkeit gegeben, einem oder mehreren Piratenschiffen zu begegnen.
    Howard Lovecraft hatte sich über die Reling gebeugt und sah nach unten, wo die Gischt am Rumpf des Schiffes entlangperlte und hinten in der Spur aufgewühlten Wassers verschwand, die wie ein prustendes Ungeheuer dem Schiff folgte, hervorgerufen durch die mächtige Schiffsschraube, die das Schiff vorwärtstrieb nach Süden, seiner nächsten Station entgegen.
    Es war Montag abend, und die Luft war lau, beinahe warm. Die Temperatur lag zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Grad, und Howard hatte die Ärmel seines Hemdes aufgekrempelt. Der Wind strich durch sein Haar und kühlte seine Stirn.
    Rowlf löste sich aus dem Schatten einer Tür und trat neben ihn.
    »Wir sind ausgesprochen schnell, nich?«
    »Ja. Ein Glück. Wir werden das Postschiff einholen, mit dem Fogg und sein Diener gefahren sind. Es ist nur eine Frage der Zeit!«
    Er legte den Kopf in den Nacken und blickte suchend nach allen Seiten. Irgendwo hatte ein Licht geblitzt, dessen Ursprung nicht genau feststellbar war. Es war am Ufer gewesen oder irgendwo über dem Wasser. Eine Spiegelung der Sonne konnte es nicht gewesen sein; der schmale Lichtstreifen im Westen – in Howards Rücken – verschwand nun endgültig, und damit senkte sich die Nacht über das Schiff und den Kanal.
    »Hast du das eben gesehen, den Lichtblitz?« fragte Howard leise.
    Rowlf hatte nichts bemerkt, und Howard fand sich damit ab, daß er seine Neugier nicht würde befriedigen können. Im nächsten Moment wurden sie abgelenkt, denn mehrere Angestellte der Company erschienen auf Deck und verteilten Umhänge an die Passagiere, die noch etwas länger auf Deck verweilen wollten. Howard lehnte dankend ab, und Rowlf schloß sich dem an.
    »Hundertvierzig Meilen in einer Nacht«, sagte Howard Lovecraft nach einer Weile sinnend. »Schneller ist auch die Eisenbahn nicht.«
    »Da!« unterbrach Rowlf seine Gedankengänge und deutete nach Osten. »Da is was!«
    Diesmal war es ein Feuerschweif, der über dem Horizont hing, greifbar nah und doch so weit entfernt. Es war eine Sternschnuppe, die in der hohen Atmosphäre verglühte.
    »Wünsch dir was!« sagte Rowlf.
    »Ich wünschte, ich wüßte, was mit Robert geschehen ist.« Er richtete sich ein wenig auf und holte tief Luft. Er wurde unruhig, und das war allemal ein schlechtes Zeichen. Er lauschte auf seine Umgebung. Kein einziges Wort war mehr zu hören. Die Gespräche der übrigen Passagiere waren verstummt. Nur das Stampfen der Schiffsmotoren drang als regelmäßige Vibration herauf an Deck.
    Und das Stampfen wurde lauter, langsam aber unaufhörlich. Howard konnte es nur deshalb feststellen, weil er längere Zeit seine Aufmerksamkeit darauf richtete. Er faßte nach Rowlfs Hand und legte sie auf das Geländer.
    »Spürst du das?« hauchte er. »Das ist nicht in Ordnung!«
    »‘s wird stärker«, bestätigte der Hüne. »Alles bebt. Der Kapitän musses erfahrn!«
    Er wollte sich abwenden und hinüber zur Treppe gehen, die hinauf auf die Brücke führte. Er kam nicht mehr dazu. Ein Schlag erschütterte den Schiffsrumpf,

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